Todrick Hall (Donkey), Antony Lawrence (Shrek) © Pamela Raith
Todrick Hall (Donkey), Antony Lawrence (Shrek) © Pamela Raith

Shrek - The Musical (2023 - 2024)
Tournee, London

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Die aktuelle UK-Tourversion von „Shrek“ hat einen langen Stopp im Eventim Apollo Theatre eingelegt, der auch in der lokalen Theaterpresse stark polarisiert. Das Beste an dieser Inszenierung ist zweifelsohne die Darstellerriege, die im Gegensatz zum Staging ausnahmslos brilliert. Für junge, weniger kritische Musicalfans und große Liebhaber des grünen Ogers ist ein Besuch aber allemal lohnenswert.

Die Regie von Samuel Holmes und Nick Winston wirkt insgesamt etwas unfokussiert und eher bemüht, das potenziell chaotisch ausufernde Buch von David Lindsay-Abaire zu zähmen. Dabei müsste es mit von Anfang an stringent durchgeführter Personenführung und einem inszenatorischen Fokus auf die Hauptcharaktere gar nicht erst Gefahr laufen, sich in den möglichen Nebenszenarien zu verlieren. So wirken die Ensembleszenen recht lieblos aneinander inszeniert und die wichtigen Einzelmomente von Shrek, Fiona oder Lord Farquaad ohne emotionalen Höhepunkt konzipiert. Die glückliche Ausnahme bildet das sehr gelungene und zu Tränen rührende Finale des ersten Aktes „Who I’d Be“, bei dem vom Staging über das Szenenbild alles stimmt und die wunderbaren Darsteller sich voll entfalten können.

Philip Witcombs Kostümdesign weiß durchweg zu gefallen und einen gewissen ‚campy‘ Märchenzauber zu versprühen, während sein Setdesign zum Großteil enttäuscht, was nicht an den sehr schönen physischen Bühnenteilen, wie Fionas Turm-Inneneinrichtung, der gruseligen Lava-Brücke oder Shreks Sumpf liegt, sondern vielmehr an den zum Teil schlecht animierten Projektionen, die alle unterschiedlichen Schauplätze abbilden. Was gerade bei einer Tourproduktion viel inszenatorischen Aufwand sparen und trotzdem wertig wirken soll, hinkt in dieser Version durch die schlechte Qualität. Schön sind in jedem Fall Nick Winstons Choreographien, die voller New Yorker Ballroom-Moves sind. Generell wirkt die ganze Aufmachung des Stücks, inklusive der sehr flamboyanten und nicht immer suggestiv-frivolen Charakterzeichnung einiger Charaktere, nicht nur durch die Choreos wie ein großes Queer-Fest, was das ohnehin durch das Buch parodierte Gesellschaftsbild noch auf ganz anderen Ebenen auf die Schippe nimmt. Im Grunde können (und vielleicht sollen auch) alle Figuren außer Shrek und Fiona als Personen aus dem LGBTQIA+ Spektrum gelesen werden, wenn zum Beispiel Lord Farquaad ganz eindeutig lieber Zeit mit seinem Henker Thelonius als mit der unliebsamen Prinzessin verbringen will, der große böse Wolf sich ins Tootsie-Glitzerkleid schmeißt, das Lebkuchen-„männchen“ Gingy sich als nonbinär outet und der Esel „RuPaul’s Drag Race“ referiert.

Das Ensemble singt die, leider vom Band kommenden, Lieder von Jeanine Tesori stimmgewaltig und enthusiastisch. In den kleinen Charakterrollen kann fast die ganze Cast in Einzelmomenten brillieren, wobei vor allem Imogen Bailey als Ugly Duckling eine grandiose Stimme beweist, Natasha Cayabyab als junge Fiona in „I Know it’s Today“ ihr älteres Alter-Ego fast an die Wand singt, Dylan Collymore als Pinocchio seinen bockigen Charme versprüht, Jonathan David Dudley als Gardekapitän voller ironischer Gute-Laune-Mache viele Lacher abräumt und Tamara Tare als Gingy mit Gospelstimme zum absoluten Publikumsliebling wird.

James Gillan kommt als Farquaad ohne die ulkige Winzling-Illusion aus – so meint man jedenfalls seitens der Regie. Ob die Größenwitze jetzt zu diskriminierend daherkommen oder die Figur gerade dadurch lebt, sei dahingestellt. Nur sollte eine klare Linie gefahren werden. Den im Grunde normalgroßen Gillan mit einigen abgespeckten und so subtil eingesetzten Körperwitzen zu befeuern, geht nicht auf. Dafür punktet seine queere Interpretation der Figur auf ganzer Linie und auch seine Elphaba-Parodie am Ende von „What’s up, Duloc?“ sorgt für Applaussalven. Antony Lawrence kopiert den ikonischen Film-Shrek bis ins kleinste Detail. Stimmfarbe, Akzent, Bewegungen, alles sitzt und sorgt für gefälliges Lächeln bei den Oger-Fans im Publikum. Seine klare Gesangsstimme setzt er bei „Who I’d Be“ emotional ein und weiß auch bei seinem wütend interpretierten Solo „Gonna Build a Wall“ zu gefallen. Joanne Clifton gibt ihre Fiona betont rotzig und schräg, sodass von Anfang an deutlich wird, dass diese Prinzessin selbst eine Außenseiterin darstellt. Das gefällt vielleicht nicht jedem, zumal die Rolle dadurch auch an komödiantischem Potenzial einbüßt, das sich aus der Diskrepanz zwischen royaler Contenance und burschikoser Eigenbrötlerin ergibt. Cherece Richards zeigt in „Forever“ als Drache, dass ihre Stimme nicht von dieser Welt scheint. Mit einem schier unendlichen Stimmenvolumen gelingt es ihr mit dieser Ein-Szenen-Rolle, den unangefochtenen gesanglichen Höhepunkt der gesamten Inszenierung zu erschaffen. Todrick Hall mausert sich unter den Hauptfiguren zum Star, der mit souliger Stimme und großen Belting-Passagen seine Comedy-Rolle auch gesanglich hochkarätig interpretiert. Mit grenzenloser Energie wirbelt er mit perfektem komödiantischen Gefühl und viel Attitude über die Bühne, so dass jeder Auftritt des Esels im Gedächtnis bleibt. Großes Kino und eine Casting-Entscheidung, die das gesamte Stück oben hält!

 
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KREATIVTEAM
InszenierungSam Holmes
Nick Winston
DesignPhillip Witcomb
 
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CAST (AKTUELL)
ShrekAntony Lawrence
FionaJoanne Clifton
Lord FarquaadJames Gillan
DonkeyTodrick Hall,
(Brandon Lee Sears)
DragonCherece Richards
EnsembleLeo Abad
Scotty Armstrong
Imogen Bailey
Jabari Braham
Natasha Cayabyab
Mark Darcy
Jonathan David Dudley
Remi Ferdinand
Sonny Grieveson
Edward Leigh
Bethany Kate
Jesicca Lim
Andile Mabhena
Bronte MacMillan
India Thornton
SwingsTalia Duff
Gabriela Gregorian
Rory Shafford
Jamie Jonathan
 
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CAST (HISTORY)
=2023/24=
ShrekAntony Lawrence
FionaJoanne Clifton
Lord FarquaadJames Gillan
DonkeyBrandon Lee Sears
DragonCherece Richards
EnsembleLeo Abad
Scotty Armstrong
Imogen Bailey
Jabari Braham
Georgie Buckland
Natasha Cayabyab
Mark Darcy
Jonathan David Dudley
Remi Ferdinand
Sonny Grieveson
Edward Leigh
Bethany Kate
Jesicca Lim
Andile Mabhena
Bronte MacMillan
India Thornton
SwingsTalia Duff
Gabriela Gregorian
Rory Shafford
Jamie Jonathan
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Di, 26.09.2023 19:30New Wimbledon Theatre, London
Mi, 27.09.2023 19:30New Wimbledon Theatre, London
Do, 28.09.2023 14:30New Wimbledon Theatre, London
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