Geld von der grünen Branche

Wie eine Schweizer Produktion um Darsteller Martin Bacher es mit einer pfiffigen Idee geschafft hat, Sponsoren aus der Gartenbranche für ein Musical-Projekt zu begeistern.

Eigentlich wollte Bruno Bacher, Besitzer eines Gartencenters im schweizerischen Langnau, sich in Nürnberg nur einen netten Theaterabend machen und schauen, wie sich sein Sohn Martin als Seymour im „Kleinen Horrorladen“ schlägt. Doch dann war er von der Show und der Thematik – ein Musical, das in einem Blumenladen spielt – derart begeistert, dass daraus gleich ein neues Projekt wurde. Ab Ende August tourt der „Kleine Horrorladen“, produziert von Martin Bacher, durch vier schweizerische Gartencenter. Und das soll noch nicht alles gewesen sein.

„Ich kann eigentlich ganz gut schlafen“, sagt Martin Bacher und wirkt sehr frisch für jemanden, der gerade mitten in den Proben für eine selbst produzierte Show steckt, eine der Hauptrollen spielt und nebenbei noch die CD zur Show mitproduziert. Die Vorbereitungen liegen im Zeitplan und 95 Prozent der Kosten sind schon im Vorfeld gedeckt: Die Gartencenter haben gewissen Garantiekontigente an Karten abgenommen, und einige Sponsoren sind auch dabei – „fast alle aus der grünen Branche, die hätten sonst niemals ein Musical unterstützt“.

In den Gartencentern wird eine Bühne und eine Zuschauertribüne für rund 300 Zuschauer aufgebaut, nach Ladenschluss wird gespielt. „Die Betreiber wollen alles mit Blumen dekorieren, ein besseres Umfeld kann man sich für dieses Stück garnicht vorstellen“, sagt Bacher. 33 Vorstellungen sind geplant. Künstlerisch soll es keine Experimente geben: „Das Stück ist gut und die Situationen sind so skurill, dass man daran nichts mehr machen muss. Wir wollen es ehrlich spielen und die Charaktere ernst nehmen – Slapstick funktioniert spätestens im zweiten Akt nicht mehr.“

Die CD zur Show nimmt Koen Schoots („Jekyll&Hyde“) in seinem Berliner Studio auf, eine Top-Adresse im Bereich Musical-Produktion. Damit erhält die 13 Jahre alte deutschsprachige Original-Einspielung mit Katja Brauneis und Andreas Lachnit erstmals Konkurrenz. „Die Orchestrierung wird moderner und eher an den Film angelehnt, mit Streichern und allem drum und dran“, verrät Bacher. Die Halbplaybacks sollen auch in der Show zum Einsatz kommen.

Ein Anfängerfehler, der anderen Produzenten gerne passiert, blieb den Horrorladen-Machern erspart: Sie kümmerten sich gleich zu Beginn um die Aufführungsrechte. „Irgendwann rief mich ein Maskenbildner an und sagt: Hey, ihr wollt ja auch in der Schweiz den Horrorladen spielen. Bei uns steht das Ensemble bereits, und die Pflanze ist auch schon fertig“, erzählt Martin Bacher. Sich die Rechte zu sichern, hatten die Produzenten schlicht vergessen – jetzt müssen sie ihre Show verschieben.

Beim Familienunternehmen Bacher denkt man derweil schon weiter. Wenn alles gut läuft, soll der Horrorladen auch noch an andere Gartencenter verkauft werden, Interessenten aus Deutschland gibt es schon. Und auch ein Nachfolgeprojekt kann sich Martin Bacher, der am Produzieren sichtlich Spaß gefunden hat, gut vorstellen: „Wir haben da ein anderes Stück im Hinterkopf, das auch gut in dieses Garten-Ambiente passen würde…“

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