Ich nutze das nicht aktiv

Im muz-Gespräch berichtet Katie Schauer über ihren Weg vom Pop zum Musical, von Proben im elterlichen Wohnzimmer und vom Rollenstudium als Zweitbesetzung.

Katie Schauer steht bei „Marie Antoinette“ im Ensemble und als Zweitbesetzung in der Rolle der Margrid Arnaud auf der Bühne. Doch es gab ein Leben vor dem Musical. Mit ihrer Band „Wonderwall“ (mit „Just more“ auf Platz 2 der deutschen Charts) gewann sie 2003 den rennomierten ECHO der Deutschen Phono-Akademie als beste Nachwuchsband.

Vom Pop auf die Musicalbühne: Woher kommt die Leidenschaft?
Die habe ich schon ganz lange. Ich habe mit Ela, meiner Freundin, mit der ich „Wonderwall“ zusammen gemacht habe, schon ganz früh angefangen, auch Musiktheater zu machen. Das lief eigentlich immer parallel. Wir haben, als wir so 15/16 waren, schon eine Theatergruppe gehabt mit bis zu 30 Kids. Die probten dann bei uns im Wohnzimmer, da wussten meine Eltern immer schon: „Aha, Wohnzimmer heute wieder gesperrt!“
Dann haben wir auch immer so rund im Weihnachten unsere eigenen Kinderstücke gemacht, eines hieß „Drei Hexen und der Weihnachtstraum“. Das haben wir geschrieben und auf die Bühne gebracht, als wir so 17/18 waren. Da lief dann aber gleichzeitig schon „Wonderwall“ .
Naja, und dann kam irgendwann, als „Wonderwall“ richtig groß geworden war, der Punkt, wo wir gesagt haben, jetzt ist es Zeit für einen Cut, um auch unsere zweiten Träume zu erfüllen. Ela hat in Köln eine Schauspielausbildung gemacht, ich hier in Bremen eine Musicalausbildung. Dazu parallel habe ich in Bremen auch schon gespielt, dann nochmal in Berlin einen dreieinhalbmonatigen Intensiv-Workshop gemacht. Für die staatlichen Schulen war ich eh zu alt und dann habe ich mir etwas gesucht, wo ich auch während des Studiums schon wieder auf der Bühne stehen konnte. Und so kam ich zur Musicalbühne.

Und wie kam es dann zum Engagement bei „Marie Antoinette“?
Davor hatte ich ein paar Castings gemacht. Für das „Jamie Oliver Dinner“ in Hamburg, da war ich in den Finals dabei. Für „Frühlings Erwachen“ war ich dann zu alt, für „Spamalot“ passte ich vom Typ nicht, bin aber trotzdem einfach zum Casting gegangen.
Und dann bin ich über eine Nach-Audition bei „Marie-Antoinette“ reingerutscht. Das war schon spannend. Da drückten sie mir ein Blatt mit Noten in die Hand. „Blind vom Licht der vielen Kerzen“, das ich da ja noch nicht kannte. Das sollte ich eben lernen. Und dann gings ganz schnell, ich wurde gleich ausgemessen für die Kostüme und war dann dabei.

Und wie war es dann, das erste Mal in einer solchen Großproduktion?
Das war schon die Erfüllung eines Traumes. Ich war ja früher auch immer in all den großen Musicals gewesen, „Cats“, „Phantom“. Und plötzlich war ich selbst dabei. Da hatte ich schon eine große Ehrfurcht, als ich das erste Mal zur Probe ins Theater kam. Da standen plötzliche Leute neben mir, die schon „Mamma Mia!“ gemacht hatten, die Magda im „Tanz der Vampire“ und ich dachte: „Wow!“.

War die Popkarriere da eher hilfreich oder eher eine Belastung?
Negative Reaktionen habe ich nicht bekommen. Viele wussten das aber auch gar nicht und ich habe das nicht an die große Glocke gehängt. Ich komm da ja nicht rein nach dem Motto: „Hallo hier bin ich, das Popsternchen!“. Da wären die Reaktionen sicher anders gewesen, vielleicht auch, wenn ich direkt die Erstbesetzung bekommen hätte. Aber so war das absolut ok. Ich schreibe das auch in meinen Lebenslauf, die Jahre kann man ja nicht so einfach ausblenden, aber ich nutze das nicht aktiv und mit ausgefahrenen Ellenbogen.

Wie war die Probenphase mit dem japanischen Regisseur von „Marie Antoinette“?
Spannend, aber auch schwierig. Er hat uns ja nicht verstanden. Er hatte zwar das Buch und die Texte, aber es gab da ja immer kleine Unterschiede auch zwischen der japanischen und der deutschen Version. So ist die erste Szene im zweiten Akt in Japan ganz anders angelegt als in Deutschland. Da gabs dann erst einmal ein Missverständnis, weil der deutsche Text etwas ganz anderes vorgab als der japanische. Aber wir hatten einen Übersetzer, der auch selber Regisseur war, der hat dann vermittelt. Michael Kunze und Sylvester Levay waren allerdings auch oft mit dabei, haben hier und da noch etwas geändert, und Michael Kunze hat auch mit den Hauptdarstellern in Dialogproben an den Texten gearbeitet.

Wie lernt man eigentlich als Zweitbesetzung eine Hauptrolle?
Direkte Proben mit dem Regisseur hatte ich dazu nicht. Ein paar Proben mit der Regieassistenz und mit dem musikalischen Leiter die Songs ein paar Mal durchsingen, das wars. Ansonsten musste ich viel bei Sabrina abgucken, Positionen mitschreiben und mir vieles selber erarbeiten. Wobei mir Sabrina Weckerlin und Marion Furtner da auch viel geholfen haben, wir haben uns zusammengesetzt und sie haben mir die Gänge und Positionen gesagt, die ich dann mitschreiben konnte.

Und das erste Mal in der Hauptrolle auf der Bühne?
Da war ich natürlich aufgeregt. Ich wusste von vornherein, dass ich nicht viel spielen werde und nur zum Einsatz komme, wenn Sabrina oder Marion ausfallen. Das ist aber auch ok so, auch weil ich mich mit beiden wirklich gut vestehe. Umso schöner, dass es auch einmal schon geklappt hat.
Aber auf der Bühne war es schon etwas besonderes. In der Band war ich ja gewöhnt, dass ich als Sängerin das Tempo mache, die Musiker dann eine Schleife spielen, wenn ich zwischendurch was sage. Auf der Musicalbühne ist das ganz anders. Da gibt der Dirigent das Tempo, Chor und Orchester reagieren und auch ich muss mich da seinen Vorgaben anpassen. Das war eine Umstellung. Früher hatte ich das Schlagzeug ganz laut direkt hinter mir, jetzt höre ich plötzlich sehr leise das Orchester und mich selbst sehr laut. Das ist schon eine Umstellung.

Wie geht’s jetzt weiter nach „Marie Antoinette“?
Das weiß ich noch gar nicht. Ich fühle mich sehr wohl in Bremen und überlege durchaus, ob ich mal schaue, an den Stadttheatern rundherum etwas zu bekommen. Ich lass mich da überraschen, wie immer vom Leben!

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