Ein Musical über ein Theater-Ensemble und deren emotionale Verstrickungen auf und hinter der Bühne – das ist zwar keine neue Idee, lässt aber durchaus immer wieder Raum für amüsante Situationen und allerlei Verwicklungen. Und so bietet „Così fan tutte – Das Musical“ einige charmante Momente, es fehlen aber zündende Ideen und fesselnde Figuren.
Der ambitionierte, aber völlig unbekannte und mittellose Regisseur Ritchie will Mozarts „Così fan tutte“ inszenieren. Um das amouröse Geplänkel in der Oper möglichst überzeugend rüberkommen zu lassen, engagiert er für die beiden Liebespaare tatsächlich miteinander verbandelte Sängerinnen und Sänger. Als sie jedoch zur ersten Probe erscheinen, kommt heraus, dass die Pärchen sich schon wieder getrennt haben und Ritchies besonderes Konzept somit zum Scheitern verurteilt ist. Gemeinsam mit seiner Assistentin Angelina, die ihm für diesen Job von der Agentur vermittelt worden ist, versucht er nun, während der Probenzeit das Feuer der Liebe zwischen den vieren irgendwie wieder zu entfachen.
Constantin Stahlberg hat für diese Handlung jazzig-poppige bis schlagerselige Lieder komponiert – relativ einfach strukturiert, aber durchaus ins Ohr gehend. Interessant wird die Partitur durch immer wieder auftauchende Zitate aus Mozarts Werk. Und auch wenn die sechsköpfige Band unter Leitung von Stefan Hiller natürlich nicht mit einem Opern-Orchester zu vergleichen ist, sind die Herren mit sichtlichem Spaß und Professionalität bei der Sache. Die sechs Sänger erledigen ihre Aufgabe auch passabel, so dass es sich musikalisch zwar um keinen großen Wurf handelt, aber auch nicht wirklich ein Grund zum Meckern besteht.
Das Buch hingegen bietet einigen Anlass zur Kritik. Das neckische ‚Wen verkuppeln wir jetzt mit wem?‘-Spielchen wird an diesem Abend ausgedehnt bis zum Gehtnichtmehr und bleibt dabei doch viel zu sehr an der Oberfläche. Was Liz, Kira, John und George – die vier Sänger, die die Liebespaare in Mozarts Oper singen sollen – als Personen ausmacht, warum sie sich auf eine Beziehung eingelassen haben und es dann letztlich doch nicht geklappt hat, darüber erfährt der Zuschauer so gut wie nichts. Auf der Bühne stehen zwei immer mal wieder albern kichernde Klischeefrauen und zwei sich gegenseitig auf die Schultern klopfende Klischeemänner, denen Gabi Blonski Groschenroman-Texte wie „Sturm der Gefühle, innere Kühle, kann ihn nicht fassen, kann ihn nicht lassen“ oder „als ich dir gestand, du warst wunderbar, war ich dir geliefert mit Haut und Haar“ auf die Leiber schrieb – die großen Gefühle werden zitiert, aber nicht mal in Ansätzen gelebt.
Ein bisschen besser ergeht es den anderen beiden Figuren: Regisseur Ritchie und Regieassistentin Angelina. Letztendlich läuft es auch bei den beiden auf ein Geplänkel nach dem Motto „was sich neckt, das liebt sich“ hinaus, doch immerhin erhalten die zwei inhaltlich mehr Raum auf der Bühne. Und da es dem stimmlich äußerst flexiblen Bariton Johannes Braun vortrefflich gelingt, den Ritchie als selbstverliebten, herrischen Gockel zu spielen, ist es für Ann-Marie Lone Gindner als schlagfertige, intelligente Angelina ein leichtes Unterfangen, die Sympathien des Publikums auf sich zu ziehen, nicht zuletzt dank ihres klaren sicheren Soprans.
Gabi Blonski zeichnet auch für die Regie verantwortlich, und hier muss ihr zugute gehalten werden, dass ihr praktisch kein Bühnenbild und nur wenige Kostüme und Requisiten zur Verfügung standen. Aufführungsort ist eine Reetscheune, in der relativ zentral eine viereckige Spielfläche aufgebaut wurde. Die Zuschauer sitzen an drei Seiten dieser Fläche. An der vierten Seite wurde die Band positioniert, daneben stehen mehrere gut gefüllte Garderobenständer (die deutlich mehr Kleidungsstücke zeigen, als während des Stückes zum Einsatz kommen). In der Regel treten die Darsteller zwischen diesen Klamotten auf und ab. Als Requisiten stehen einige Stühle, Briefe und Blumenkränze zur Verfügung, ansonsten muss alles aus der Interaktion der Darsteller erfolgen. Und da auch diesbezüglich eher oberflächlich gearbeitet wurde, gerät der Abend an mehreren Stellen schleppend und langatmig.
Zum Finale, wenn sich die sechs Personen endlich zu drei Pärchen gefunden haben – die Logik, wer warum mit wem, und was das für die eigentlich ja noch ausstehende Operninszenierung bedeutet, dabei schon völlig außer acht lassend – gelingt ihr mit einem Herzen aus rosa Blütenkränzen, das die Darsteller um sich formieren, ein überzuckert kitschiges Bild, das den Zuschauern endlich mal ein herzhaftes Lachen statt des ansonsten vorherrschenden leicht amüsierten Schmunzelns entlockt. Von solchen Momenten bräuchte das Stück viel mehr, doch die Oberflächlichkeit beherrscht die Szenerie.
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