Es ist wirklich schade, wenn gut gedachte Regieideen erkennbar sind, diese aber letztendlich nicht beim Publikum ankommen und der Funke kaum überzuspringen vermag. Dabei bietet das Comedy-Musical mit seiner kurzweiligen Geschichte alle Zutaten für einen rundum unterhaltsamen Abend.
Das Stück handelt vom Sklaven Pseudolus, der um seine Freiheit zu erlangen seinen jungen Herrn Hero mit der Kurtisane Philia zusammenbringen möchte. Diese ist allerdings bereits dem Hauptmann Miles Gloriosus versprochen. Es folgt ein bunter Reigen an verrückten Situationen und Verwechslungen, die natürlich mit einem Happy End enden.
Regisseurin Annette Wolf inszeniert diese Komödie als Mischung aus Farce und Groteske mit einer Palette an Humor, die so ziemlich alle erdenklichen Sparten von Monty Python über Mel Brooks bis hin zum Animationsfilm abdeckt. Sie versucht das Tempo hochzuhalten und ein Gag-Feuerwerk abzuschießen, doch leider will es nicht richtig zünden. So zieht sich der erste Akt mit seinen 90 Minuten wie Kaugummi. Das Publikum nimmt das Geschehen lethargisch hin und es überrascht kaum, dass zu Beginn des zweiten Aktes auffällig viele Plätze frei bleiben.
Schade eigentlich, denn der zweite Akt kommt weitaus kurzweiliger über die Rampe und kurz vor dem Finale scheint es plötzlich wie ein Wunder, wenn eine verrückte Verfolgungsjagd in bester Boulevardmanier zum ersten Mal das Publikum abholt und zu schallendem Gelächter einlädt, sodass die Frage bleibt, warum das nicht bereits in den ersten 90 Minuten ähnlich gewesen ist.
Der Knackpunkt ist das Hagener Ensemble, dem man nicht vorwerfen kann, dass es lustlos und ohne Spielfreude agiert. Aber es scheinen nicht ausreichend schauspielerische Ressourcen bzw. komisches Talent zur Verfügung zu stehen, um Brüche sauber zu spielen, Pointen richtig zu setzen und konstante komödiantische Leistungen abzuliefern. Viele Dinge wirken gezwungen, aufgesetzt, übertrieben, schwammig und nicht genau gespielt. Pointen verpuffen im allgemeinem Geschehen auf der Bühne. Die ganze Darstellerriege wirkt nicht als homogenes Ganzes, sondern als bunte Mixtur verschiedener Humorebenen, die nicht zueinander passen. Hier hätte Frau Wolf noch genauere Figurenarbeit betreiben müssen.
Sie verpasst es auch, zur ungewöhnlich gefälligen Musik von Sondheim richtige Shownummern zu inszenieren, sodass es – trotz der sehr guten gesanglichen und interpretatorischen Leistungen vom Ensemble und dem Orchester unter der Leitung von Steffen Müller-Gabriel, das eine wahre Wohltat für die Ohren ist und den klassischen Broadwaysound heraufbeschwört – kaum Applaus gibt.
Das ganze leider nicht so geglückte Geschehen findet in einem Bühnenbild von Lena Brexendorff statt, das geschmacklich sicherlich nicht jeden Nerv trifft. Auf der Drehbühne stehen 3 wandelbare Häuser, die stilistisch als eine Mischung aus Comic und 90er Jahre „Super Mario Brothers“- „Tetris“-Videospieldesign wirken. Ergänzt wird die visuelle Seite mit schlichtweg hässlichen Kostümen, die direkt aus dem Fundus zu stammen scheinen und nicht immer ans antike Rom erinnern.
Was bleibt, ist ein unbefriedigender Abend, der beweist, dass das sonst doch durchaus flexibel einsetzbare Hagener Opernensemble nicht für jede Art von Musical geschaffen ist. Mit singenden, komödiantisch talentierten Schauspielern in den Schlüsselrollen hätte der Abend sicherlich eine ganz andere Wendung nehmen können.
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