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Marry Me a Little (2004)
Colosseum, Essen

CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

In einer gelungenen Inszenierung von Daniel Witzke präsentieren die „Aida“-Darsteller Natascha-Cecillia Hill und Petter Bjällö das anspruchsvolle Zwei-Personen-Musical mit Songs von Stephen Sondheim.

Dass Stephen Sondheims Stücke relativ selten auf deutschen Bühnen zu sehen sind, liegt wohl daran, dass seine Kompositionen recht anspruchsvoll sind und beim ersten Hören wenig Ohrwurmcharakter aufweisen. „Marry Me A Little“, das im Rahmen des Folkwang Fests der Künste im Studio Theater des Essener Colosseums zu sehen ist, bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme.
Das knapp 70minütige Zwei-Personen-Musical zeigt den Ablauf eines Samstagabends im Leben eines männlichen und eines weiblichen Singles, die im selben Mietshaus wohnen, sich aber nicht kennen. Beide sitzen alleine in ihrer Wohnung und reflektieren in 18 aneinander gereihten Sondheim-Songs (deutsche Übersetzung: Frank Thannhäuser) über das Single-Dasein an sich, über die positiven und negativen Aspekte ihrer vergangenen Beziehungen und über ihre Sehnsucht, endlich den passenden Partner zu finden. Das Auf und Ab in der Gefühlswelt eines einsamen Singles findet im Wechsel zwischen melancholischen und fröhlichen Melodien seinen Ausdruck. Eine Handlung mit Spannungsaufbau gibt es hier nicht. Es handelt sich vielmehr um einen fiktiven Gedankenaustausch, den die beiden führen, ohne sich dabei konkret gegenüber zu stehen.
Ein wenig ironisch wirkt die Tatsache, dass die Wohnungen der Singles auf der Bühne nicht etwa separat dargestellt sind, sondern dass sich die beiden in den selben Räumen aufhalten, sich aber gegenseitig nicht wahrnehmen. Optisch passen sie sehr gut zueinander und man hofft bis zum Ende, dass sie sich doch noch kennenlernen. Aber ihre einzige Kommunikation bleibt darin bestehen, dass er wütend auf den Fußboden klopft, weil sie in der Wohnung unter ihm lautstark Bilder an die Wand nagelt.
Regisseur Daniel Witzke hat genau das richtige Tempo für seine Inszenierung ausgewählt und einige lustige Ideen eingebaut, die zwischen den überwiegend melancholischen Songs für etwas Auflockerung sorgen. Man muss immer wieder schmunzeln, wenn einer der beiden Singles sich im Hintergrund mit völlig banalen Dingen beschäftigt, während der andere sich gerade auf einer höheren geistigen Ebene befindet und ein anspruchsvolles Lied zum besten gibt. So kann man dem männlichen Single beispielsweise drei Minuten lang beim wenig erfolgreichen Öffnen einer Dose zusehen, oder dem weiblichen Single im Badezimmer über die Schulter schauen, wenn sie im Nachthemd vor dem Spiegel steht und sich den Föhn wie eine Pistole vor den Kopf hält. Ein Highlight ist auch die Szene, in der die beiden davon träumen, mit dem richtigen Partner zu tanzen. Auf der Bühne tanzen sie dann tatsächlich miteinander durch die Wohnung, allerdings ohne sich dabei zu berühren.
Ein so kleines und intimes Stück lebt natürlich maßgeblich von der Leistung seiner Darsteller. In Essen sind beide Rollen perfekt besetzt. Begleitet von Thomas Meyer am Piano, singen sich Natascha Cecilia Hill (bis vor kurzem noch Zweitbesetzung Amneris in der Essener „Aida“-Produktion und bald bei „Romeo & Julia“ in Wien) und Petter Bjällö (aktuelle Zweitbesetzung Radames bei „Aida“) stimmstark durch die schwierigen Kompositionen und überzeugen auch schauspielerisch ohne Einschränkungen.
Dennoch wird dieses Kammermusical die breite Masse wohl nicht begeistern können. Sondheim-Liebhaber und Fans der beiden Darsteller, die sie immer schon mal bei ganz alltäglichen Tätigkeiten beobachten wollten, sollten es sich aber auf keinen Fall entgehen lassen.

 
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CAST (AKTUELL)
mitNatascha-Cecillia Hill
Petter Bjällö
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Do, 07.10.2004 20:00Colosseum, EssenPremiere
Sa, 09.10.2004 22:00Colosseum, Essen
So, 10.10.2004 11:30Colosseum, Essen
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