Der Glöckner von Notre-Dame
Rudolf-Wild-Halle, Eppelheim

Joerg Steve Mohr und Michael Bellmann („Hinter dem Spiegel“) wagen in ihrem neuesten Werk einen frech-frischen Blick auf den bekannten Hugo-Stoff. Das tut der Geschichte streckenweise sehr gut, bringt aber dramaturgische Schwierigkeiten mit sich und wird der Romanvorlage nur teilweise gerecht.

In der Disney-Fassung gab es Wasserspeier – hier sind es drei Heiligenfiguren, die uns durch die Geschichte führen. Das ist vor allem deshalb spannend und witzig, weil jede eine etwas andere Sicht der Dinge hat.
Überhaupt tut dieses Augenzwinkern dem Stoff gut (Gringoires „Ich mach mir nichts draus“ erzählt herrlich schräg seine Lebensgeschichte), schafft aber auch Probleme: Quasimodos Gerichtsverhandlung gerät zur Klamauk-Szene und man erfährt mit einem Lachen im Gesicht, daß er zu 20 Peitschenhieben verurteilt wird. Das hebelt die Ernsthaftigkeit der Figuren aus und verwischt den Focus. Auch gibt es im Vergleich zu Disney vier weitere Figuren auf der Bühne, was vor allem im ersten Akt von Quasimodo ablenkt und zudem einige Charaktere unterentwickelt läßt.
Die Texte sind solide, aber unspektakulär, manchmal auch arg pathetisch: „Das Gute bricht den Bann, wir glauben fest daran!“
Die Inszenierung erinnert in vielen Szenen stark an Disney, zeigt aber auch, daß man ohne zu klotzen effektvolles Theater machen kann (beeindruckend: „Nur ein Blick von ihr genügt“). Dieser Song gehört auch zu den kompositorischen Highlights – die Partitur ist meist schlicht, bietet aber einige starke Melodien, z.B. „Was haben wir nur gelernt?“.
Sascha Oliver Bauer bedient den Quasimodo mit vollem Einsatz, Semira Samar singt sehr schön, scheint aber durch die manchmal verwaschene Regie etwas unterfordert.

 
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