James Park © Philipp Dietrich
James Park © Philipp Dietrich

NEUES FEATURE
3 Fragen an... James Park

Während für viele Musical-Darsteller die Sommermonate auch ein bisschen Entspannung mit sich gebracht haben, war der Sommer 2024 für James Park alles andere als pure Erholung: Neben einer Musical-Uraufführung am Wolfgangsee, der Titelrolle in einem Kinder-Musical in der Burgarena Rheinsberg nahm er auch noch an einem Song-Contest im österreichischen Fernsehen teil. In unserem kurzen Interview erzählt uns James unter anderem, wie es ihn in sowohl ins Fernsehen als auch auf die Musicalbühne verschlagen und welche Pläne er für die nächsten Monate hat.

Neben deinen Engagements im Musical – du warst gerade eben erst der Heinrich in der Uraufführung von „Wolf ≈ Das Mystical“ – hast du in den letzten Monaten mit einem Auftritt im österreichischen TV-Format „Die große Chance“ ziemlich hohe Wellen geschlagen. Du bist dort mit deinen Musicalsongs bis ins Finale gekommen. Wie bist du auf die Idee gekommen, an einem Song-Contest im Fernsehen teilzunehmen und gab es für Dich DEN einen großen Moment?

James Park bei „Die große Chance – Let’s Sing and Dance“
© ORF / Hans Leitner

Auf „Die große Chance“ bin ich eher zufällig gestoßen, als ich einen Werbeaufruf zur Teilnahme gesehen habe. Das hat mich zum Schmunzeln gebracht und ein bisschen nostalgisch gemacht, weil ich als Schüler mal bei „DSDS“ mitgemacht habe – und direkt in der ersten Runde rausgeflogen bin. Daran hatte ich schon gar nicht mehr gedacht, bis mein lieber Kollege und Agent, Carsten Lepper, mir vorschlug, doch bei „Die große Chance“ mitzumachen. Anfangs war ich skeptisch, weil ich Angst davor hatte, mich auf so einer großen Bühne zu blamieren. Aber Carsten hat mich ermutigt, an mich selbst zu glauben, und schließlich habe ich mich entschieden, es zu versuchen.

Einen ganz besonderen Moment gab es gleich in der ersten Show, als ich mit dem Lied „Till I Hear You Sing“ aufgetreten bin. Ich war gut vorbereitet und fühlte mich relativ entspannt, aber die Tatsache, dass man nie vorher wissen kann, wie so ein Auftritt tatsächlich ankommt, machte mich ein wenig nervös. Kurz vor dem Auftritt dachte ich mir noch: Egal, wie es ausgeht, ich werde stolz auf mich sein, weil ich gleich mein Bestes geben werde. Als die Musik losging, war ich dann komplett in der Musik versunken… – wahrscheinlich auch wegen der In-Ears und den hellen Scheinwerfern, durch die ich nur das Playback hörte und kaum etwas sehen konnte. Nach dem letzten Ton, als ich quasi wieder zu mir kam, sah ich, wie das Publikum aufgestanden war und mir applaudierte. Das war ein Wahnsinnsgefühl! Auch die liebe Jury gab mir Zusprüche und ihre Stimmen, sodass ich in die nächste Runde gehen konnte. In dem Moment war ich so dankbar und wusste: Das war genau die richtige Entscheidung!

Das Musicalpublikum kennt dich vorwiegend aus den vbw-Produktionen wie „Rebecca“, (Frank Crawley), „Miss Saigon“ (Thuy) oder „Jesus Christ Superstar“ (Pilatus). Eigentlich kommst du aber aus der Oper. Wie bist du im Musical gelandet und was ist für dich der größte Unterschied zwischen den beiden Musiktheater-Formen?

James Park als „Thuy“ in der Wiener Inszenierung von
„Miss Saigon“ © Johan Persson

Um diese Frage sinnvoll zu beantworten, muss ich erstmal einen kleinen Umweg machen, haha! Als ich mit 17 Jahren zum ersten Mal Gesangsunterricht nahm, wollte ich eigentlich nur Pop- und Rocksongs singen, ohne in den hohen Lagen herumzukieksen. Meine damalige Gesangslehrerin erkannte jedoch schnell, dass mehr als nur ein Hobby in mir steckte. Also hat sie mich in die klassische Gesangstechnik eingeführt – so wie beim Tanz das Ballett eine gute Grundlage ist, kann auch die klassische Technik dem Singen nur helfen.

Als ich mich dann entschied, Musik zu studieren, stand ich vor einer weiteren Frage: Musical oder Klassischer Gesang? Meine Lehrerin gab mir eine ehrliche und der damaligen Zeit entsprechende Antwort: Ich sollte Operngesang studieren. Sie meinte, ich hätte zwar Potenzial für beide Richtungen, aber mit meiner Herkunft und meinem Aussehen hätte ich in der Oper größere Chancen auf bedeutende Rollen. In der Oper zählen vor allem die Stimme und Musikalität. Niemand würde sich fragen: „Warum ist Tristan plötzlich Asiate?“ oder „Warum sieht Don Carlos orientalisch aus, wenn Philipp II. ein Europäer ist?“. Heute gibt es glücklicherweise auch im Musical das sogenannte „Colorblind Casting“, aber damals erschien mir der Opernweg einfach sinnvoller.

Während meines Studiums wurde ich Stipendiat im Opernstudio des Gemeinschaftstheaters Krefeld-Mönchengladbach, wo ich in verschiedenen Musiktheaterproduktionen kleine bis mittelgroße Rollen singen durfte. Unter den zahlreichen Opern- und Operettenproduktionen gab es auch einige Musicals wie „My Fair Lady“, „Das Geheimnis des Edwin Drood“ und „Otello darf nicht platzen“. Diese Ausflüge in die Musicalwelt fand ich besonders erfrischend, da ich so die Gelegenheit hatte, das Genre näher kennenzulernen.

Als ich dann die Ausschreibung für „Miss Saigon“ in Wien las, dachte ich mir: „Warum eigentlich nicht? Schlimmeres als ein Nein kann ich nicht bekommen.“ Und so kam ich schließlich nach Wien. Ich bin sehr froh, dass ich seitdem weitere Jobs hier bekommen habe und in dieser wunderbaren Stadt bleiben darf.

James Park © Philipp Dietrich

Du hast vor einiger Zeit in einer „Question-&-Answer“-Story angekündigt, dass Du demnächst auch in einer Rolle in Deutschland zu sehen sein wirst. Magst du uns verraten, wo das sein wird und uns ein bisschen was über die neue Rolle erzählen?

Ja, liebend gerne! Ich freue mich wahnsinnig über das Stück und die Spielstätte. In der kommenden Spielzeit werde ich am Theater Krefeld-Mönchengladbach die Rolle des Anthony in „Sweeney Todd“ spielen. Ich stelle mir vor, dass es sich fast wie ein Heimkommen anfühlen wird, wieder in meinem alten Theater zu stehen – und dass es dann auch noch ein Sondheim-Stück ist, erfüllt mir wirklich einen Herzenswunsch! Die Premiere ist am 7. Juni 2025, und ich hoffe, ihr schaut mal vorbei!

Und außerdem planen meine liebe Freundin Bianca Basler und ich einen ganz besonderen musikalischen Abend namens „Wiener Blut geleckt“ am 31. März 2025 im KulturGewölbe in Vösendorf. Gemeinsam mit den fantastischen Musikern bringen wir unsere Reise aus Deutschland nach Wien auf die Bühne – eine Art musikalische Liebeserklärung an unsere neue Wahlheimat.

Es wird ein ganz persönlicher Abend: Neben beliebten Musical-Songs und Pop-Duetten geben wir auch Einblicke in unsere eigenen Geschichten, teilen Momente des Ankommens, des Träumens und des Fußfassens in Wien. Mit einem Augenzwinkern und viel Herzblut nehmen wir euch mit hinter die Kulissen – wie es ist, als Künstler in fremden Orten zu leben und zu arbeiten. Wir hoffen, dass unser Programm euch berührt und inspiriert und ihr spüren könnt, wie sehr Wien uns ans Herz gewachsen ist, aber gleichzeitig auch, wie wir Deutschland vermissen.

Vielen lieben Dank für die Einblicke in deine Pläne und Herzlichen Glückwunsch zu Deinem neuen Engagement bei „Sweeney Todd“ in Mönchengladbach, lieber James! Wir freuen uns sehr, dich bald wieder auf der einen oder anderen Bühne zu sehen!

 
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