All About Musical (2024)
baCKstage Event, Kerzenheim

Für einen Abend wird das Saarland in Wallungen versetzt: Produzent Christopher Krill lädt eine Handvoll erlesener Musical-Hochkaräter ein, um Jukebox-Evergreens, Bühnenklassiker und moderne Hits mit einem fließenden musikalischen Arrangement zum Besten zu geben. Unterstützung erhalten Sidonie Smith, Celena Pieper, Sharon Sexton und Rob Fowler durch den saarländischen Entertainer Martin Herrmann. Das Showkonzept geht zur Begeisterung des Publikums vollends auf und schreit förmlich nach einer Reprise in naher Zukunft.

Durch differenzierte, stimmungsvolle Lichttechnik, mächtig satten Ton mit Mut zur Lautstärke, ein schönes Bühnen-Layout und dramatischen Bühnennebel ist von technischer Seite her für ein einwandfreies Konzerterlebnis gesorgt, das die Solistenriege und die interpretierten Songs im besten visuellen und auditiven Licht präsentiert.

Die fünfköpfige Band unter Thomas Müllers virtuoser Leitung spielt die große Bandbreite von Liedern aus 13 Musicals, die von klassischen Balladen und Alan-Menken-Disneysongs über Rocktunes, Gospel und Discobeats bis hin zu zeitlosen und modernen Pop-Melodien reicht. Ein wahres Highlight sind dabei Müllers eigens konzipierte, symbiotisch ineinandergreifende musikalische Arrangements, die besonders in den Medley-Teilen des Abends zu gefallen wissen. Die fantastische Band klingt überraschend voll und begeistert mit abwechselnd gefühlvoll-behutsamem und enthusiastisch-temperamentvollem Spiel das Publikum. Dass die Solisten in diesen überwältigenden Klangwelten nicht durchgängig klar hörbar abgemischt wirken, ist an diesem Abend das einzige kleine Manko.

Das besondere Showkonzept, international bekannte Musicalstars zusammen mit einer gestandenen Lokalgröße auftreten zu lassen, fruchtet im Saarland sofort: Sänger und Entertainer Martin Herrmann wird von den Saarländern herzlichst empfangen und fegt direkt bei seinem ersten gesanglichen Auftritt alle anfänglichen Zweifel der eingefleischten Musicalfans fort, die zum Teil nicht nur von Nah, sondern auch Fern angereist sind. Mit „Alive“ und „Take me as I am“ aus „Jekyll und Hyde“, als Schneemann Olaf mit „“Im Sommer“ und als Riff Raff im „Time Warp“ beweist er eine große Stimme, differenziertes Spiel und interpretatorisches Feingefühl, was ihm im Duett mit Krolock-Darsteller Rob Fowler in „Die Unstillbare Gier“ stehende Ovationen einbringt.

Rob Fowler fungiert neben seinen grandiosen Gesangseinlagen auch als Showmaster, so beispielsweise in „Chandelier“ aus „Moulin Rouge!“, und heizt dem Publikum stimmungsgeladen ein. Mit seinen emotional dargebotenen Songs erschafft er große Bühnenmomente: Zusammen mit Celena Pieper gibt er „Time of my Life“ und „Totale Finsternis“ kraftvoll und bewegend, rührt mit „He Lives in You“ aus „The Lion King“ zu Tränen und erzeugt mit „Go the Distance“ aus „Hercules“ wohlige Gänsehaut. Ein Highlight des Abends gelingt ihm als Ur-Falco aus „Bat out of Hell“ im Duett mit seiner Ehefrau und Sloane-Originaldarstellerin Sharon Sexton zu „What Part of my Body hurts the most“, in dem beide ihre Seele auf der Bühne mit enormer Intensität zu offenbaren scheinen. Sexton, die am West End Musicalerfolge feiert, berührt mit „Yes“ aus „Dirty Dancing“, vor allem aber mit „Winner takes it all“ aus „Mamma Mia!“. Auch poppig zeigt sie mit „Believe“ und „Roar“ eine grandiose Stimme.

Celena Pieper setzt mit ihren gesanglichen Darbietungen hohe Maßstäbe, die erahnen lassen, in welche Richtungen ihre noch junge Musicalkarriere weiterführen könnte. Als Jane mit „Auf diesen Tag hab ich gewartet“, Eiskönigin Elsa mit „Lass jetzt los“ und Glinda mit „Heißgeliebt“ liefert sie erinnerungswürdige Solosongs, die zusammen mit den genannten Duetten mit Fowler eine große Bandbreite der Künstlerin widerspiegeln.

Sidonie Smith berührt als Affenmutter Kala zu „Dir gehört mein Herz“ und verleitet mit dem „Bodyguard“-Hit „I have Nothing“ zu spontanen Begeisterungsstürmen. Mit Rob Fowler im „Next to Normal““-Duett „Wie konnte mir das entfallen“ rollen nicht nur auf, sondern auch vor der Bühne echte Tränen. Ein weiterer Song, der durch Smiths Stimmvolumen zum vielleicht größten Highlight dieses Abends gekürt werden könnte, kommt in Gestalt von „Frei und Schwerelos“ daher, der die Interpretin für einen Augenblick, der Hexe Elphaba gleich, emporzuheben und auf den Bühnen von Broadway und West End aufblitzen zu lassen scheint. Große Gefühle und ein unvergesslicher Moment!

Last but not least: Nicht zu vergessen sind die Ensemble-Momente, in denen vor allem die drei Powerfrauen zusammen stimmliche Höchstleistungen erreichen: Beispielsweise als Musen aus „Hercules“ oder Femmes Fatales aus „Moulin Rouge!“  reißen die Damen buchstäblich die Hütte ab. Mit dem „Time Warp“ und der „Rock of Ages“-Hymne „Don’t stop believin'“ entlassen sie, angeführt von Fowler und Herrmann, ein euphorisches Publikum in die darauf folgende Autogrammstunde, die von vielen Fans dankbar in Anspruch genommen wird. Ein rundum gelungenes Konzerterlebnis, das noch lange nachhallen wird.