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Die Freilichtbühne Coesfeld e.V., die auf eine über 70-jährige Vereinsgeschichte zurückblickt, inszeniert in diesem Sommer mit „Sister Act“ ein viel gespieltes und beliebtes komödiantisches Stück. Professionelle Künstler wurden verpflichtet, um die Laiendarsteller mehrerer Generationen bestmöglich zu fördern – mit großem Erfolg! Die Professionalität im Kreativteam gepaart mit viel Engagement, Liebe, Herzblut und nicht zuletzt Können der Vereinsmitglieder, eine an den Verein angegliederte Ballettschule und ein eigener Chor prägen den künstlerischen Anspruch der Arbeit des Vereins. So wird „Sister Act“ zu einem unterhaltsamen wie wohlklingenden Musicalerlebnis, das fast vergessen lässt, dass es sich bei den Darstellern ausschließlich um Laien handelt und außerdem verzeihlich macht, dass mit eingespielten Playbacks gearbeitet wird.
Die Handlung, basierend auf der Filmvorlage mit Whoopi Goldberg von 1992, ist hinlänglich bekannt: Die Nachtclubsängerin Deloris van Cartier kommt innerhalb eines Zeugenschutzprogramms im Kloster zur Heiligen Jungfrau unter und erfährt hier trotz aller Irritationen reichlich Läuterung. In der weltlichen Entsagung findet sie, was ihr gefehlt hat, nämlich Freundschaft und Liebe in und zu anderen wie zu sich selbst.
Regisseur Oliver Pauli lässt den Nonnenfiguren in jedem Moment ihre Würde: Späße gehen stets auf die Marotten der z.T. sehr speziellen Charaktere zurück, niemals aber auf ihren Stand als Ordensschwestern. So fleht beispielsweise Andrea Stog, als vermutlich schizophrene Schwester Mary Nirvana, den Heiland zu verschonen und sich stattdessen ihrer zu ermächtigen. Mit Kommentaren wie „Ach, die!“ holen die Mitschwestern sie immer wieder augenrollend zurück in ihre Reihen und in den Lauf der Geschichte.
Lächerlich hingegen werden jene gemacht, die unter Werteverlust leiden wie Curtis Jackson (Thomas Becker) und das ihm untergebenen Gefolge TJ, Joey und Pablo (Dana Rösner, Chris Ewerlein und Gero Wissen), so wie die Drehbuchvorlage es hergibt. Trotz des Vorführens der gefallenen Charaktere bleiben die Darsteller dieser Figuren stets dem Anspruch und Niveau der Inszenierung in Spiel, Gesang und Tanz gerecht.
Das Bühnenbild von Harry Behlau erstreckt sich über zwei Ebenen und ist in der Tiefe mit verschieden gestalteten Kirchenfenstern begrenzt. Bedruckte Paneele sowie indirekt beleuchtete bunte Folien vermitteln besonders in der finalen Papstmesse zusammen mit dem Lichtdesign eine sakrale Atmosphäre innerhalb der Klostermauern. Verschiebbare Wände sind beidseitig gestaltet und ermöglichen schnelle Szenenwechsel sowie geheimnisvolle Auf- und Abgänge der Figuren.
Im Fortlauf der Geschichte bringt die Anwesenheit von Schwester Mary Clarence aka Deloris van Cartier im wahrsten Sinne des Wortes immer mehr Farbe ins Spiel. Die ebenfalls von Behlau entworfenen Kostüme, gerade die bunt glitzernde Nonnentracht im Finale, bieten echte Hingucker und sind stimmig zur ansonsten passend dezenten Maske von Elke Quirmbach.
Die Choreographien von Thomas Kolczewski beleben das Stück durch große Bilder des Ensembles. Die Tänze der Nonnenschar, bestehen aus ausgeklügelten Schrittfolgen erzählen von einer treibenden Gruppendynamik, die Sabrina Bernemann als Schwester Mary Clarence versteht anzuheizen.
Oliver Haug mischt die vollklingenden Playbacks mit den durch Stimmbildnerin Julie Klos geschulten Stimmen des Ensembles passend ab, sodass der Klang von Musik und Gesang stets voll und melodisch ist und den Zuschauer auch emotional zu erreichen vermag. „Sister Act“ als Song ist der wohl emotionalste musikalische Höhepunkt, den Sabrina Bernemann mit viel Gefühl und Stimmvolumen gekonnt interpretiert. Sabrina Bernemann zeigt als Deloris nicht nur Leidenschaft für Spiel, Gesang und vor allem Tanz, sondern auch ein breites Können in all diesen künstlerischen Sparten. Ihr starkes mimisches Spiel spricht bereits für sich: Sie fällt nicht einen Moment aus ihrer Rolle und ist doch in nahezu jeder Szene Mittelpunkt des Geschehens.
Lukas Neise gibt einen herzerwärmenden Eddie Fritzinger, der seinen Schwarm aus Jugendtagen schließlich durch Authentizität für sich gewinnen kann. Den einen oder anderen schwachen Ton sieht man dem Charmeur gerne nach, weiß er doch nicht nur seine Spielpartnerin Sabrina Bernemann durch seine Emotion zu überzeugen.
Eine weitere Perle des Stücks ist Juliane Tenkamp als Mutter Oberin: Sie verkörpert natürliche Autorität, Demut und Hingabe und schafft es auch gänzlich ohne Worte, den Spannungsbogen weiterzuführen, in dem sie auf die ersehnte Erlösung hinarbeitet und vor ihrer eigenen Menschlichkeit zurückschreckt. Spitz und glasklar artikuliert sie ihre Prinzipien, die sie am Ende dann doch über den Haufen zu werfen bereit ist. Tenkamp gelingt der Spagat zwischen Gefühl und Humor perfekt!
Katharina Herrmann als Schwester Mary Robert zeichnet glaubhaft die Entwicklung ihrer Figur im Laufe des Stückes nach. Bei ihrem Auftritt mit „Die Welt, die ich nie sah“ berührt sie durch viel Gefühl und klaren, vollen Gesang.
Urkomisch und schrill wirbelt Ehmi Hintemann als Schwester Mary Patrick über die Bühne und singt, kichert und spielt sich in die Herzen des Publikums. Bei der Performance der Choreographien legt sie eine besondere Energie an den Tag, sodass es eine wahre Freude ist, ihr zuzusehen.
Hier findet eine besondere energetische Interaktion zwischen Darstellern und Publikum statt, die die herzliche Atmosphäre des Abends noch unterstreicht. Das Ensemble der Freilichtbühne Coesfeld e.V. brennt für „Sister Act“ und lässt sich zu Recht von seinem Publikum feiern.
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KREATIVTEAM |
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Regie | Oliver Pauli |
Musikalische Leitung | Oliver Haug |
Choreographie | Thomas Kolczewski |
Kostüm- und Bühnenbild | Harry Behlau |
Maske | Elke Quirmbach |
Vocal Coaching | Julie Klos |
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CAST (AKTUELL) |
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Deloris van Cartier | Sabrina Bernemann |
Mutter Oberin | Juliane Tenkamp |
Eddie Fritzinger | Lukas Neise |
Schwester Mary Robert | Katharina Herrmann |
Schwester Mary Lazarus | Heike Hansen |
Schwester Mary Patrick | Ehmi Hintemann |
Monsignore O’Hara | Thomas Renners |
Curtis Jackson | Thomas Becker |
TJ | Debbie Rave |
TJ | Dana Rösener |
Joey | Chris Ewerlein |
Pablo | Gero Wissen |
Mo | Nadine Mensing |
Ernie, Papst | Philipp Brockhoff |
Tina | Christina Becking |
Michelle | Annelen Beuse |
Ensemble | Andrea Stog Nicole Kantert Bernadette Holtmann Carolin Jungenblut Anna Hansen Lara Lütje Desiree Mensing Hannah Möllenkotte Ursel Oetz Kathrin Strotmann Leonie Wieling Rhys Jasper |
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