Robert Meyer, Frank Winkels, Femke Soetenga © Holger Bulk
Robert Meyer, Frank Winkels, Femke Soetenga © Holger Bulk

Castgespräch "Spamalot": Premieren-Countdown in Tecklenburg

Am Freitag ist es soweit, dann heißt es in Tecklenburg: Bühne frei für die zweite Großproduktion des diesjährigen Festspielsommers. Auf „Les Misérables“ folgt „Spamalot.“ Kontrastreicher geht es wohl kaum, und doch ist es genau diese bewährte Mischung aus großer Dramatik und leichtfüßiger Unterhaltung, die der Tecklenburger Freilichtbühne Jahr für Jahr große Erfolge beschert.
Anlässlich der anstehenden Premiere der Monty-Python-Komödie haben wir uns mit Werner Bauer (Regie), Kati Heidebrecht (Choreographie), Femke Soetenga (Fee aus dem See) und Thomas Hohler (Sir Robin/Wache 1) getroffen und uns mit ihnen über den Probenalltag in Tecklenburg, die Arbeit für eine Open-Air Bühne allgemein und Tecklenburg im Speziellen sowie über das Regiekonzept und die Choreographie unterhalten.

Die letzten Tage und Wochen waren für Euch anstrengend, denn viele Castmitglieder stehen neben der täglichen Probenarbeit auch noch abends für „Les Misérables“ auf der Bühne. Darum lasst uns gleich zum Punkt kommen: Einen typischen Probentag – gibt es sowas hier in Tecklenburg?

Femke Soetenga: Ich glaube, man kann grundsätzlich nie von einem typischen Tag am Theater reden. Wie wir einen Probentag gestalten, wird meistens nach der Leistung oder dem Stand vom Vortag entschieden. In Tecklenburg sind die Proben insgesamt noch kürzer als anderswo und wir haben nur 3 1/2 Wochen Zeit, um eine ganze Produktion auf die Beine zu stellen. Und richtig, ganz ’nebenbei‘ wird dann aber auch noch „Les Misérables“ gespielt. Viel Zeit bleibt also nicht wirklich. Die täglichen Probenzeiten – von 10-13 Uhr, von 15-18 Uhr und von 19.30-22 Uhr – werden dann natürlich so gut wie möglich genutzt.

Gibt es aus Regiesicht eigentlich eine Phase der Probenzeit, die besonders schön bzw. produktiv ist?

Werner Bauer: Für mich persönlich sind die ersten Probenwochen die schönste Phase der Probenzeit. Denn da kann man noch ohne Zeitdruck das Regiekonzept vermitteln, Ideen und Anregungen der Schauspieler aufnehmen und ausprobieren und auch mal eine Idee verwerfen und neu suchen. Außerdem können die Schauspieler noch spielerisch an die Figurenfindung herangehen. Später in der Probenzeit kommen die anderen Abteilungen – Kostüm, Maske, Bühne, Licht, Orchester usw. – hinzu. Ab diesem Zeitpunkt kann man nichts mehr so ohne weiteres verändern, weil alles miteinander verflochten ist. Aber auch der Moment, wenn das gesamte Ensemble zum ersten Mal in Kostüm und Maske auf der Bühne steht, ist ganz besonders aufregend und toll!

Und einige Kostüme und Maskierungen fallen in „Spamalot“ ja nun schon ein wenig spezieller aus… Was gefällt Euch an der Show und wie habt ihr die Probenzeit empfunden?

Thomas Hohler: In Spamalot werden ein paar meiner Kindheitsbühnenträume wahr. Ich darf ein Rad schlagen, habe ein quietschendes Gummihuhn und trage ein Kettenhemd. Diese Show quillt über an Klamauk und Spaß! Eine der großen Herausforderungen in den Proben war es meistens, sich schnell die Lachtränen wegzuwischen und neben allem Gelächter hin und wieder auch zum Proben zu kommen.

Kati Heidebrecht: Wir hatten einen Heidenspaß während der Proben!

Femke Soetenga: Oh ja! Spamalot ist so ein absurd witziges Stück. Da gibt es lauter witzige Momente und wir haben schon viel gelacht. Dadurch, dass wir generell viel ausprobiert haben, was man machen kann und wie weit man dabei gehen kann, verliert man ab und zu in der Probe auch mal die Kontrolle und muss losprusten. Auf jeden Fall sorgt das Stück dafür, dass man nicht lange schlechte Laune haben kann. So gehen wir fast immer aufgeheitert nach Hause.

Kati, du bist seit Jahren so etwas wie die Haus- und Hofchoreografin für die Freilichtspiele Tecklenburg. In diesem Sommer hast du gleich die Choreografien für beide Stücke entworfen. Wie gehst du beim Entwickeln einer Choreografie eigentlich grundsätzlich vor?

Kati Heidebrecht: Zuerst höre ich die Musik rauf und runter und lese das Skript. Dabei entstehen schon Bilder in meinem Kopf, wie eine Nummer aussehen könnte. Dann führe ich mit dem Regisseur ein Konzeptionsgespräch, das meist wieder alles auf den Kopf stellt. Dafür flammen aber viele neue Ideen auf! [lacht] Und auch nach dem Gespräch habe ich noch so viele Einfälle, dass ich mit dem Regisseur in einem regen Austausch bleibe und so eine fixe Idee entsteht.

Grundsätzlich denke ich ganz stark in Bildern. Aber irgendwann muss man konkreter werden, das heißt ich muss mir klare Schritte und Formationen erarbeiten. Und das mache ich meistens in meiner Küche, welche aus einem mir unerfindlichen Grund der kreativste Ort für mich ist!

Wo wir gerade vom Konzeptionsgespräch mit dem Regisseur gesprochen haben: Kannst du uns vielleicht etwas über dein Regiekonzept zu „Spamalot“ verraten, Werner?

Werner Bauer: An einem Ort wie Tecklenburg, den man so sehr mit Musical verbindet, war es mir geradezu ein Bedürfnis, die Anspielungen auf die Musical-Szene etwas mehr in den Vordergrund zu rücken. So wird der Aspekt, dass Schauspieler die Artus-Sage erzählen, in unserer Inszenierung deutlicher in den Vordergrund gerückt. Wie wir das machen, wird hier aber nicht verraten. [zwinkert]

Ansonsten ist das Motto dieses Stückes: Tempo und Rhythmus! Nicht nur in der Musik, sondern auch in den geschliffenen Dialogen, die alle einen gewissen Rhythmus besitzen, wie es in der Musik eben auch der Fall ist.

Das klingt nach einer spannenden Aufgabe für die Choreografie. Gibt es Choreografien, auf die du besonders stolz bist, Kati?

Kati Heidebrecht: „Spamalot“ ist ein herrlich verrücktes Stück! Die Choreografien müssen und sollen Spaß machen – den Darstellern, aber vor allem auch dem Publikum. Die Choreografie zu „Ritter der Tafelrunde“ war eine Herausforderung! Die Nummer ist so vielschichtig, hat so viele musikalische Wechsel und Motive und ist fast sieben Minuten lang. Da darf keine Langeweile beim Schauen aufkommen und die Choreografie muss noch immer Sinn machen! Ehrlich gesagt habe ich mich ein wenig wie ein Zirkusdirektor gefühlt, als ich diese Nummer gestellt und einstudiert habe. Aber als alle Teilchen ihren Platz gefunden hatten und alles zu einer Shownummer verschmolzen war, war ich schon sehr stolz. Die Darsteller hatten auch sehr schöne und witzige Einfälle und so entwickelte sich dieses Stück.

Was gefällt Dir eigentlich besonders daran, in diesem Sommer mal wieder für eine Open-Air-Produktion zu arbeiten, Femke?

Femke Soetenga: Open-Air zu spielen bleibt etwas Besonderes, wenn man das ganze Jahr in Theatern verbringt. Wir proben in Tecklenburg fast nur auf der Bühne und bei gutem Wetter ist das ein Traum. Und wenn es regnet, muss man sich gut wasserfest anziehen. Es hat schon etwas Magisches, wenn wir die Vorstellung spielen und währenddessen mitbekommen, dass es dunkel wird, und sehen, wie die Bühnenlichter immer mehr Griff bekommen. Wenn dann in dramatischen Momenten auch noch ein bisschen Wind oder gar etwas Regen runterkommt, dann ist die Stimmung so echt, wie man das in einem Theater nie erzeugen könnte.

Was ist für dich das besondere an Tecklenburg, Werner?

Werner Bauer: Die Freilichtspiele Tecklenburg sind zu einem Schmelztiegel des Musicals geworden. Die Großen der Branche versammeln sich hier jeden Sommer und erschaffen mit Hilfe vieler Ortsansässiger und deren enormer Leidenschaft wunderbare Musical-Abende. Die romantische Burgkulisse tut ihr Übriges dazu. Für mich ist das schon eine ganz besondere Freude, hier wieder inszenieren zu dürfen!

Und hoffentlich ähnlich erfolgreich wie 2014 deine erste preisgekrönte Inszenierung für Tecklenburg, „Joseph and the Amazing Technicolour Dreamcoat“. Auf was dürfen sich die Zuschauer denn dieses Jahr besonders freuen?

Werner Bauer: Die Zuschauer erwartet eine große bunte Show mit schwungvollen Ensemble-Nummern, wunderschönen Melodien und dem unverwechselbaren schwarzen Humor von Monty Python. Ich glaube aber, viele wissen gar nicht, wie schön die Musik ist. Sie ist abwechslungsreich, bietet große Revue-Nummern und gefühlvolle Balladen. Und sie ist fantastisch arrangiert für ein Orchester, wie es Tecklenburg zu bieten hat. Dieses Spektakel ist aber natürlich vor allem eine aberwitzige Verulkung der Artus-Sage. Und eine Persiflage auf die derzeitige Musical-Welt.

Wenn ihr „Spamalot“ in drei Worten beschreiben müsstet, welche wären das?

Thomas Hohler: Um es mit den Worten eines sportlichen Schokoladenherstellers auszudrücken, der es vermag Ritter und Kokosnüsse zu vereinen: quadratisch, praktisch, gut.

Femke Soetenga: Ein funkelndes Spamtakel!

Ein schönes Schlusswort. Wir danken für das interessante Gespräch und wünschen für die Premiere ein gutes Gelingen!

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