Nach der langen Durststrecke der letzten Monate läuft die Open-Air-Saison 2021 im Juni vorsichtig an. Einige etablierte Festspiele setzten diesen Sommer noch aus, da unter den geltenden Maßnahmen die Planungssicherheit fehlte und Proben nur erschwert möglich waren. Dennoch haben es eine ganze Reihe Veranstalter geschafft, mit Corona-konformen Hygienekonzepten einen Spielplan für die Sommersaison auf die Beine zu stellen und Live-Theater auch im Pandemiejahr 2021 möglich zu machen.
Graf Dracula in der Fassung von Frank Wildhorn treibt ab 5.6. auf der Wilhelmsburg am Michelsberg über Ulm sein Unwesen. In der Titelrolle ist Vampir-Spezialist Thomas Borchert zu sehen; seinen Widersacher Professor van Helsing mimt Patrick Stanke.
Einen ganz anderen Literaturklassiker bringt das Theater Kiel auf die Bühne. Auf dem MFG-5-Gelände in Kiel-Holtenau wird Schillers „Kabale und Liebe“ zum Musical umgewandelt. Die Musik dazu stammt von der Band Kettcar, ansonsten eher bekannt für deutschsprachigen Indierock. Es ist nicht der erste Ausflug ins Musicalfach für die Hamburger: Bereits 2016 vertonten sie Schillers „Die Räuber“ als Rockoper für das Kieler Schauspielhaus.
Mehr Kabale als Liebe sind auf der Freilichtbühne Rotes Tor in Augsburg zu bewundern. Hier singen die mordenden Damen von „Chicago“ in einer Inszenierung von Gaines Hall. In den Hauptrollen: Katja Berg und Sidonie Smith – sowie Alexander Franzen als aalglatter Anwalt Billy Flynn.
„Der Name der Rose“ ist vielen in erster Linie als preisgekrönter Film mit Sean Connery ein Begriff. Als Musical hatte der Kloster-Krimi von Umberto Eco bereits vor zwei Jahren in Erfurt Premiere und wird dieses Jahr im Rahmen der Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel aufgeführt. Außerdem gibt es dort die Uraufführung „Zucker“ – ebenfalls ein Historien-Musical, aber mit Lokalkolorit – zu sehen.
Auf eine Uraufführung setzen auch die Bad Hersfeld Festspiele. Hier inszeniert Gil Mehmert das Biographical „Goethe!“ nach dem gleichnamigen Film von Philipp Stölz. Die Musik stammt von Martin Lingnau; Frank Ramond und Mehmert selbst steuerten Texte bzw. Buch bei.
Auch „Romeo & Julia“ geben sich diesen Sommer wieder ein Stelldichein. Shakespeares berühmtestes Liebespaar liebt und stirbt gleich doppelt. Das Theater Lichtermeer schickt eine neue Musicaladaption des Stoffes auf Open-Air-Tour. Stationen sind dabei u.a. in Hildesheim, Chemnitz, Hamburg, Potsdam und Delmenhorst. Eine Neufassung mit Augenzwinkern gibt es in der neuen Außenspielstätte des Pfalztheater Kaiserslautern zu sehen, hier als Jukebox-Musical, das auf Oldies mit Ohrwurmgarantie zurückgreift.
Wer lieber die klassische Musicalvariante in der Bernstein-schen Bearbeitung möchte, der kann die „West Side Story“ entweder auf der Seebühne Mörbisch oder der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz besuchen.
Besonders beliebt diesen Sommer sind Gomez, Morticia und ihre schrägen Verwandten. Gleich vier Theater haben „The Addams Family“ in ihren Open-Air-Spielplan aufgenommen. In Dresden wird auf dem Elbschloss Übigau aufgeführt, das Theater Nordhausen schickt die Familie auf den Schlossinnenhof Sondershausen, in Eggenfelden wird die Theaterwiese bespielt und auch das Naturtheater Greifensteine in Ehrenfriedersdorf zeigt die gruftige Komödie.
Auch die Fans von „Sister Act“ haben Auswahlmöglichkeiten, was den Spielort betrifft. Bei den Burgfestspielen Bad Vilbel ersetzt die Nonnen-Komödie das ausgefallene „Hairspray“, und auch bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall tanzen und singen die Nonnen. Hier übernimmt „Tina“-Darstellerin Kristina Love die Hauptrolle.
Auch ansonsten ist die Bandbreite auf den Open-Air-Bühnen groß. Die Monty-Pyton-Klamotte „Spamalot“ wird auf der Jo-Wiese in Hildesheim gezeigt. Ein musikalisches Denkmal an den Sex-Drugs-and-Rock’n’Roll-Lifestyle setzt das Parktheater Plauen mit dem eher selten gespielten „Rock of Ages„. Hippie-Feeling gibt es mit „Hair“ auf der Schlossparkbühne in Marburg und der Burg Wilhelmstein bei Aachen. Das Mecklenburgisches Staatstheater bringt auf der Freilichtbühne Alter Garten in Schwerin die „Titanic“ zu sinken. Die Domfestspiele Bad Gandersheim setzen auf Klassiker aus den 1980ern und 1930ern mit „Flashdance“ und „Die Drei von der Tankstelle„. Das KATiELLi Theater bringt ihre schlüpfrige Komödie „Festgepoppt“ auf die Freilichtbühne in Coesfeld.
Und auf der Außenbühne des Kleinen Theater Bad Godesberg sind zwei Stücke zu sehen, die sonst eher kaum unter freiem Himmel zu bewundern sind: Einmal die Jason-Robert-Brown Beziehungskiste „Die letzten fünf Jahre“ mit Florian Albers und Tamara Peters und außerdem „The Fantasticks“ – in den USA eines der meistgespielten Werke der amerikanischen Theatergeschichte, hierzulande eher unbekannt. Doch den Signature-Song „Try to Remember“ kennen wohl die meisten.
Was sonst noch gespielt wird, haben wir als alphabetischen Überblick hier zusammengestellt. Hier entlang für unsere Open-Air-Übersicht 2021! Bleibt nur noch zu hoffen, dass auch das Wetter mitspielt…
(Anm. der Redaktion: Wir sind bemüht, die Auflistung aktuell zu halten, aber es können sich jederzeit kurzfristige Änderungen hinsichtlich Produktionen und Terminen ergeben.)