Tonight's The Night
London / 2004

Das Musical mit den Rod Stewart-Hits. Die Hauptrollen singen Tim Howar, Dianne Pilkington und Hannah Waddingham.


Tonight’s The Night vereint die weltbekannten Hits von Rod Stewart mit einer charmanten Story und heizt dem Publikum im Londoner Victoria Palace Theatre live richtig ein. Eine mitreißende Cast, ein charismatischer Hauptdarsteller und jede Menge sexy Rockröhren im weiblichen Ensemble – aber kann man diese Stimmung auf einer CD einfangen?

Die vorliegende Scheibe lässt nur eine zwiegespaltene Antwort zu: einerseits machen die 33 Songs neugierig auf die Show und ihre Künstler, andererseits hört man jedoch etwas zu oft (beispielsweise an den sehr leisen Mikros), dass diese Live-Aufnahme trotz des lautstarken Einsatzes der siebenköpfigen Band, nicht perfekt gelungen ist.Die Story beginnt in der Hölle. Um die Fegefeuer wieder so richtig zu entfachen, beschließt Satan (dargestellt von einer in Lack und Leder verpackten Hannah Waddingham, die sich ihrer Erotik voll bewusst ist), einem Menschen seine Seele abzunehmen. Da kommt ihr der schüchterne Mechaniker Stu, der sich unsterblich in die schöne Mary verliebt hat, gerade recht.

Verzweifelt wie er ist, erliegt er dem folgenreichen Charme des sexy Satan und erhält im Gegenzug die Seele des Womanizers und Rockstars Rod Stewart. Alles scheint perfekt: Stu gesteht Mary seine Gefühle und gewinnt ihr Herz. Er findet eine Band, mit der er sein neu gewonnenes musikalisches Talent umsetzen kann und hat soviel Erfolg, dass Rod Stewarts Managerin, Baby Jane Golden, auf ihn aufmerksam wird.

Fast zu spät bemerkt er, wie sehr er sich verändert ha, und dass er dieses Rockstar-Leben gar nicht führen möchte.Stimmlich verfügt Hannah Waddingham von zuckersüß bis bösartig-aggressiv über ein großes Repertoire und jagt einem so manchen Schauer über den Rücken. Sie verleiht dem Titelsong und „Infatuation” eine unvergleichliche Würze.

Hauptdarsteller Tim Howar kann dem Original trotz seiner Jugend durchaus das Wasser reichen, seine Interpretation von „Da Ya Think I’m Sexy?” ist absolut hörenswert.

Stu’s Herzdame Sweet Lady Mary wird von Dianne Pilkington gespielt, die die emotionalen Schwankungen ihres Alter Egos sehr gut transportiert. Ob sie nun glücklich ist, sich zurückgesetzt fühlt („What Am I Gonna Do?”), oder betroffen ist, weil sie Rocky das Herz bricht („Every Beat Of My Heart”) – all diese Ebenen einer Gefühlswelt drückt die junge Künstlerin überzeugend aus.

Thern Reynolds spielt Stu’s besten Freund Rocky Washington in der Zweitbesetzung und ist als solcher auch auf der CD zu hören. Der smarte Australier rührt mit seinem ergreifenden Solo „I Don’t Want To Talk About It” zu Tränen.

Bemerkenswert ist die Auseinandersetzung mit Stu um die Gunst von Mary, wo sich Thern Reynolds und Tim Howar mit „Stay With Me” einen verbalen Schlagabtausch liefern, der seinesgleichen sucht. Leider leidet gerade dieser Song durch die Aufnahmequalität extrem und die Aggressivität mit der die beiden Darsteller sich auf der Bühne anschreien kommt nicht wirklich rüber.

Die Managerin Baby Jane Golden wird von der Amerikanerin Catherine Porter gegeben, deren ausdrucksstarke Stimme perfekt zu den rockigen Sounds von Rod Stewart passt. Neben bewegenden Soli wie „Baby Jane” oder „This Old Heart Of Mine” hat sie auch viele Lacher auf ihrer Seite, wenn sie mit Rod Stewarts Hausdiener Jorgé (Howard Samuels – zu hören bei „Hot Legs”) über die plötzliche Wandlung seines Herrn sinniert. Insgesamt macht diese CD trotz der erwähnten Schwachstellen durchaus Laune. Vor allem die Interpretationen von Songs wie „Young Turks”, „Some Guys Have All The Luck” und „The Rhythm Of My Heart” lassen erahnen, wie viel Spaß Ensemble und Publikum bei jeder Show haben. Als Erinnerung an das Musical mit all seinen originellen Bildern eignet sie sich hervorragend.

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