Solides Solo-Debüt vom ehemaligen Regenten Füssens („Ludwig²“) und derzeitigen Vampirgraf Stuttgarts („Tanz der Vampire“). Durch die wenig originelle Liedauswahl und den oft gleichen Stimmklang verschenkt Jan Ammann allerdings die Möglichkeit, sich mit seinem Solo-Album von der Masse ähnlicher Einspielungen abzuheben.
Keine Frage, an der stimmlichen Qualität Jan Ammanns lässt sich nicht rütteln. Er verfügt über eine warme, angenehme Stimmfarbe und weiß sie auch gut einzusetzen. Allerdings bekommt man beim Hören seiner Solo-CD „Musical“ den Eindruck, dass seine Stimme (wie die anderer namhafter Szenegrößen) zu wenig flexibel ist. Da hätte man doch etwas mehr Wandlungsfähigkeit erwartet. Egal ob Krolock, Tod oder Biest – irgendwie klingt alles ähnlich.Wer kein eingefleischter „Tanz der Vampire“-Fan ist, den wird die Liedauswahl nicht sonderlich begeistern. Die ersten fünf Songs der CD könnten genauso gut als Mini-Cast-Aufnahme durchgehen. Mit „Gott ist tot“, „Einladung zum Ball“ und natürlich „Die unstillbare Gier“ liegen schon mal die drei großen Krolock-Soli vor. Komplettiert werden diese durch „Totale Finsternis“ im Duett mit Sabrina Weckerlin (sehr gut harmonierend mit Ammann und stimmlich durchaus passend für die Sarah) und „Für Sarah“, gesungen von Gastsolist Sascha Kurth. Was ein Gastsolist auf einem Solo-Debüt eines anderen Künstlers zu suchen hat, bleibt offen. Ammanns Interpretation von „Die unstillbare Gier“ braucht sich jedoch nicht hinter der von Steve Barton oder Thomas Borchert zu verstecken, allerdings hat er bei den sehr leise gesungenen Endtönen, die man eher laut scheppernd kennt, die Chance auf eine Demonstration seiner vollen Stimmkraft verschenkt.
Der nächste größere Liederblock ist einem Stück gewidmet, in dem Ammann noch nicht auf der Bühne stand: „Elisabeth“. Hier sind das aus der japanischen Inszenierung „Kein Kommen ohne Gehn“ (man kann es sich in der bei uns bekannten Inszenierung einfach nicht vorstellen), „Wenn ich tanzen will“ mit Kristin Hölck (beide sehr aggressiv – da hört man das Ringen von Elisabeth und dem Tod) und „Die Schatten werden länger“ mit Sascha Kurth. Vielleicht wäre Ammann ja wirklich mal ein Anwärter für die Rolle des Todes.Abwechslung ins Rollenrepertoire bringt unter anderem „Wie kann ich sie lieben“ aus „Die Schöne und das Biest“, das ein Highlight der Einspielung ist, jedoch etwas unter dem deutschen Text leidet. „Dies ist die Stunde“ findet man auf fast jedem Album von Musicaldarstellern – und die hier vorliegende Version bringt nichts wirklich Neues. Mit „Mein Gott, warum?“ aus „Rebecca“ liefert Ammann allerdings eine Version ab, die deutlich stärker ist als die von den Cast-Aufnahmen des Stückes.
Neu für die CD eingesungen sind auch die Titel „Kalte Sterne“ und „Geliebte Berge“ aus „Ludwig²“. Bei dem bereits auf der Concept-Cast-CD zu „Pompeij“ veröffentlichten „Der Weg“ mit Darius Merstein überzeugt Ammann durch seinen starken Pop-Tenor. Schade, dass man diesen insgesamt auf dem Album nur selten zu hören bekommt.Die Anschaffung der CD lohnt sich allemal wegen Jan Ammanns schöner Stimme und dem guten Querschnitt seiner bisherigen Musicalkarriere. Etwas mehr Mut bei Interpretation und Liedauswahl hätten diesem Album jedoch nicht geschadet.