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An einem von den US-amerikanischen Besatzern im Nachkriegs-Stuttgart ausgerichteten Band-Wettbewerb soll auch eine reine Frauenband teilnehmen. Daraus entwickelt sich eine turbulente Komödie, in die u.a. Lieder der Andrews Sisters, aber auch Originalsongs eingearbeitet sind.
Rosa, Aushilfs-Deutschlehrerin, organisiert auf der Suche nach Sängerinnen für das Damen-Ensemble ein Vorsingen, an dem Käthe, die lieber Schubert oder Opern singen würde, und Hilde, ihres Zeichens Melkerin im familiären Betrieb und urschwäbische Jodlerin, teilnehmen. Am Klavier sollen die „Stuttgarter Schlossplatz-Spatzen“ (versuchen Sie einmal, das mindestens dreimal hintereinander schnell fehlerfrei zu sagen) von William, dem protestantischen Pfarrer der US-Armee, begleitet werden. Doch der findet Rosas Gesangskünste unzureichend. Also fehlt eine Frau. Ruckzuck wird „Willy“ zu „Wally Wunder“ und Hochwürden muss im Fummel mitsingen.
Murat Yeginer, hier Autor und Regisseur in Personalunion, erfindet das Komödien-Rad nun wirklich nicht neu. Aber er kreiert liebenswerte Charaktere, hat ein Händchen für Pointen, die wirklich alle in der besuchten Vorstellung einen Lacher abbekommen, und schmeichelt mit Lokalkolorit der schwäbischen Seele.
Uraufgeführt wurde das „Fräulein“ am Hamburger Ohnsorg-Theater, wo es immer wieder erfolgreich auf dem Spielplan erscheint. Ein bisschen Waterkant-Flair ist auch am Neckar noch zu spüren. Das Lied „Timpete“, das die Geschichte vom „Fischer und seiner Frau“ erzählt und auch das auf Stuttgart umgemünzte für dieses Stück geschriebene „Wenn die Sonne scheint in meiner Stadt“ klingen nach norddeutscher Seemannsromantik. Aber das fällt nicht wirklich ins Gewicht.
Yeginer bewegt sich inhaltlich auf ziemlich ausgetretenen Pfaden. Das kaschiert er geschickt durch gut sitzenden Slapstick und temporeiche Dialoge. Dass er seinen drei Damen mehr Hintergrund gönnt, als man es sonst im Boulevardtheater gewohnt ist, hebt sein Werk heraus. Rosa soll nach dem Willen ihres Vaters, eines Schuldirektors, den Lehrerinnenberuf wieder aufgeben, weil die „richtigen“ Lehrer aus dem Krieg zurück sind. Käthes Mann hat sich von ihr getrennt, weil er die Idee einer Gesangskarriere für Unsinn hält. Und Hilde, die von einem in ihrem Stall versteckten Juden Gesangsunterricht bekam, darf, seit ihr Bruder zurück ist, beim Melken nicht mehr Radio hören und soll sich endlich einen Mann suchen. Drei selbstbewusste Frauen, die sich gegen ihre von Männern vorgegebenen Rollen zur Wehr setzen.
Genretypisch ist nicht jeder Punkt der Handlung richtig logisch. Rosa singt nie schlecht, deswegen ist ihr Austausch gegen „Wally“ nicht nachvollziehbar. Auch dass sie, die nichts mit Männern anfangen kann, sich ausgerechnet in William verliebt, als er Frauenkleider trägt, ist arg gewollt. Und nach der Pause geht es dann ziemlich hopplahopp zum Happy End.
Ein Pfund, mit dem die Stuttgarter Produktion wuchern kann, ist das harmonische Ensemble. Alle scheinen großen Spaß an diesem Stück zu haben und das überträgt sich in den Zuschauerraum. Christian Werner hat als Käthes Ehemann eine sehr kleine Rolle, aber er formt einen erst recht unsympathischen Charakter (schließlich singt seine Frau jetzt „beim Feind“), der – natürlich – geläutert wird. Captain John McGintley, der das „German-American Swing Festival“ ausrichten muss, mit seiner Band zugunsten der Frauenband aus dem Wettbewerb gestrichen wurde und sich – natürlich – auch in „Wally“ verguckt, wird in Benjamin Hilles Verkörperung im Laufe des Abends immer sympathischer. Hille überrascht mit einer flotten Interpretation von „It Don‘t Mean A Thing (If You Ain‘t Got That Swing)“, allerdings beherrscht er die hohe Kunst des Fake-Klavierspiels nicht so gut wie seine Kollegen. Der Countertenor Martin Mulders in der Titelrolle schafft es, seinen Pfarrer William Abernathy nicht zum totalen Griff in die Klamottenkiste werden zu lassen. Amelie Sturm (Käthe), Diana Gantner (Hilde) und Sorina Kiefer (Rosa) sind ein sagenhaftes Trio, das, gerade weil sie so unterschiedlich sind, hervorragend zusammenpasst. Ihr mehrstimmiger Swing-Gesang klingt – auch erweitert um Mulders – ganz wunderbar. Sorina Kiefer ist auch für die Choreografie zuständig. Die Umsetzung der einzelnen Nummern hat Pep und wird vom Ensemble mit Elan ausgeführt.
Die Lieder setzen sich aus Hits der Andrews Sisters, Ufa-Schlagern, Swing-Standards und zwei Songs von Stefan Hiller, dem musikalischen Leiter der Produktion, zusammen. Leider gibt es in der Komödie im Marquardt keine Live-Musikbegleitung; sie kommt aus einer – wenn auch sehr gut produzierten – Konserve. Nicht jedes Lied ist geschmeidig in die Handlung eingebettet – das Schicksal von Jukebox-Musicals.
Barbara Krotts Bühnenbild zeigt einen nüchternen Probenraum. Einschusslöcher in den Wänden erinnern an den Krieg. Erst zum Auftritt der Damen gibt es einen Hauch Glamour. Die ebenfalls von Krott entworfenen Kostüme spiegeln die Nachkriegsmode von schlicht bis aufgehübscht, dafür dürfen die Outfits der „Stuttgarter Schlossplatz-Spatzen“ seidig glänzen.
„Das Fräulein Wunder“ ist ein publikumswirksames Gute-Laune-Stück, das sehr viel Spaß macht. Man darf gespannt sein, in welche deutsche Region es als nächstes adaptiert wird.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Murat Yeginer |
Musikalische Leitung | Stefan Hiller |
Ausstattung | Barbara Krott |
Choreografie | Sorina Kiefer |
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CAST (AKTUELL) |
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Rosa Wagner | Sorina Kiefer |
Käthe von Halstenbek | Amelie Sturm |
Hilde Mücke | Diana Gantner |
William Abernathy | Martin Mulders |
John McGintley | Benjamin Hille |
Karl Bruhns | Christian Werner |
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GALERIE |
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TERMINE |
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Mi, 19.02.2025 19:30 | Evangelisches Gemeindehaus, Schweinfurt | |
Do, 20.02.2025 19:30 | Evangelisches Gemeindehaus, Schweinfurt | |
Sa, 22.02.2025 19:30 | Ruhrfestspielhaus, Recklinghausen | |
So, 23.02.2025 18:00 | Kurhaus Bad Hamm, Hamm | |
Mo, 24.02.2025 19:30 | Scharoun Theater, Wolfsburg | |
So, 02.03.2025 16:00 | Theater, Gütersloh |
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TERMINE (HISTORY) |
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