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Seit Spotlight Musicals vor 20 Jahren in einem kleinen Tonstudio gegründet wurde, haben sie sich zu einer aus der deutschsprachigen Musicalszene nicht mehr wegzudenkenden Institution entwickelt. Mittlerweile hat Spotlight von Fulda aus acht Weltpremieren in viele weitere Spielstätten gebracht. Zum Anlass dieses Jubiläums laden Peter Scholz und Dennis Martin einige der profiliertesten MusicaldarstellerInnen auf eine perfekt produzierte und inszenierte Gala ein, um mit großen Stimmen, einem fulminanten Live-Orchester, einem riesigem Chor und vielen schönen Anekdoten die beliebtesten Melodien aus dem Hause Spotlight zu zelebrieren.
Durch den Abend führen abwechselnd Peter Scholz und Dennis Martin, der außerdem die meisten Stücke am Keyboard begleitet – beide Herren beweisen großes Bühnencharisma und geben über den Abend verteilt wunderbare Anekdoten aus ihrer 20-jährigen Betriebsgeschichte zum Besten: Unter anderem erfährt das Publikum, wie die ersten Stücke entstanden sind und wie es von einem Musical fast schon durch Schicksalsfügungen zum nächsten kam, wie ihr junges Unternehmen mehrmals kurz vor dem Ende stand, wie sie Sabrina Weckerlin für ihre Werke entdeckt haben oder warum sie gerade Chris de Burgh für ihr Musical „Robin Hood“ begeistern konnten. Liebevolle Ehrungen an langjährige KollegInnen werden in den Abend eingestreut – so führt allein die Erwähnung von Musical-Urgestein Reinhard Brussmann, der nicht zuletzt die Rolle des „Bonifatius“ kreiert hat, zu großem Publikumsapplaus. Auch Sabrina Weckerlin improvisiert zum Jubel des Publikums ein paar Moderationen, wenn Dennis Martin einen Moment lang etwas auf dem Schlauch steht und das falsche Lied ansagt – hochsympathisch gelöst und allein dadurch ein authentisches Highlight des Abends. Star- und Überraschungsgast Chris de Burgh führt als Showmaster durch den Robin Hood-Block, singt einige Partien in „Freiheit für Nottingham“ und „Wir hab’n die Kohle“ mit und spielt zusammen mit dem Ensemble und Robin-Darsteller Mark Seibert – ein weiteres Highlight abseits der durchweg großartig dargebotenen Songs.
Der Abend ist unter Michael Schülers Regie wunderbar kurzweilig und doch hoch emotional konzipiert: Er folgt keinem festen Schema in Themenblöcken und arbeitet die acht Musicals von Spotlight auch nicht nacheinander ab. Vielmehr entsteht ein sorgfältig zusammengestellter Fluss an Liedern, in dem sich traurige mit heiteren, laute mit leisen, wuchtige mit seichten Songs sowie Soli mit Duetten und eingeschobenen Ensemblenummern symbiotisch abwechseln. Das Publikum wird im Strom der Gefühle mitgerissen, die die fabelhaft darbietenden Solisten auf der Bühne leben.
Die riesige Bühne wird durch Pia Virolainens differenziertes Lichtdesign und Svein Selviks stets auf den Schlag genaue Lichtprogrammierung bombastisch in Szene gesetzt. Über große Bildschirme wird das Bühnengeschehen ganz wie bei einem Arenakonzert für die hinteren Reihen sichtbar gemacht. Auch die Songtitel, der Interpret und das Musical, aus dem sie stammen, werden im jeweils passenden optischen Design auf der riesigen Projektionsfläche oberhalb der Bühne zu jedem Zeitpunkt sichtbar gemacht, was den Liedern den gebührenden Rahmen gibt. Das Sounddesign (Thomas Strebel, Fabian Kampa, Youssef Iskander) ist fast perfekt: Das große Orchester und der ausufernde Chor sind so differenziert abgemischt, dass man viele schöne Einzelheiten und Nuancen in der Vertonung von Martins Liedern heraushören kann. Auch die Solisten tönen wuchtig über den Domplatz, wohingegen das Ensemble zu leise abgemischt ist. Insgesamt aber – sowohl für ein Open-Air-Ereignis dieses Umfangs als auch dafür, dass das Konzert ein einmaliges Event ist – grandiose Arbeit von allen Technik-Departments.
Das zumeist aus Spotlight-Veteranen bestehende, achtköpfige Ensemble unterstützt die Solisten optimal, setzt Robert Johanssons schöne Showchoreographien makellos um und kann mit den Songs „Bristol City“ (aus „Die Schatzinsel“), „Verraten und verkauft“ („Kolpings Traum“) und „Sieben Jahre Krieg“ („Friedrich“) auch stimmlich glänzen. Anke Fiedler räumt mit „Starke Frauen“ aus „Bonifatius“ gospelhaft die Bühne am Ende des ersten Aktes ab, während André Haedicke mit „Wir lassen Fünfe g’rade sein“ aus „Robin Hood“ dem Publikum im zweiten Akt einheizt und Christian Schöne mit dem „Medicus“-Lied „Das Herz dieser Stadt“ orientalische Klangwelten mit übersprühender Bühnenenergie ausfüllt. Tobias Bieri bewegt mit dem „Friedrich“-Solo „Sterbekittel“ und zusammen mit Chris Murray im „Sanssouci Finale“.
Murrays übergroße, fantastische Gesangsstimme bringt zunächst einfühlsam und leidenschaftlich zu „Hinter hohen Klostermauern“ aus der „Päpstin“ das Publikum den Tränen nah. Wenn er dann im zweiten Akt in voller preußischer Montur das hochdramatische „Ebenbild“ als Friedrich der Grosse interpretiert, ist allen klar, dass Murray hier einen Moment geschaffen hat, der in Erinnerung bleibt und den Wunsch auf eine Wiederaufnahme des Musicals „Friedrich“ schon an diesem Abend laut werden lässt. Andreas Lichtenberger schlüpft mit beeindruckender Körpersprache abermals in seine Paraderolle des Captain Silver aus „Die Schatzinsel“ und interpretiert „Ich mein‘ es nur gut mit dir“ geradezu filmisch perfekt – wobei sein Höhepunkt im üppig orchestrierten und wunderbar choreographierten „Heihoo“ daherkommt, bei dem Lichtenberger seine Figur dramatisch erstrahlen lassen kann.
Philipp Hägeli, der ganz unprätentiös auch einige Ensembleparts mit übernimmt, überzeugt als Guy von Gisborne in „Ich oder du“ und seinem Duett mit Mark Seibert als Robin Hood zu „Der Weg, der mir gebührt“. Auch Friedrich Rau und Sascha Kurth geben mit ihren unverkennbaren, poppigen Stimmen schöne Klangfarben in die Musical-Partituren. Rau interpretiert „Mein Weg“ („Der Medicus“) und Kurth „Wunder oder Wahrheit“ („Elisabeth – Legende einer Heiligen“) mit Bravour.
Und dann wäre da noch Thomas Borchert, der kommende Woche die Wiederaufnahme von „Bonifatius“ in der Titelrolle bestreiten wird und die Figur von den großen Musical-Baritonen Reinhard Brussmann und Ethan Freeman übernimmt. Ganz anders als seine Vorgänger interpretiert er das Solo „Ein Leben lang“ und das Finale „Salz der Erde“, zu dem der Fuldaer Dom durch Projektionen bis zu den Turmspitzen bunt erstrahlt – und gemessen am tosenden Beifall des Originalschauplatz-Publikums hat Borchert seinen Einstand in die Rolle grandios gemeistert.
Mark Seibert interpretiert die meisten Songs der männlichen Parts: Als Gerold aus „Die Päpstin“ singt er „Ein Traum ohne Anfang und Ende“ und „Wehrlos“ in einem berührenden Duett mit Weckerlin, während er als Robin Hood das Solo „Freiheit für Nottingham“ und abermals im Duett mit der Leading Lady des Abends „Endlich frei sein“ zu emotionalen Gänsehautmomenten macht. Sabrina Weckerlin ist in diesem Konzert die Grande Dame, die nicht nur als Lady Marian begeistert, sondern auch als Alrun aus „Bonifatius“ das Solo „Wann trägt der Wind mich fort“, als Elisabeth die Ballade „Hol‘ mich heim“ im Duett mit Dennis Martin und nicht zuletzt als Päpstin Johanna mit „Einsames Gewand“ sowie der großen Zugabe des Abends in Form von „Das bin ich“ ein Highlight nach dem nächsten erschafft.
Der große Star neben Sabrina Weckerlin ist das fulminante, über 30-köpfige Orchester der Kölner Symphoniker unter Inga Hilsberg, das von Marcel Jahns Galachor stimmgewaltig unterstützt wird. Der satte und nuancierte, mit Höhen und Tiefen und kleinen Facetten gespickte Klang der Orchestrierung holt aus Dennis Martins Partitur Fantastisches heraus. Was allein die Ouvertüre von „Bonifatius“ am Anfang des ersten Aktes an Strahlkraft und Wucht durch das Live-Orchester gewinnt, ist unsagbar ergreifend. Da drängt sich der Gedanke auf: Würde Spotlight in ein Bühnenorchester für seine Musicals investieren, so würden Martins Songs eine um ein Vielfaches potenzierte Wirkung entfalten.
Zur letzten Zugabe „Es fühlt sich nach Heimat an“ aus „Der Medicus“ verabschiedet sich Spotlight herzerwärmend mit allen Akteuren dieses Riesen-Projektes und entlässt das Publikum in eine Nacht, die in bleibender Erinnerung verweilen wird.
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KREATIVTEAM |
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Regie | Michael Schüler |
Choreografie | Robert Johansson |
Lichtdesign | Pia Virolainen Svein Selvik |
Sounddesign | Thomas Strebel Fabian Kampa Youssef Iskander |
Chorleitung | Marcel Jahn |
Orchesterleistung | Inga Hilsberg |
Maske | Elke Quirmbach |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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TERMINE |
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Fr, 16.08.2024 20:30 | Domplatz, Fulda | Premiere |