Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) |
Mit „Stolz und Vorurteil *oder so“ bringt die Komödie am Kurfürstendamm, die seit dieser Spielzeit im Theater am Potsdamer Platz residiert, eines der berühmtesten Werke der englischen Literatur in einer modernen Interpretation auf die Bühne. Der Klassiker von Jane Austen wurde von Isobel McArthur mit neuen Perspektiven, einem fünfköpfigen weiblichen Schauspielensemble und bekannten Popsongs versehen. Das Ergebnis ist ein kurzweiliger Theaterabend, der die Lachmuskeln zum Beben bringt und dennoch auch leise Töne anschlägt, die berühren.
Los geht es mit den fünf Dienstmädchen Effie, Anne, Clara, Tillie und Flo, die das Stück mit dem Song „One Way Or Another“ und Konzert-Feeling eröffnen. Anschließend sprechen sie das Publikum direkt an und betonen ihre Wichtigkeit und Unersetzlichkeit: Ohne Dienstmädchen würde in Jane Austens Roman nichts funktionieren. Die fünf bieten dem Publikum ihre ganz eigene Perspektive auf die berühmte Geschichte um Elizabeth Bennet und Fitzwilliam Darcy an. Eine Geschichte, in der auch aktuelle Themen Anklang klingen: unterdrückte gleichgeschlechtliche Liebe, emotionale Verdrängung, wirtschaftliche Abhängigkeit, geistige Selbstbestimmung und Krieg. Die fünf unverheirateten Töchter der Familie Bennet stehen an einem Scheideweg und haben – passend zum oben genannten Song – die Entscheidung zu treffen, welchem Pfad sie folgen werden.
Die Dienstmädchen stellen die Bennet-Töchter mal mit bissigen, mal mit lobenden Worten vor. Das Bashing der mittleren Tochter Mary, die Ähnlichkeiten zur Maulenden Myrte aus „Harry Potter“ aufweist, wird zum Running Gag. Und auch sonst jagt ein Witz den nächsten. Das Stück ist unfassbar lustig und unterhaltsam. Es lebt von Wortwitz, Slapstick und Situationskomik. So wird der Wischmopp zum galoppierenden Pferd, während der Laubbläser das Unwetter, in das Jane gerät, dramatisch zuspitzt.
Regisseur Christopher Tölle beweist besonderes Geschick in der Kombination von Humor und Gefühl. Scheinbar mühelos gelingt ihm der Spagat zwischen einer wortgewaltigen Komödie, die sich selbst gar nicht so ernst nimmt, und einer wirklich zu Herzen gehenden Liebesgeschichte. Das liegt auch an der beeindruckenden Leistung seines weiblichen Power-Ensembles, das in blitzschnellen Figuren- und Kostümwechseln rund 20 Rollen spielt. Die Kostüme von Heike Seidler sind so angelegt, dass diese Wechsel ohne große Umstände vonstatten gehen können. Über die weißen schlichten Kleider, die alle Darstellerinnen tragen, lassen sich Frack, Uniform, Festgewand oder Alltagskleidung rasch überziehen. Dass Partien der weißen Kleider weiterhin sichtbar sind, stört nicht im Geringsten.
Obgleich das Quintett grundsätzlich überzeugt, stechen Mackie Heilmann, Nadine Schori und Birthe Wolter besonders heraus. Es ist beeindruckend, wie sie jede neue Rolle, in die sie innerhalb von Minuten oder gar Sekunden hineinschlüpfen, mit Glaubwürdigkeit, Authentizität und Leben füllen. Weil sich ihre einzelnen Charaktere jeweils sehr voneinander unterscheiden, ist die schauspielerische Leistung der Darstellerinnen umso höher zu achten.
Da wäre Mackie Heilmann, die als herzensgute und aufrichtig verliebte Jane Bennet („Will You Still Love Me Tomorrow“) begeistern kann, als Soldat George Wickham eine gute Figur macht und als Lady Catherine de Bourgh zu Höchstleistungen aufläuft. Ein großes Fest, obwohl die Lady mitnichten eine Sympathieträgerin ist. Dafür ist Mackie Heilmann es umso mehr!
Nadine Schori mimt Mrs Bennet, die ihre Töchter um jeden Preis unter die Haube bringen will und der dafür kein Mittel zu schade ist. Als Fitzwilliam Darcy ist sie kaum wiederzuerkennen. Behutsam zeichnet sie seine vielfältigen Facetten und ermöglicht so dem Publikum, den vorschnell als Misanthropen verurteilten Darcy langsam ins Herz zu schließen.
Ebenso große Wandelbarkeit beweist Birthe Wolter als unglücklich verliebte lesbische Charlotte, als galanter Lebemann Charles Bingley und als dessen missgünstige und intrigante Schwester Caroline. Es ist ein Genuss, ihr zuzusehen! Charlottes trauriges „Only You“, das sie der geliebten Elizabeth widmet, berührt und zeigt die engen gesellschaftlichen Grenzen auf, in denen sich die jungen Frauen in Austens Roman bewegen.
Anna Maria Mühe gibt als Elizabeth Bennet ihr Bühnendebüt. Da sie nur ab und an in die Rolle eines Dienstmädchens schlüpft, kann sie sich ansonsten voll auf das Ausfüllen der weiblichen Hauptrolle konzentrieren. Sie präsentiert Elizabeth als treue Schwester, aufmüpfige Tochter und selbstbewusste Frau, die ihren eigenen Weg gehen möchte.
Johanna Asch hat mit sechs kleineren Charakteren die meisten Rollenwechsel. Als Mister Collins ist sie herrlich abstoßend, als Mary Bennet zutiefst bemitleidenswert.
Das Bühnenbild von Heike Seidler besteht aus einem Metallkubus, der sich drehen lässt, und auf diese Weise neue Handlungsorte eröffnet. So wird aus der blumigen Hausfassade der Familie Bennet schnell das gar nicht so „stille Örtchen“ oder das Anwesen von Charles Bingley samt Schaukel für dessen rotzige Schwester. Die Diskokugel im Inneren des Kubus ist allgegenwärtig und kommt insbesondere beim Dorfball zum Einsatz.
Ein Teil der Instrumentalmusik kommt vom Band, der andere wird von Robert Keßler an der Gitarre begleitet. Gesungen wird live, wobei die meisten Popsongs nur angedeutet und selten in voller Länge präsentiert werden. Zum Repertoire gehören u.a. „Lady In Red“, „Last Christmas“, „Can’t Take My Eyes Off You“, „Time After Time“ und „Girls Just Want To Have Fun“. Die Songs sind dramaturgisch perfekt in den Handlungsverlauf integriert, unterstützen die transportierten Gefühle der Charaktere und treiben die Story voran. Die Darstellerinnen beweisen neben ihrer Wandlungsfähigkeit auch Gesangstalent.
Eine dynamische und mitreißende Inszenierung mit pointiert gesetztem Humor. Unbedingt sehenswert!
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
KREATIVTEAM |
---|
Inszenierung | Christopher Tölle |
Ausstattung | Heike Seidler |
Musikalische Einstudierung | Robert Keßler |
Playback | Henrik von Kathen |
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
CAST (AKTUELL) |
---|
Effie / Elizabeth Bennet | Anna Maria Mühe |
Anne / Mary Bennet / Lydia Bennet / Mister Collins / Mrs Gardiner | Johanna Asch |
Clara / Jane Bennet / George Wickham / Lady Catherine de Bourgh | Mackie Heilmann |
Flo / Mrs Bennet / Fitzwilliams Darcy | Nadine Schori |
Tillie / Charlotte Lucas / Charles Bingley / Miss Bingley | Birthe Wolter |
Gitarre | Robert Keßler Niklas Linzer |
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
GALERIE |
---|
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
TERMINE |
---|
Sa, 21.12.2024 19:30 | Stadttheater, Fürth | ||||||||
So, 22.12.2024 19:30 | Stadttheater, Fürth | ||||||||
Fr, 17.01.2025 19:00 | Stadttheater, Minden | ||||||||
Sa, 18.01.2025 20:00 | Theater an der Wilhelmshöhe, Lingen/Ems | ||||||||
Mo, 20.01.2025 19:30 | CongressForum, Frankenthal | ||||||||
Fr, 24.01.2025 20:00 | Stadttheater, Lippstadt | ||||||||
Sa, 25.01.2025 19:30 | Theater, Gütersloh | ||||||||
So, 26.01.2025 19:30 | Theater, Gütersloh | ||||||||
Do, 30.01.2025 19:30 | Scharoun Theater, Wolfsburg | ||||||||
Fr, 31.01.2025 19:30 | Theater, Marl | ||||||||
▼ 2 weitere Termine einblenden (bis 02.02.2025) ▼ | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sa, 01.02.2025 20:00 | Schlosstheater, Fulda | ||||||||
So, 02.02.2025 19:30 | Lessingtheater, Wolfenbüttel | ||||||||
▲ Termine ausblenden ▲ |
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
TERMINE (HISTORY) |
---|