© Tan Kadam
© Tan Kadam

The Addams Family (2023 - 2024)
Seefestival Wustrau, Wustrau

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Zu der unten stehenden Rezension haben wir folgendes Statement des Regisseurs erhalten: 

„Nicht nur Ihnen hat der sehr „freie“ Umgang meinerseits mit dem Musical „The Addams Family“ im Schlosspark Theater Berlin nicht gefallen. Es wurde Kritik an Verlag, Lizenzgeber und Andrew Lippa vehement geäußert, so dass uns der Galissas Verlag übermittelte, die nun geplanten Aufführung in Wustrau zu unterbinden. 

Daraufhin gab es einen regen Briefwechsel, der zur Folge hatte, dass alle in Ihrer Kritik genannten „politisch inkorrekten“ Aktualisierungen verändert und nun in der Originalfassung gespielt werden. Andrew Lippa hat meine Entschuldigung angenommen  und Ihre Kritikpunkte in der Rezension haben daher keinerlei Bestand mehr,  und ich bitte Sie, diese sofort aus dem Netz zu nehmen. Ihre Kritik unter dem Datum 12. Juli 2023 beschreibt unter dem Veranstalter Seefestival UG am Zietenschloss in Wustrau eine Premiere, die noch nicht stattgefunden hat. Die nun mit dem Verlag gemeinsam überarbeitete Fassung findet erst am 21. Juli 2023 statt. Sie können gern mich, meine Inszenierung, die Choreographie und die schauspielerische Umsetzung der Rolle „Alice“ kritisieren, dass ist irrelevant, jedoch hier steht der Erhalt des vor 19 Jahren von uns ins Leben gerufene Theater und unser damit verbundenes Engagement für das Seefestival auf den Spiel!“
 
 
Wir bitten unsere Leser um Beachtung, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Rezension einer inzwischen überarbeiteten Fassung handelt.

 

 

 

Geschlechtertausch bei den Addams! Beim Antrittsbesuch von Familie Beineke bei den künftigen Schwiegereltern ihres Sohnes Lucas werden sie von Bruder Pugsley Addams im Tüllrock und mit blonder Langhaarperücke als Mädchen begrüßt. Eigentlich sehr aktuell und passend für ein Stück, in dem normal eine Illusion ist. Regisseur Marten Sand nutzt die Geschlechterdiversität allerdings nur einmalig und als plumpen Gag und degradiert damit Menschen, die sich in der Findungsphase ihrer geschlechtlichen Identität befinden, zu Witzfiguren.

 Der Regisseur setzt auf Witz und Tempo, indem er reichlich aktuelle Anspielungen – von der Energiewende über Klimakleber bis hin zum Berliner Pannen-Flughafen BER – in den Text integriert und damit dem Affen ordentlich Zucker gibt. Auch bei der Figurenzeichnung ist bei Sand einiges anders. So spricht zum Beispiel Mutter Morticia Addams in Anwesenheit von Familie Beineke mit einer hohen Pieps-Stimme, was dem weiblichen Familienoberhaupt Sanftmut verleiht. Töchterchen Wednesday ist in dieser Inszenierung noch emanzipierter gezeichnet als anderswo, sodass sie sowohl ihrem Vater Gomez als auch ihrem Liebsten Lucas ohne mit der Wimper zu zucken ihre Sichtweise des Lebens diktiert.

Ganz und gar nicht so stimmig sind die Streichungen, die der Regisseur vornimmt. Ein herber Verlust ist der gänzliche Verzicht auf die Figur des morbid-tumben Butlers Lurch, sodass dem Familienleben der Addams eine gehörige Portion Absurdität abhandenkommt. Durch den Wegfall von Alices Solo „Das Warten“ und des Duetts „Geheimnisse“ mit Morticia gerät die Befreiung der Beineke-Mutter aus ihrer Duckmäuser-Position sehr eindimensional. Auch die Einspielung der musikalischen Begleitung aus der Konserve trübt den Musical-Genuss.

Den liefert allerdings ein wirklich guter Cast, der von Sigalit Feig und Claudio Maniscalco als Elternpaar Morticia und Gomez Addams souverän angeführt wird. Nicht nur rein optisch sind beide Idealbesetzungen, auch ihre Figurenzeichnungen sind fantastisch. Feig und Maniscalco bringen die  Pointen auf den Punkt und beweisen im Spiel, dass Komödie und Tragödie gar nicht so weit auseinander liegen. Auch gesanglich gibt es nichts zu meckern. In den Duetten harmonieren ihre sicher geführten, schönen Stimmen sehr gut und auch die solistischen Auftritte gelingen makellos.

Auch die Rolle der Addams-Tochter Wednesday ist mit Julia Fechter hochkarätig besetzt. Vom ersten Moment muss man diesen Wirbelwind einfach gerne haben und wenn in „Neue Wege“ und „Die vier Dinge“ ihr schöner Musical-Sopran erklingt, dann versteht man sofort, warum sie aus ihrem Familienumfeld ausbrechen möchte und um ihre Beziehung zu Lucas kämpft. Maximilian Nowka holt aus dieser recht undankbaren Rolle das Maximum heraus. Solide sind auch Cornelia Lippert als schrullig-liebenswerte Grandma und Sina Aimee Dekker als Pugsley Addams.

Eine große, positive Überraschung ist Johannes Hallervorden, der als Onkel Fester auf der Bühne steht. Er kämpft souverän für die Wiederherstellung der Totenruhe seiner Ahnen (Cara Laureen Remke, Anna Dekker), für das Liebesglück seiner Nichte und für den Familienfrieden. Hallervorden legt Fester sehr keck und verschmitzt an und hat mit dem Song „Sagt der Mond ‚ich liebe dich'“ eine ganz großen Auftritt.

Gesanglich enttäuscht hingegen der zweite bekannte Name auf dem Besetzungszettel. „Die Prinzen“-Frontmann Tobias Künzel bringt seine Stimme im Quartett „Verrückter als du“ nicht wirklich zum Strahlen und wirkt stimmlich sehr zurückgenommen. Als zunächst polternder Familiendespot Mal Beineke spielt er die Wandlung zum geläuterten Ehemann jedoch sehr glaubwürdig. Gesine Sand gibt aus den beriets genannten Gründen eine recht blasse Alice Beineke. Von ihr stammen auch die Choreografien, die insbesondere im Opener „Bist du ein Addams“ Rasanz auf die Bühne bringen.

Die Bühnenbild-Teile, die Frauke Bischinger für die Vorjahres-Produktion der „Addams Family“ an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt entworfen hat, verleihen der Haus-Premiere dieser Neu-Inszenierung im Berliner Schlosspark Theater ein morbides Ambiente. Marten Sand ergänzt die Leihgaben um einen imposanten, beleuchtbaren Familienbaum, den er ins Zentrum der Bühne setzt. Gerade bei der Aufführungsserie, die unter freiem Himmel im Brandenburgischen gezeigt wird, dürfte sich damit ein ganz eigener Grusel-Zauber entfalten. Den verleiht Ulrike Stelzig Schaufert auch ihrem Kostümbild, das ebenfalls mit Leihgaben aus Schwedt ergänzt ist.

Wenn im Finale das Publikum zu der bekannten Titelmelodie der TV-Serie statt mit den Fingern zu schnipsen mitklatscht, dann ist schnell vergessen, dass ihm mit dieser Inszenierung nur eine Light-Version des Musicals mit Luft nach oben serviert worden ist.      

Buch von Marshall Brickman und Rick Elice
Musik und Songtexte von Andrew Lippa
Basierend auf Figuren erfunden von Charles Addams
Deutsch von Anja Hauptmann

 
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KREATIVTEAM
InszenierungMarten Sand
ChoreografieGesine Sand
KostümeUlrike Stelzig Schaufert
Frauke Bischinger
BühnenbildFrauke Bischinger
Marten Sand
 
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CAST (AKTUELL)
== 2024 ==
Gomez AddamsClaudio Maniscalco
Morticia AddamsKarina Schwarz
Wednesday AddamsJulia Fechter
Onkel FesterJohannes Hallervorden
GrandmaN. N.
Pugsley AddamsSina Aimee Dekker
Alice BeinekeGesine Sand
Mal BeinekeRon Brandes
Lucas BeinekeFlorian Hinxlage
LurchHartmut Schreier
Ahne 1Cara Laureen Remke
Johanna Kuhlmann
Ahne 2Anna Dekker
 
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CAST (HISTORY)
== 2023 ==
Gomez AddamsClaudio Maniscalco
Morticia AddamsSigalit Feig
Wednesday AddamsJulia Fechter
Onkel FesterJohannes Hallervorden
GrandmaCornelia Lippert
Pugsley AddamsSina Aimee Dekker
Alice BeinekeGesine Sand
Mal BeinekeTobias Künzel
Ron Brandes
Lucas BeinekeMaximilian Nowka
AhnenCara Laureen Remke
Anna Dekker
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Do, 22.06.2023 20:00Schlosspark Theater, BerlinPremiere
Fr, 23.06.2023 20:00Schlosspark Theater, Berlin
Sa, 24.06.2023 20:00Schlosspark Theater, Berlin
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