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Ganz nach dem Motto „Preise die Sandale“ kommt hier jeder Monty-Python-Fan auf seine Kosten und neue Fans werden aus der Taufe gehoben. Über 40 Jahre nach der Verfilmung der Geschichte ziehen die britisch-humorigen Gags von „Das Leben des Brian“ bis heute. Gepaart mit einer üppigen Orchestrierung und vorrangig klassischen Interpretationen durch großartige Solisten unter der musikalischen Leitung von Sergei Kiselev und der Regie von Jan Langenheim ergibt die Produktion des komischen Oratoriums ein herrlich albernes und zugleich opulentes musikalisches Gesamtkunstwerk.
Das Oratorium von Monty Python-Mitglied Eric Idle und John du Prez als Adaption des gleichnamigen Films weicht nur wenig von der Vorlage ab. Durch die Geschichte führt Jan Kämmerer als Erzählerin Betty Parkinson. Diese gibt während des Stücks immer wieder direkte Hinweise, wann sogenannte „Fotomomente“ genutzt werden können. Dafür unterbricht sie auch schon mal ein Lied. Dirigent, Orchester und Solisten frieren ein und finden auf ihr Kommando hin alle wieder ins Stück zurück. Viele weitere Momente, in denen auch das Publikum mit in die Story einbezogen wird, folgen.
Im Nachbarstall zum Jesukind wird Brian, dargestellt von Tenor Julian Rhode, als Sohn der vaterlandsverräterischen Gemüseverkäuferin Mandy, Sofia Pavone, geboren. Brians Erzeuger ist römischer Offizier, hat Mandy aber sitzen lassen. Für die „Volksfront von Judäa“ ist schon die reine Koexistenz mit dem Imperium Romanum vollends inakzeptabel („Was ham die Römer uns denn schon gebracht“). Dieser Anti-Römer-Organisation schließt sich Brian an und verliebt sich in diesen ihm neuen Kreisen in Judith (Sonja Isabel Reuter). Auf der Flucht vor einer römischen Patrouille tarnt sich Brian als Prediger und wird von selbsternannten Jünger_innen fälschlicherweise für den Messias gehalten. Er verliert einen Schuh, der vom gendernden Gefolge – willkommen in den 2020ern – lobgepriesen wird („Preise die Sandale“).
Brian verbringt eine wilde Nacht mit Judith: Rhode und Reuter schmettern ein teils lustvoll, teils gelangweilt gestöhntes Sex-Duett: „In paradisum“. Dafür bedarf es keinerlei Worte. Der Saal tobt als Mandy, die beiden im Bett erwischt und das gebrochene Mutterherz mimt („Wenn Kinder gehn“): Sofia Pavone steigt dabei von der Bühne, um dem Publikum um Mitgefühl heischend Babybilder ihres Sohnes zu zeigen. Vor dem Fenster des kopulierenden Paares harrt die selbsternannte Jünger_innenschaft aus. Als Brian die Aufdringlichen entdeckt und ihnen entgegen brüllt, sie sollen sich verpissen, stellt Judith Brian in Aussicht, dass durch die Verehrung der Leute seine (anti-römischen) Ideen ihn überleben würden, selbst wenn er in den Märtyrertod gehe.
Brian wird schließlich von den Römern verhaftet und von Pontius Pilatus zum Tode verurteilt: „Jeder nur ein Kreuz“. Brian trägt sein Schicksal am Ende weitgehend mit Fassung und schmettert mit den anderen Gekreuzigten bzw. dem gesamten Ensemble und Chor den aus der Verfilmung bekannten Evergreen „Always Look On The Bright Side Of Life“. Das Publikum schmettert hingebungsvoll und Leuchtstab-schwingend mit.
Sowohl der Theatersaal und als auch die Bühne sind zwischenzeitig immer wieder erhellt durch die Leuchtstäbe, die bereits vor Showbeginn von Jan Kämmerer als Betty Parkinson unter die Leute gebracht wurden. Kämmerer leitet die Lichtershow der Zuschauer an. Partystimmung kommt auf und sentimentale Momente werden im Keim erstickt.
Bei aller Absurdität der Handlung und den hanebüchenen Parallelen zur Geschichte Jesu von Nazareth, die Monty Python schon häufig Ausstrahlungsverbote wegen zahlreicher Vorwürfe wegen angeblich blasphemischer Inhalte einbrachten, strahlt und glänzt die Inszenierung als ein Wahnsinns-Musikspektakel. Durch die opulente, oft opernartige Vertonung in Solo-Gesang, orchestraler wie choraler Begleitung wird jede satirische Äußerung noch verstärkt. Darüber hinaus beleben scheinbare Brüche im musikalischen Stil das Stück: Beim Anklingen folkloreartiger Musik oder beim Aufspielen des Dudelsacks springt immer mehr noch der humorige Funke über.
Der britische Humor wird auch im Wortlaut der deutschen Übersetzung von Thomas Pigor auf der Bühne mindestens genauso gut und pointiert transportiert wie in der Filmvorlage.
Auch optisch wird etwas geboten: Der Chor trumpft bei „Wir finden Schafe scharf“ mit lebensgroßen Schafmasken auf. Die Chormitglieder müssen sich vor den lüsternen Solisten in Acht nehmen. Die Bühne des Theaters Marl ist voll von Menschen, knapp 50 an der Zahl, die selbst die Kulisse des halbszenischen Stücks darstellen.
Schauspielerische Darbietungen haben der Fläche nach wenig Raum und Platz. Das tut aber ihrer Qualität keinerlei Abbruch. So ernst und professionell die Solisten spielen, so komisch ist ihre Wirkung, wie sich auch bei dem einen oder anderen Orchester- und Chormitglied in der Mimik sichtbar abzeichnet.
Die Kostüme von Anne Siegrot wirken eingangs wie eine angemessene Ausstattung klassischer Opernsänger: Die Herren treten im Frack auf, die Damen im Abendkleid. Das Kostüm der Betty Parkinson erinnert an Chanel und ziert Jan Kämmerers schöne Vollglatze mit einem auffallend gestalteten schwarzen Fascinator. Das kobaltblaue, elegante Abendkleid Sofia Pavones hat einen besonderen Clou: In einer unauffälligen Bauchtasche befindet sich zunächst das zu entbindende Bündel, das für Baby-Brian steht. In der Geburtsszene verschlankt Mutter Mandy schließlich.
Wer seinen Ohren dem Wortlaut nicht trauen möchte („Chaos und Verzweiflung!“), kann auf einem Bildschirm am linken Bühnenrand die Liedtexte mitlesen. Selbst Songs, die keinen Text haben („In paradisum“, „Mir woll’n ham“) werden graphisch übersetzt („XX XXXX XXX“).
Ein schönes Lachmuskeltraining, bei dem jede Ernstnahme absolut fehl am Platz ist! Weder wahre Sentimentalitäten noch Religionskritik finden Platz an diesem kurzweiligen Abend! In diesem Sinne: „Preise die Sandale“ – bzw. das Ensemble, den Chor und das Orchester des Theaters für Niedersachsen!
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Sergei Kiselev |
Inszenierung | Jan Langenheim |
Kostüme | Anna Siegrot |
Chor | Achim Falkenhausen |
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CAST (AKTUELL) |
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Brian / Tenor | Julian Rohde |
Judith / Sopran | Sonja Isabel Reuter |
Mandy / Alt | Sofia Pavone |
Pontius Pilatus / Stan / Ben / Mr. Cheeky / Bartion | Felix Mischitz |
Reg / Schwanzus Longus / Bass | Uwe Tobias Hieronimi |
Mrs. Betty Parkinson / Erzähler | Jan Kämmerer |
Chor | Opernchor des tfn |
Orchester | tfn_philharmonie |
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GALERIE |
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TERMINE |
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TERMINE (HISTORY) |
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Sa, 25.03.2023 19:00 | Großes Haus, Hildesheim | Premiere | |||||||
Do, 20.04.2023 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Do, 11.05.2023 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
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Sa, 20.05.2023 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Fr, 30.06.2023 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | zum letzten Mal 2022/23 | |||||||
So, 15.10.2023 19:00 | Großes Haus, Hildesheim | Wiederaufnahme | |||||||
Mi, 29.11.2023 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Di, 23.01.2024 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Fr, 08.03.2024 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Do, 21.03.2024 19:30 | Theater, Marl | ||||||||
Fr, 05.04.2024 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Di, 14.05.2024 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
Do, 13.06.2024 19:30 | Großes Haus, Hildesheim | ||||||||
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