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Im deutschsprachigen Raum gehört „Der kleine Horrorladen“ zum festen Spielplan-Bestandteil der Stadt- und Staatstheater, wo das Stück regelmäßig die großen Spielstätten füllt. Doch eigentlich ist das Musical für eine sehr viel kleinere Bühne konstruiert. In der Regel wird der Raum um Mushniks Blumenladen mit der Skid Row ausgefüllt, die dann auch gern mit Statisten als Anwohner und Obdachlose bevölkert wird. Das gelingt mal mehr, mal weniger überzeugend. Die Produktion im Alten Schauspielhaus Stuttgart kehrt zu den Ursprüngen am Off-Off-Broadway zurück, konzentriert sich auf ein überschaubares Bühnenbild und setzt die Mindestanzahl an Ensemble- und Bandmitgliedern ein. Ein Konzept, das aufgeht.
Tom Grashofs Bühnenbild ist praktisch, relativ einfach und schön anzusehen: Mittelpunkt ist der drehbare Blumenladen. Die diversen Zugänge und Spielmöglichkeiten, die Audrey Zwo in verschiedenen Wachstumsstadien braucht, sind auf den ersten Blick nicht erkennbar. Wenige Requisiten deuten die Straße an, ein Vorhang und die notwendigen Utensilien ermöglichen einen schnellen Wechsel zu Orin Scrivellos Zahnarztpraxis. Die bunten Kostüme im Stil der 60er Jahre – ebenfalls von Grasshof – runden das optische Gesamtbild ab.
Audrey Zwo, eine Leihgabe des Imperial Theaters Hamburg, wird von Lukas Schneider mit vollem Körpereinsatz bespielt. Die Konstruktion hat den Reiz des Handgemachten; ein augenzwinkerndes Bewusstsein des Unperfekten, das das Publikum trotzdem verblüffen kann.
Mario Mariano leiht der invasiven Pflanze seine Stimme. Sie klingt hier ungewohnt sanft. Das kommt dem Regiekonzept der schleichenden Manipulation entgegen. Ein bisschen mehr Bosheit und Bedrohung hätte trotzdem nicht geschadet.
Mariano ist auch der Choreograf dieser Produktion. Aswinta Vermeulen, Meimouna Coffi und Giselle Ramsey setzen die Choreografien als Crystal, Ronnette und Chiffon lebendig um. Diese Figuren sind einerseits als freche Straßengören in die Handlung eingebunden, sehen andererseits als allwissende Kommentatorinnen von außen auf die Geschichte. Vermeulen, Coffi und Ramsey verschmelzen dabei zu einer mehrstimmig singenden Einheit.
Mit beachtlicher Wandlungsfähigkeit verkörpert Sven Olaf Denkinger alle kleineren Rollen vom Obdachlosen bis zur Geschäftsfrau. Kernstück ist – mit der für die Rolle nötigen Überzeichnung – der sadistische Zahnarzt Orin Scrivello. Mr. Mushnik, der Besitzer des Blumenladens, ist bei Martin König ein windiger Geschäftsmann, der aus Seymour und seiner Aufmerksamkeit generierenden Pflanze jeden möglichen Cent herausholen will.
Dorothée Kahler vermeidet, trotz der für ihre Rolle gewohnt piepsigen Stimme, aus Audrey eine Klischee-Blondine zu machen. Natürlich gibt sie ihrer Figur eine Portion Naivität, aber die Blumenverkäuferin hat mehr mit Selbstzweifeln zu kämpfen als mit mangelnder Intelligenz. Kahlers leichter Mezzosopran harmoniert sehr gut mit Oliver Morschels warmer Singstimme. Sein Seymour ist ein tapsiger, introvertierter Sympathieträger, der in eine verhängnisvolle Abhängigkeit gerät, aus der er sich nicht befreien kann. Audrey und Seymour umweht ein Hauch tragischer Melancholie, die der parodistisch übertriebenen Geschichte Emotionen hinzufügt.
Klaus Seifferts Inszenierung ist geradlinig und solide. Er erzählt die Geschichte temporeich und verlässt sich auf die Vorlage. Dass „Der kleine Horrorladen“ im Grunde eine Geschichte über Verführbarkeit und Gier erzählt, wird unterschwellig transportiert. So kann das Publikum, angeregt durch das informative Programmheft, durchaus mehr aus diesem Musical ziehen oder sich einfach von einem überdrehten Spaß unterhalten lassen.
Auch im Orchestergraben beschränkt man sich auf das Nötigste. Florian Kießling leitet am Keyboard vier weitere Musiker an. Das klingt erstaunlich voll, hätte in der besuchten Vorstellung zu Beginn etwas mehr Pep haben dürfen und auch die Balance zwischen musikalischer Begleitung und Gesang ist nicht immer ausgeglichen.
Ein Besuch des Stuttgarter „Horrorladens“ lohnt auf jeden Fall. Gut gesungen, überzeugend und mit Spaß gespielt, ist diese aufs Wesentliche konzentrierte Produktion eine runde Leistung.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Klaus Seiffert |
Musikalische Leitung | Florian Kießling |
Ausstattung | Tom Grasshof |
Figurenbau | Christoph Kahlcke Claudia Dreier |
Choreografie | Mario Mariano |
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CAST (AKTUELL) |
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Seymour | Oliver Morschel |
Orin Scrivello | Sven Olaf Denkinger |
Audrey | Dorothée Kahler |
Audrey Zwo (Figurenspiel) | Lukas Schneider |
Audrey Zwo (Stimme) | Mario Mariano |
Mr. Mushnik | Martin König |
Crystal | Aswintha Vermeulen |
Ronnette | Meimouna Coffi |
Chiffon | Giselle Ramsey |
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GALERIE |
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TERMINE |
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Di, 25.03.2025 19:30 | Kreiskulturraum, Kronach | |
Mi, 26.03.2025 20:00 | Stadttheater, Rüsselsheim | |
Do, 27.03.2025 20:00 | Theater am Ring, Villingen-Schwenningen | |
Fr, 28.03.2025 20:00 | Tonhalle, Wil | |
Di, 01.04.2025 19:30 | Theater, Gütersloh | |
Sa, 12.04.2025 19:30 | Kreiskulturraum, Kronach | |
So, 13.04.2025 17:30 | Kreiskulturraum, Kronach |
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TERMINE (HISTORY) |
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