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„Jekyll & Hyde“ einmal ohne viktorianischen Pomp, dafür mit reduziertem Personal auf der Bühne und kaum gesprochenen Worten. Regisseur Andreas Gergen transferiert das Musical in ein düsteres, zeitloses Kammerspiel der großen Bilder. Die Aufführung punktet vor allem durch die modernen Musikarrangements von Marc Seitz für eine Sieben-Personen-Band.
Der Bischof trägt eine Latexmaske, zwei Seile fixieren seine Arme wie bei einer Kreuzigung nach oben. In dieser Position wird der Kirchenfürst von einem Mann in Frauenbekleidung oral befriedigt, bevor er nach einem Stich in die Brust grell beleuchtet wie im Fegefeuer stirbt.
Nicht nur für den Ensemble-Song „Mörder, Mörder“, in dem auch Lady Beaconsfield, General Lord Glossup und Lord Savage dahingemeuchelt werden, findet Regisseur Andreas Gergen Bilder, die manche im Publikum verstören könnten. Auch bei „Schafft die Männer ran“ werden sämtliche sexuelle Spielarten recht eindeutig auf der Bühne dargestellt. Insgesamt fokussiert sich die Inszenierung auf das Triebhafte im Menschen, sei es nun beim Besuch im
Bordell oder beim Ausleben mörderischer Fantasien.
Gleichzeitig präsentiert Gergen das Stück zeitlos, in einer an das Brechtsche Theater erinnernden Fassung: Auf der leeren Bühne stehen zehn silberne Hocker, auf denen das Ensemble Platz nimmt. Es beobachtet aus immer neuen Sitzmöbel-Formation heraus als „Chor“ die Handlung, greift aber auch ins Geschehen ein. Treten zum Beispiel die vier bereits erwähnten Mordopfer auf, werden die schwarzen, zeitlosen Kostüme von Ulli Kremer um die religiöse Kopfbedeckung Pileolus und Halskreuz (Bischof), eine Perlenkette (Lady Beaconsfiled), eine Augenklappe (General Lord Glossup) oder einen Spazierstock (Lord Savage) ergänzt. Dass der General mit Sophie Blümel besetzt ist, ist ein innovativer, geschlechtsneutraler Ansatz.
Ausstatter Momme Hinrichs begrenzt seinen kargen Bühnenraum hinten durch ein Metallgerüst mit zwei Etagen, hinter dem eine Video-Wand steht. Hier erscheinen – allesamt recht düster – sowohl Big Ben und das Parlamentsgebäude, aber auch animierte Linien, Gehirne, Laborzubehör und immer wieder wogende Wasserflächen. Damit werden weniger Spielorte angedeutet, als vielmehr Seelenzustände projiziert.
Sobald sich Dr. Jekyll durch das Spritzen der Substanz JH7 in sein Alter Ego Hyde verwandelt, verfärbt sich die Video-Wand in ein giftiges Grün und Nebel wabert über die Bühne. Weitere Veränderungen an der gespaltenen Persönlichkeit sind nur schwer auszumachen. So wird zwar die „Konfrontation“ mal heller, mal rauer timbriert intoniert, dafür muss man aber schon sehr genau hinhören. Warum Andreas Gergen hier nicht mehr
Akzente setzen lässt, bleibt ebenso unklar, wie die Besetzung der Rolle mit einem Tenor statt eines Baritons. Fabio Diso schlägt sich wacker und ist ihr stimmlich voll und ganz gewachsen, für den animalistischen Hyde aber fast ein bisschen zu stimmschön.
Im Zentrum der Aufführung steht jedoch Miriam Neumaier als Lucy, die bereits optisch in ihrem offenherzigen Netzkostüm als Prostituierte auszumachen ist. Sie bietet ihre sexuellen Dienstleistungen routiniert und seelenlos an, ist aber eigentlich eine nach Liebe und Geborgenheit lechzende Frau. Neumaier unterstreicht dies auch stimmlich mit ihrem tollen Musical-Sopran bei „Freundlichkeit, Zärtlichkeit“ und dem sich anschließenden „Jemand wie du“. Zum gesanglichen Höhepunkt der Aufführung gehört das Gänsehaut-Duett „Nur sein Blick“, mit dem auch Neumaiers Partnerin Henriette Schreiner als Lisa Akzente setzt. Sie ist eine recht selbstbewusste Verlobte, die Jekyll im Finale mit einem gezielten Messerstich ins Jenseits befördert. Aus dem soliden, kleinen Ensemble sticht Suzanne Dowaliby hervor, die zum Beispiel „Mädchen der Nacht“ souverän stimmlich anführt.
Die hundertminütige, pausenlos durchgespielte Aufführung kommt mit nur ganz wenigen gesprochenen Passagen aus, was zwar nicht unbedingt zum Verständnis der Handlung beiträgt, dafür aber die Musik ins Zentrum stellt. Dirigent Marc Seitz hat die in der Orchesterfassung in großen Melodienbögen schwelgende Wildhorn-Partitur mit
Genehmigung des Komponisten für eine Sieben-Personen-Band arrangiert. Ein wahrer Glücksgriff! Dank Elektrogitarre und Schlagzeug führt Seitz die Musikbegleitung in die Moderne und gibt dem als Tango arrangierten „Gefährliches Spiel“ auch musikalisch eine erotische Komponente. Till Nau unterstützt das mit der passenden Choreografie und fordert die Darsteller auch im Rest der Aufführung mit modernen körperbetonten Schrittfolgen und Bewegungen.
Die 2021 ursprünglich als Sommer-Open-Air konzipierte Produktion funktioniert auch im geschlossenen Raum. Wer sich auf diese, auf das Wesentliche reduzierte Inszenierung im modernen musikalischen Gewand einlässt, der kann in dem Stadttheater-Klassiker ganz neue Facetten entdecken
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KREATIVTEAM |
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Musical nach der Novelle von Robert Louis Stevenson mit Musik von Frank Wildhorn | ||||
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Regie | Andreas Gergen | |||
Choreografie | Till Nau | |||
Musikalische Leitung | Marc Seitz | |||
Bühne, Video | Momme Hinreichs | |||
Kostüme | Ulli Kremer |
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CAST (AKTUELL) |
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== Spielserie Brandenburg (Havel) 2022 == | ||||
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Jekyll/Hyde | Fabio Diso | |||
Lucy Harris | Miriam Neumaier | |||
Lisa Carew | Henriette Schreiner (Tamara Peters) | |||
Utterson | Florian Albers | |||
Sir Danvers | Sebastian Kroggel | |||
Sir Simon Stride | Ben Ivo | |||
Lord Savage | Michael Przewodnik | |||
Lord Glossup | Sophie Blümel | |||
Lady Beaconsfield | Suzanne Dowaliby | |||
Bischof | Stefan Schmitz | |||
Zeitungsjunge | Frederik Stuhllemmer | |||
Tänzer | David Schuler | |||
Tänzerin | Hannah Miele | |||
Swings | Sandro Wenzig Tamara Peters |
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CAST (HISTORY) |
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Dr. Henry Jekyll, Edward Hyde | Fabio Diso |
Lucy Harris | Vasiliki Roussi (Miriam Neumaier) |
Lisa Carew | Milica Jovanovic (Nicola Kripylo) |
John Utterson | Peter Lewys Preston (Florian Albers) |
Sir Danvers Carew | Sebastian Kroggel |
Simon Stride | Benedikt Ivo |
Lord Savage, Poole | Florian Albers |
Lady Beaconsfield / Nellie | Suzanne Dowaliby (Miriam Neumaier) |
Bischof | Stefan Schmitz |
Priester | David Schuler |
Zeitungsjunge | Timm Moritz Marquardt |
Ensemble | Benedikt Ivo David Schuler Timm Moritz Marquardt Nicola Kripylo |
Tänzer*innen | David Schuler Timm Moritz Marquardt Nicola Kripylo |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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