Sabrina Weckerlin (Elsa) in "Die Eiskönigin © Disney / Johan Persson
Sabrina Weckerlin (Elsa) in "Die Eiskönigin © Disney / Johan Persson

Die Eiskönigin (2021 - 2024)
Theater an der Elbe, Hamburg

Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Wenn sich Disney und Stage Entertainment zusammentun, um einen der erfolgreichsten Animationsfilme aller Zeiten in ein Musical zu verwandeln und Sabrina Weckerlin die Hauptrolle übernimmt… dann kommt – entgegen vieler Erwartungen – leider nicht zwingend ein überzeugender Musicalabend heraus. Das liegt auch an den überbordenden visuellen Effekten, die nur sehr gelegentlich verzaubern und in denen die oftmals alberne Inszenierung über weite Strecken untergeht.

Dass sich die „Eiskönigin“ in der Hamburger Bühnenversion nicht entscheiden kann oder will, ob es sich um ein Stück für Kinder oder Erwachsene handelt, ist nicht die einzige Schwierigkeit an diesem Premierenabend im Theater an der Elbe.

Zumeist wird die Vorlage, der sehr erfolgreiche Animationsfilm um die Königstöchter Elsa und Anna, auf die sympathische Figur des Schneemanns Olaf und den Showstopper „Let It Go“ reduziert. Und leider bleibt auch vom Bühnenstück nicht viel mehr im Gedächtnis als diese beiden Elemente, sieht man einmal von der allgegenwärtigen Projektionstechnik ab, die schon vor Showbeginn Nordlicher auf dem Vorhang irrlichtern lässt. Dazu suggeriert ein tiefes Brummen das kommende Unheil, das sich gleich nach der Ouvertüre in einer schier endlosen Szene mit den beiden Schwestern als Kinder manifestiert. Unzählige Reprisen des Songs „Willst Du einen Schneemann bauen?“ später wissen wir um die unheilvollen Zauberkräfte der Königstochter Elsa, die unabsichtlich ihre Schwester Anna beinahe in die nordischen Jagdgründe befördert.

In einem skandinavisch-mystisch angelegten Königreich wachsen die beiden Mädchen behütet auf und werden nach einem Zauberunfall ob der Gefahr, die von Elsas nicht beherrschbaren Zauberkräften ausgeht, voneinander getrennt. Das alles passiert in hübsch anzusehenden Holzkulissen, hinter denen die schon erwähnten Projektionen weiterhin ihr Unwesen treiben. Rettung für die tiefgefrorene Prinzessin Anna bringen heil- und zauberkundige Trolle, die unglücklicherweise eher wie eine Kreuzung aus dem Tarzan`schen Affenrudel und Disneys Südsee-Animation „Vaiana“ daherkommen und über weite Strecken unter mangelhafter Sprachverständlichkeit leiden.

Dass das Königreich Arendelle eher zu den Zwergstaaten zählt, macht dann auch die wenig opulente Krönungszeremonie mit knapp 20 Ensemblemitgliedern deutlich, die sich eher wie eine intime Familienfeier ausnimmt. Die nun herangewachsene Prinzessin Anna (dargestellt von Celena Pieper) führt sich klamottig-kalauernd ein und interpretiert die später erneut schockgefrostete Zweitgeborene burschikos und mit wenig Tiefe. Sabrina Weckerlin als zukünftige Königin Elsa zehrt offensichtlich von ihrer Krönungsroutine als „Päpstin“, schreitet gravitätisch einher und überträgt die Notwendigkeit, zur Kontrolle ihrer Magie alle Gefühle einzuschließen leider auch auf ihren Gesang, der zunächst mit angezogener Handbremse daherkommt.

Nachdem die Kennenlernszene zwischen Anna und dem Prinzen Hans mit holzschnittartigen Dialogen und bemühter Slapstik-Choreographie eine schnelle Liebe suggeriert, folgt ein erstes Projektionsspektakel, das immerhin das hölzerne Bühnenportal und die Bühne scheinbar mit Eis überzieht und mit Szenenapplaus quittiert wird. Doch Wirbel, Flocken und Polarlichter nerven letztendlich so sehr, dass sie gelegentlich komplett den Fokus von den Darstellern nehmen.

Lichtblicke sind das die beiden virtuos gespielten Fabelgestalten des Rentiers Sven und des Schneemanns Olaf, den Elindo Avastio nicht nur geschickt zum Leben erweckt, sondern auch grundsympathisch spielt, spricht und singt und so die einzig glaubhafte Identifikationsfigur im Stück schafft.

Als sich vor der Pause die Bühne mit eindrucksvoller Fahrtechnik und viel Flockenwirbel in Elsas Eispalast verwandelt, gelingt der einzige wirkliche Wow-Moment der Show. „Lass jetzt los“ ist eine Symphonie aus Glitzer, Eis und Stimme – und Sabrina Weckerlin zeigt für einen Song lang ihre ganze Extraklasse. Der Hit der Show ist bombastisch gesungen und unterstreicht Weckerlins stimmliche Ausnahmestellung, die das gesamte Ensemble blass aussehen lässt und zu recht zu Jubelstürmen führt.

Doch leider schließt sich an diesen Höhepunkt ein an Ärgernissen reicher zweiter Akt an. Dass das skandinavische „Hygge“ im arg konstruierten s-wedi-shen Ikea-Slang vorgetragen und vom Ensemble minutenlang durchgevolkstanzt wird, ist die erste von vielen Längen und Ungereimtheiten. Die erneute Konfrontation der beiden Schwestern vermag weder schauspielerisch noch gesanglich zu berühren, die Suche nach dem „Akt der wahren Liebe“ gerät dann vollends gefühlskalt. Die Verwandlung des Anna-Liebhabers Prinz Hans in einen gefühlskalten Kriegsgewinnler kommt eher im Plauderton daher. Das langsame Sterben der Prinzessin wird mehr behauptet denn gezeigt, ebenso wie die Kapitulation Elsas vor der Armee des Prinzen. Emotionen kommen hier nicht auf, einzig der sonnige Eisverkäufer Kristoff (Benet Monteiro) und die gut geschriebenen Dialoge rund um den Schneemann Olaf retten diesen Teil des Stückes vor der großen kalten Leere.

Das Finale, in dem Elsa ihre Schwester und deren Begleiter zu Eis gefrieren lässt, als diese ihr das Leben rettet, sorgt dann erneut für einen eindrucksvollen visuellen Moment. Kurz erweckt die Projektion tatsächlich den Eindruck einer Eisskulptur und es ist zu erahnen, was diese Technik vermocht hätte, wäre sie sparsamer und weniger hektisch eingesetzt worden.

Die prompte und wenig dramatische Auflösung des Dramas und die Befreiung Elsas aus dem Gefängnis ihrer Zauberkräfte mündet in einer netten Ensemble-Schlussnummer; die Chor-Reprise von „Lass jetzt los“ kommt in dieser Version leider komplett belanglos über die Rampe. Die musikalischen Nummern des Stückes fügen sich insgesamt zu einer Reihe durchschnittlicher Disney-Kompositionen und bemühen sich erkennbar um stilistische Vielfalt zwischen Mystik, Volksmusik und Calypso. Doch außer dem Hit der Show bleibt davon wenig im Gedächtnis. Die Band aus 10 Musikerinnen und Musikern spielt engagiert auf und weckt doch die Sehnsucht nach den Orchestern alter Tage. Die Chöre sind ebenso sauber und präzise ausgeführt wie die Choreographien, auch der Sound und die technische Textverständlichkeit sind hervorragend.

Doch die große Schwäche des Stückes sind das Buch und vor allem die wenig plastisch gezeichneten Charaktere der Schwestern. Celena Pieper als Anna kommt handwerklich sauber durch das Stück, der ständige Wechsel zwischen Screwball-Humor und platten Kalauern sorgt zwar für Lacher, ist aber der Rollenzeichnung überhaupt nicht dienlich. Gesanglich liefert sie ihren Part sicher ab, doch sie berührt nicht. Den inneren Konflikt, den Elsa mit ihren Gefühlen austrägt, verbirgt Sabrina Weckerlin als Elsa fast durchgehend hinter einer finster-verschlossenen Mine. Die brüchige Verzweiflung der Figur deutet sie gelegentlich gesanglich an, zur Identifikation mit Elsa reicht das aber leider nicht aus.

So bleibt von der deutschen Version der international weitgehend identisch inszenierten „Eiskönigin“ vor allem die visuelle Wucht, die das Stück über weite Strecken zu einem seelenlosen und kühlen Spektakel macht. Über die Figuren ist wenig Tiefgründiges oder Emotionales zu erfahren und trotz aller handwerklichen Perfektion ist das Stück seltsam schal und es bleiben nur wenige eisige Momente, in denen tatsächlich einmal der Bühnenzauber aufkommt, den die visuelle Umsetzung allzu offensichtlich erreichen will.

 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Musik / TexteKristen Anderson-Lopez
Robert Lopez
BuchJennifer Lee
RegieMichael Grandage
ChoreographieRob Ashford
Bühne / KostümesChristopher Oram
Licht DesignNeil Austin
Sound DesignPeter Hylenski
Video DesignFinn Ross
Puppen DesignMichael Curry
Musikal. Supervision / ArrangementsStephen Oremus
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
ElsaWillemijn Verkaik
Janneke Ivankova,
(Lucina Scarpolini)
AnnaAbla Alaoui
Chiara Fuhrmann,
(Sofie De Schryver)
KristoffOwen Playfair,
(Vic Anthony
Andreas Nützl)

OlafJan Kersjes,
(James Cook
Roberto Tomassoli)

HansBob van de Weijdeven,
(Sjoerd Knol
Andreas Nützl)

SvenYvan Karlsson
Paolo Ava,
(Jamie Cox
Daniel Vliek)

PitzbühlEric Minsk,
(James Cook
Duncan W. Saul)

Pabbie / EnsembleNicola Monterumisi,
(Luca Marchetti
Kye Wardlaw)

Oaken / EnsembleSjoerd Knol
(Vic Anthony
Dominik Doll)

König Agnarr / EnsembleDominik Doll,
(Vic Anthony
Luca Marchetti)

Königin Iduna / EnsembleLanie Sumalinog,
(Olivia Branco
Inge Teeuwen)

Bulda / EnsembleMeltem Ürküt,
(Rossella Monteforte
Inge Teeuwen)

EnsembleLydia Boulton
Sofie De Schryver
Caitlin Forret
Luca Marchetti
Noemi Marta
Rossella Monteforte
Andreas Nützl
Matteo Portieri
Victor Reyes Cruz
Duncan W. Saul
Lucina Scarpulini
Roberto Tomassoli
Kye Wardlaw
SwingsVic Anthony
Olivia Branco
Heather Carino
James Cook
Jamie Cox
Daisy Darvill
Lorenzo Eccher
Lucy-Marie Fitzgerald
Samantha Harris-Hughes
Daniel Vliek
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (HISTORY)
=2021/22=
ElsaSabrina Weckerlin,
(Janneke Ivankova)
AnnaCelena Pieper,
(Willemijn Maandag)
KristoffBenet Monteiro
OlafElindo Avastia
HansMilan van Waardenburg [-17.10.22]
PitzbühlEric Minsk
SvenPetter Linsky,
(Antoine D. Banks Sullivan)
PabbieDavid Negletto
OakenMarlon Wehmeier
König AgnarrDominik Doll
Königin IdunaLanie Sumalinog
BuldaKimberly Thompson
EnsembleDanilo Aiello
Gianluca Conversano
Matteo Vigna
Antonio Calanna
Jeffrey Socia
Max Meister
Ali Sinclair
Rossella Monteforte
Claudia Coretti
Amaya Keller
Rebecca Stahlhut
Marcella Adema
Nadia Hlavaj
SwingsManuel Lopez
Susie Porter
David Boyd
Benedetta Imperatore
Keir Hylands
Aleksandr Kochkin
Heather Carino
Paolo Avanzini
James Cook
Laura Mae Colclough
=2022/23=
ElsaSabrina Weckerlin
Janneke Ivankova,
(Marcella Adema
Pamina Lenn)

AnnaCelena Pieper
Willemijn Maandag,
(Nadia Hlavaj
Pamina Lenn)

KristoffOwen Playfair,
(David Negletto
Marlon Wehmeier)

OlafElindo Avastia,
(Jeffreiy Socia
James Cook)

HansBob van de Weijdeven,
(Olivier Feikens
Marlon Wehmeier)

SvenStuart Gannon,
(Aleksandr Kochkin
Paolo Avanzini)

PitzbühlEric Minsk,
(Jeffrey Socia
James Cook)

Pabbie / EnsembleDavid Negletto,
(Danilo Aiello
David Boyd)

Oaken / EnsembleMarlon Wehmeier
(Olivier Feikens
Dominik Doll
David Boyd)

König Agnarr / EnsembleDominik Doll,
(Matteo Vigna
Riccardo Sinisi)

Königin Iduna / EnsembleLanie Sumalinog
Amaya Keller,
(Rebecca Stahlhut)
Bulda / EnsembleKimberly Thompson,
(Rebecca Stahlhut
Susie Porter)

EnsembleMarcella Adema
Danilo Aiello
Antonio Calanna
Gianluca Conversano
Olivier Feikens
Nadia Hlavaj
Benedetta Imperatore
Amaya Keller
Rossella Monteforte
Ali Sinclair
Jeffrey Socia
Rebecca Stahlhut
Daniel Vliek
SwingsPaolo Avanzini
David Boyd
Olivia Branco
Heather Carino
Laura Mae Colclough
James Cook
Daisy Darvill
Aleksandr Kochkin
Susie Porter
Riccardo Sinisi
Matteo Vigna
=2023/24=
ElsaWillemijn Verkaik
Janneke Ivankova,
(Lucina Scarpolini)
AnnaAbla Alaoui
Chiara Fuhrmann,
(Sofie De Schryver)
KristoffOwen Playfair,
(Vic Anthony
Andreas Nützl)

OlafJan Kersjes,
(James Cook
Roberto Tomassoli)

HansBob van de Weijdeven,
(Sjoerd Knol
Andreas Nützl)

SvenYvan Karlsson
Paolo Ava,
(Jamie Cox
Daniel Vliek)

PitzbühlEric Minsk,
(James Cook
Duncan W. Saul)

Pabbie / EnsembleNicola Monterumisi,
(Luca Marchetti
Kye Wardlaw)

Oaken / EnsembleSjoerd Knol
(Vic Anthony
Dominik Doll)

König Agnarr / EnsembleDominik Doll,
(Vic Anthony
Luca Marchetti)

Königin Iduna / EnsembleLanie Sumalinog
Amaya Keller,
(Olivia Branco
Inge Teeuwen)

Bulda / EnsembleMeltem Ürküt,
(Rossella Monteforte
Inge Teeuwen)

EnsembleLydia Boulton
Sofie De Schryver
Caitlin Forret
Luca Marchetti
Noemi Marta
Rossella Monteforte
Andreas Nützl
Matteo Portieri
Victor Reyes Cruz
Duncan W. Saul
Lucina Scarpulini
Roberto Tomassoli
Kye Wardlaw
SwingsVic Anthony
Olivia Branco
Heather Carino
James Cook
Jamie Cox
Daisy Darvill
Lorenzo Eccher
Lucy-Marie Fitzgerald
Samantha Harris-Hughes
Daniel Vliek
  
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
So, 07.03.2021 19:00Theater an der Elbe, Hamburgabgesagt
Mi, 10.03.2021 19:00Theater an der Elbe, Hamburgabgesagt
Do, 11.03.2021 19:30Theater an der Elbe, Hamburgabgesagt
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