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Katharine Mehrling lädt ein in die Bar jeder Vernunft und präsentiert mit ihrem Solo-Programm „vive la vie“ einen Abend der Superlative. Gewidmet ist er ihren musikalischen Vorbildern wie Edith Piaf, Inge Brandenburg, Chavela Vargas, Madonna – und nicht zuletzt ihrer Mutter, Grit von Osthe. Dies sorgt für liebenswerte, amüsante und bewegende Momente, die in Erinnerung bleiben.
Das Programm ist eine musikalische Reise zwischen Genres und Sprachen. Die charismatische Katharine Mehrling entführt das Publikum nach Paris, New York, Mexiko und Chile, aber auch ins ländlich geprägte Hessen, wo sie ihre Wurzeln hat. Passend dazu präsentiert sie die Songs in der jeweiligen Landessprache. Ihr Französisch und Spanisch klingt dabei ebenso authentisch wie ihr hessischer oder Berliner Dialekt. Vielfältig sind an diesem Abend auch die musikalischen Genres, die sie bedient: Ob Chanson, Jazz, Schlager, Pop oder Musical – die zierliche Powerfrau mit der großen Stimme zeigt, dass sie sich überall heimisch fühlt. Als sie auch noch beweist, dass sie jodeln kann, tobt das Haus vor Begeisterung. Kurzzeitig herrscht Stimmung wie beim Après-Ski in den österreichischen Alpen. Oh ja, die Mehrling strotzt vor Energie. Genau wie ihre Vorbilder ist sie für die Bühne geboren, daran besteht kein Zweifel.
Ihr Solo-Abend ist ein Tribut an andere Frauen, an bewunderte sowie an diejenigen, die zu Unrecht in Vergessenheit gerieten. Ihnen widmet Mehrling diesen Abend, um sie wieder ins Bewusstsein zu rufen. Frauen seien sowieso immer viel zu streng mit sich und zu selbstkritisch, findet Mehrling. Umso wichtiger sei es, anderen Frauen Solidarität entgegenzubringen und einander zu stärken. Das Besondere an Mehrling Ehrerbietung: Sie verleiht den Liedern der anderen Damen ihren eigenen Stil. Sie interpretiert statt zu kopieren. Ihre deutsche Eigenvariation von „If That’s All There Is“, einem der großen Hits der US-amerikanischen Sängerin und Songwriterin Peggy Lee, ist anrührend und stimmt nachdenklich. Mit Inge Brandenburgs „Südlich von Hawaii“ sorgt sie sodann wieder für Gelächter im Publikum. Als sie andeutet, die 2012 verstorbene mexikanische Sängerin Chavela Vargas sei Donald Trumps ultimativer Alptraum – „eine starke Frau und dann auch noch aus Mexiko“ – hat sie die Lacher auf ihrer Seite.
Charmant, herzlich und mit viel Witz führt Katharine Mehrling durch den Abend. Sie erzählt Geschichten, sowohl selbst Erlebtes (im US-Konsulat habe man ihr das Gefühl gegeben, sie sei „eine Außerirdische, die was kann“) als auch Biografisches aus dem Leben ihrer musikalischen Heldinnen. Betrübt konstatiert sie, dass die meisten bereits verstorben sind. Ihr Star der 1980er lebe jedoch noch. Es folgt ein Madonna-Medley der Extraklasse, eines der vielen Highlights des Abends. Denn auch hier verleiht die kecke Mehrling Songs wie „Like a Virgin“ oder „Material Girl“ ihre eigene Note, von leise und zart bis laut und rockig. Insbesondere bei „Frozen“ erzeugt Mehrling mit ihrer kraftvollen Stimme eine unglaubliche Intensität, die unter die Haut geht und tief berührt. Mit Shirley Basseys „This Is My Life“ bringt sie die Bar jeder Vernunft sinnbildlich zum Beben, so eindrucksvoll ist ihr Stimmvolumen. Was könnte besser zum Thema des Abends „vive la vie“ – es lebe das Leben – passen? Zum Beispiel „Gracias la vida“ von der chilenischen Folklore-Musikerin Violeta Para, welches Mehrling ebenfalls wunderschön und mit viel Pathos interpretiert.
Katharine Mehrling lebt und genießt ihr Leben und lässt die Zuschauer daran teilhaben. Sie bedankt sich bei den Frauen, die ihre Wegbereiterinnen waren: bei ihrer Mutter, die ebenfalls viel zu früh verstorben ist und zu der sie mit großen Augen aufblickte, und bei Edith Piaf, auf deren Spuren sie lange wandelte und in deren Rolle sie mehrfach schon mit großem Erfolg schlüpfen durfte.
In ihrer Zugabe präsentiert sie ihre „Karriere im Schnelldurchlauf“, wobei sie wieder starke Frauen ins Zentrum rückt: Irma la Douce, Judy Garland, Eliza Dolittle, Sally Bowles, die Seeräuber-Jenny oder Eponine aus „Les Misérables“. Die Bandbreite dieser und vieler weiterer von ihr gespielten Rollen zeigt: Katharine Mehrling kann albern sein oder ihr Publikum in emotionale Abgründe hinabführen, sie kann das vorlaute Blumenmädchen oder die verruchte Verführerin mimen. Mehrlings Appell an die Kraft der Weiblichkeit macht eines deutlich: Frauen haben eine Stimme! Und es entsteht etwas Großartiges, wenn sie diese erheben.
Doch auch einem Mann schenkt Mehrling an diesem Abend ihre Aufmerksamkeit, dem von ihr verehrten und am 1. Oktober 2018 verstorbenen armenisch-französischen Chansonnier und Schauspieler Charles Aznavour. Ihm zum Tribut schmettert sie voller Hingabe seinen Klassiker „She“. Mit einem Augenzwinkern erzählt sie außerdem von einer persönlichen Begegnung mit „Frankreichs beliebtestem Sänger“: „Wir schauten uns direkt in die Augen… „. Dies passiere ihnen beiden (1,55 bzw. 1,60 Meter groß) nur selten.
Mit Edith Piafs „Non, je ne regrette rien“ findet Katharine Mehrlings Solo-Konzert einen würdigen Abschluss. Und fürwahr: Sie hat nichts zu bereuen.
Musikalisch und inhaltlich kann das Konzert auf ganzer Linie begeistern, optisch muss man im voll besetzten Spiegelzelt Abstriche machen und teilweise starke Sichteinschränkungen in Kauf nehmen. Wer Katharine Mehrling nicht nur hören, sondern auch sehen möchte, sollte besonders die Plätze seitlich links der Bühne meiden. Ein kleiner Wermutstropfen an einem ansonsten gelungenen Abend.
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CAST (AKTUELL) |
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mit | Katharine Mehrling | |||
Les musiciens de Jazz | ||||
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Klavier / Posaune / Tuba | Ferdinand von Seebach | |||
Schlagzeug / Percussion | Stephan Genze | |||
Bass | HD Lorenz | |||
Gitarre | Jo Gehlmann |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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