„Eis Eis Baby“ ist eine kurzweilige, triviale, aber lustige Komödie mit musikalischen Einschüben aus den 90er Jahren. Die vier Darsteller geben sich alle Mühe, den ziemlich leeren Zuschauerraum trotz eines klischeebeladenen Stückes zu unterhalten und überzeugen mit Timing und tollen Stimmen.
Was darf bei einem Stück mit dem Titel „Eis Eis Baby – Sommer, Songs & Sonnenstich“ (Buch und Regie: Christian Kühn) nicht fehlen? Natürlich Eiscreme (und Sonnencreme)! Und die wird sich auch eifrig vor und auf der Bühne gegenseitig in den Mund geschoben und auf dem nackten Oberkörper verteilt.
Die Handlung der Komödie ist wegen der schlichten Besetzung von nur vier Rollen eher unkomplizierter Natur. Die etwas zu treuherzige Jessica (Jacqueline Bergrós Reinhold) möchte 1998 mit ihrem Freund einen Eisstand auf Ibiza öffnen. Dieser hat aber wenig Interesse an ihrem Vorhaben und erscheint gar nicht erst im neuen Zuhause auf der Insel. Stattdessen strandet eine verkaterte Partygängerin vor ihrem Stand. Die schwäbische Sprücheklopferin Lucy (Katharina Beatrice Hierl) mit etwas zu verrückten 90er Jahre Outfits freundet sich schnell mit Jessica an und sorgt mit knapper Garderobe erst einmal für ein neues Marketing-Konzept für den Eisstand. Sie treffen auf Macho Joe (Andreas Nützl) von der Bratwurst-Konkurrenz, der trotz anfänglicher Feindseligkeit bei den beiden Frauen noch Interesse weckt. Ernste Probleme gibt es auch im Urlaubsparadies, sodass der etwas zu tollpatschige Herr Wehn (Ramón Hopman) in seiner Aktentasche verknotet erzwingen möchte, dass Jessica ihr selbstgemachtes Eis aufgibt und stattdessen billiges Stieleis mit etwas zu frivolem Werbekonzept verkauft.
Ja, bei „Eis Eis Baby“ ist alles etwas übertrieben und das ist auch gut so, schließlich soll es sich heiter und albern im kleinen Packhaustheater in Bremen abspielen.
Alle vier Darsteller haben tolle Stimmen (vor allem Jacqueline Bergrós Reinhold) und ein gutes Gespür für Timing (besonders Ramón Hopman). Den Charakteren fehlt es trotz präventiv hinzugefügter Nebenhandlung um die an Krebs verstorbene Mutter hier und da an Tiefe. Sie werden aber so natürlich gespielt, wie es bei einem aufgedrehten Jukeboxmusical eben noch möglich ist und kommen allesamt liebenswert daher.
Zugegeben, manche Witze überleben nicht bis in den Zuschauerraum und manche Plattitüden sind dann doch etwas zu abgedroschen. Gelacht wird trotzdem viel und für zwei Stunden wird das Publikum zurückversetzt in die Zeit der schrill piependen Internetverbindungen, SMS mit maximal 160 Zeichen (das macht das Schlussmachen auch viel einfacher) und quietschbunten Croptops, Schlaghosen, Leopardenprints, Rastazöpfe und Plateauschuhe. Die Kostüme (Marlies Knoblauch) lassen die Erinnerungen an eigene 90er-Jahre-Modesünden zurückkehren und zu den wohlbekannten Songs wippen die Füße wie von alleine mit. Die Instrumentalmusik kommt vom Band, wurde aber hauseigen von Andreas Goldmann produziert. Auch das Bühnenbild (ebenfalls Marlies Knoblauch) ist im Verhältnis zur recht kleinen Bühne mit Eiswagen, Sonnenliege, Sitzbänken und einer Menge aufblasbarer Pooltiere gut in Szene gesetzt und die sommerliche Dekoration zieht sich bis in das Theaterfoyer hinein. Die Choreographien (Christoph Jonas) sind manchmal etwas abgegriffen, aber dank eines tollen Medley- Finales bleiben auch sie in guter Erinnerung.
Die ausgewählten Lieder sind in deutscher und in englischer Sprache und fügen sich gut in die Handlungsstimmung ein. Auch einem weniger 90er-Jahre-affinen Zuschauer wird keiner von den Songs unbekannt sein. Beim großen Finale kommt noch einmal richtig Stimmung auf, es trägt aber inhaltlich genauso wenig wie die anderen Lieder zur Handlung bei.
Mit einem doch recht stolzen Preis von 28 € pro Karte befindet sich das Jukeboxmusical in kleinem Hause am oberen Preisrand. Wer aber Lust auf eine unterhaltsame Zeitreise zurück in die 90er Jahre hat, kann sich auf tolle Stimmen, heitere Sprüche und Eis fürs Publikum freuen.
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