Da das Runde ins Eckige muss und nach dem Spiel vor dem Spiel ist, kommen aufgrund solcher Fußball-„Weisheiten“ auch Nicht-Kicker und Sport-Muffel bei „Mal verliert man, mal gewinnen die anderen“ gehörig auf ihre Kosten. Das spielfreudige Ensemble verwandelt diese Fußball-Show in ein unterhaltsames Tor-Festival ohne Fouls.
Felix Furor ist tot. Sein Verein, „Vorwärts Vollspann Pfefferberg“, veranstaltet ein öffentliches Sondertraining, um dem „Bomber vom Prenzlauer Berg“ in seiner Fußball-Urne die letzte Ehre zu erweisen. Teilnehmer sind VVP-Trainer (Vlad Chiriac), der Torwart (Raschid D. Sidgi) und zwei Spielerkollegen (Matthias Zahlbaum und Luca Schaub) – zur Trauerfeier stilecht in schwarzen Anzügen gewandet (Kostüme: Veronica Toledo de Marth).
In dieser Rahmenhandlung lässt Autor Oliver Schmaering die Protagonisten über Deutschlands Ballsportart Nummer 1 philosophieren („Fußball ohne Bier ist wie Schach ohne Würfel“), Regeln erklären („Abseits ist, wenn der letzte Spieler vor dem Tor nicht der Ball sein darf“) und den gerecht ungerechten Fußballgott anrufen („Lass den Schiri erblinden“). Dieser tritt zwar nicht leibhaftig auf, dafür aber eine Fußballfee (Jessica Jorgas). Auch wenn diese Figur keine erkennbare Funktion hat, ist sie vor allem aus musikalischer Sicht eine Bereicherung. Jessica Jorgas begleitet die Fußball-Show nicht nur vom Keyboard aus, sie singt mit geschmeidigem Musical-Sopran auch knapp die Hälfte aller Songs. Neben recht eingängigen Kompositionen von Sebastian Herzfeld bleibt besonders das fetzige „Crazy in Love“ von Beyoncé und Jay Z. in Erinnerung.
Doch auch die Herren gefallen als wandlungsfähige, sehr pointiert spielende Darsteller, die sich selbst auf Instrumenten begleiten und gesanglich punkten. So rappt Vlad Chiriac ganz vortrefflich mit Vereinsnamen von der Bundesliga bis zur Europa League, Luca Schaub interpretiert Ernst Buschs Arbeiter-Protestsong „Roter Wedding“ mit vollem, leicht rotzigem Bariton. Als Quartett nuscheln sich alle vier durch Udo Lindenbergs wenig bekanntes Lied „Bodo Ballermann“. Witziger Höhepunkt der von Frieder Venus unterhaltsam in Szene gesetzten Show ist der Auftritt von Jogi Löw, dem Vlad Chiriac durch geschicktes Handpuppenspiel Leben einhaucht und ein witziges Zwiegespräch zwischen Trainerkollegen führt.
Veronica Toledo de Marth und Leona Fahrenkorn lassen die Spielstätte für sich wirken. Der an ein Gewächshaus erinnernde, im November 2017 eröffnete Glaspalast ermöglicht wegen seiner Durchsichtigkeit auch Szenen außerhalb des Gebäudes. Auf die schmale, aber sehr breite Bühne haben die Ausstatterinnen nur ein stilisiertes, mit Silberfolie umwickeltes Fußballtor und zwei weiße Holzbänke gestellt. Mehr braucht es nicht für diesen kurzweiligen, musikalischen Fußballabend, der sich sehr liebevoll über Kreisliga-Kicker lustig macht. 1 : 0 für diese Produktion!
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