Mercedesz Csampai & David Jakobs © Stage Entertainment / Detlef Overmann
Mercedesz Csampai & David Jakobs © Stage Entertainment / Detlef Overmann

Der Glöckner von Notre Dame (Menken/Schwartz) (2018 - 2019)
Apollo Theater, Stuttgart

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„Der Glöckner von Notre Dame“ ist eine der stärksten und bewegendsten Shows, die Stage Entertainment je in Deutschland gezeigt hat. Die Inszenierung bietet geschickt eingesetzte Theatermagie, einen abwechslungsreichen Score und hervorragende Hauptdarsteller. Einziger Wermutstropfen bei der „Wiederaufnahme-Premiere“ in Stuttgart – zumindest zu diesem frühen Zeitpunkt der Spielserie: Die neuen Cast-Mitglieder müssen sich noch etwas an ihre Rollen herantasten.

Die „runderneuerte“ Musicalversion der Victor Hugo-Geschichte, die nun schon in Berlin und München zu sehen war, bietet Theater für die Sinne. Bereits zu Beginn der Show, wenn der große Chor die Bühne betritt und den Choral „Olim“ anstimmt, lässt sich erahnen, dass hier etwas Besonderes bevorsteht. Und dies ist nicht nur der bombastische Sound des erwähnten Chores. Auch die liebevoll erzählte Geschichte, die ganz zeitlos daherkommt, spricht für sich. Scott Schwartz, Sohn des „Wicked“- und „Glöckner“-Textdichters Stephen Schwartz, schafft es mit seiner Inszenierung, den Grundgedanken von Theater aufzugreifen ohne sich hinter Kulissen und Technik zu verstecken. Er lässt beispielsweise all seine Figuren immer wieder Passagen der Geschichte erzählen, vollzieht Kostümwechsel auf offener Bühne und bietet erfreulicherweise ganz ehrliche und einfache Techniken, wie das Anmalen mit schwarzer Farbe zum Zwecke des „Deformierens“, die auch auf einer Mini-Bühne zünden würden und hier so unglaublich transparent bewegen.

Hierzu braucht es zweifelsfrei herausragende Darsteller, denn in kaum einer anderen aktuellen Großproduktion ist die Aufmerksamkeit so sehr auf den Ausdruck und die Spielkunst der Mimen gelenkt wie hier. Erfreulicherweise sind drei der Hauptdarsteller von Beginn an dabei und begeistern nun auch hier in Stuttgart. Allen voran steht David Jakobs als Quasimodo auf der Bühne – ein „Schauspieler“, der schlichtweg brillant in dieser Rolle ist. Seine Bewegungen, sein verzogener Gesichtsausdruck, seine Singstimme – all das formiert sich zu einer Rollendarstellung, die seinesgleichen sucht. Er spielt den von Schwartz als behinderten Jungen angelegten Glöckner, der via Zeichensprache kommuniziert und sowohl geistig als auch körperlich beeinträchtigt ist, so überzeugend, dass es am Ende umso ergreifender ist, wenn er seinen Buckel abnimmt.

Ebenso intensiv spielt Felix Martin als Erzdiakon Claude Frollo. Auch bei ihm scheint die Rolle bereits ins Blut übergegangen zu sein. Er schafft es, anhand seiner starken Mimik, die innere Zerrissenheit des Ziehvaters von Quasiomdo geschickt darzustellen und weiß auch mit Gestik wie dem fortwährenden mahnenden Fingerspiel zu überzeugen. Seine kraftvolle Stimme trumpft vor allem bei „Das Feuer der Hölle“ wunderbar auf.
Maximilian Mann gibt sehr energiegeladen den aus dem Krieg wiederkehrenden Hauptmann Phoebus de Martin, der sich in einer Art Dreiecksbeziehung mit Esmeralda und dem Glöckner verliert. Er begeistert sowohl als Draufgänger, der mit den Damen flirtet, als auch im späteren Verlauf als verwundeter Liebhaber. Er führt eine Stimme ins Feld, die angenehm „poppig“ daherkommt und besonders im Duett „Einmal“ begeistert.

Neu in der Stuttgarter Inszenierung ist Mercedesz Csampai als Esmeralda. Die gebürtige Ungarin gibt die rassige Zigeunerin zu Beginn der Show noch etwas zurückhaltend und weiß beim „Rhythmus meines Tambourins“ noch nicht ganz zu überzeugen. Hier fehlt es noch an Power. Im weiteren Verlauf taut sie immer mehr auf und kann mit ihrer liebevollen Art, die sie im Zusammenspiel mit Jakobs zutage fördert, begeistern. Ihr Gesang ist kraftvoll, auch wenn ihr leichter Akzent bei den Dialogszenen dem Verständnis etwas im Wege steht. Spannend wird es, zu sehen, wie sich ihre Esmeralda in den nächsten Monaten entwickelt.
Ebenfalls neu im Ensemble ist Gavin Turnbull, der als Clopin Trouillefou als eine Art Erzähler fungiert. Auch bei ihm zündet die Spritzigkeit der Rolle, die als eine Art Obernarr angelegt ist, noch nicht so recht. Er bleibt zu zurückhaltend, seine Choreografien wirken „auswendig gelernt“ und auch hier gibt es leichte Probleme mit der Diktion.
Nico Schweers stieg schon während der letzten Spielserie als Frollos Bruder Jehan ein und macht seine Sache sehr überzeugend. Erfreulicherweise besteht beinahe das komplette restliche Ensemble aus Darstellern, die bereits seit Beginn der Spielserie in Berlin mit von der Partie sind und denen man ihre Vertrautheit mit dem Stück anmerkt, so dass man sich von den vielen unterschiedlichen Charakteren begeistern lassen kann.

Das Orchester unter Bernhard Volk ist mit 16 Musikerinnen und Musikern ordentlich besetzt und spielt kraftvoll auf. Besonders im Zusammenspiel mit dem Chor entstehen so monumentale Klangkunstwerke wie das erwähnte „Olim“ oder das sanfte Ende im „Finale Ultimo“. Hier wird mithilfe lateinischer Lyrics des Songs „Einmal“ und einer bewegenden Regieidee die Moral dieser zeitlosen Geschichte präsentiert.
Ein großes Stück Theatermagie, das einem spätestens bei Quasimodos finalen Sätzen die Tränen in die Augen treibt.

 
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KREATIVTEAM
MusikAlan Menken
TexteStephen Schwartz
BuchPeter Parnell
Deutsche FassungMichael Kunze
InszenierungScott Schwartz
ChoreografieChase Brock
BühnenbildAlexander Dodge
KostümeAlejo Vietti
LichtHowell Binkley
SoundGareth Owen
 
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CAST (AKTUELL)
QuasimodoJonas Hein [01.05.-18.11.2018],
(Kevin Köhler
Kevin Thiel
Gerrit Hericks)

EsmeraldaMercedesz Csampai,
(Kristina Love
Sina Pirouzi)

Erzdiakon Claude FrolloFelix Martin,
(Emanuel Jessel
Thomas Schreier)

Phoebus de MartinMaximilian Mann,
(Daniel Rakasz
Nico Schweers)

ClopinGavin Turnbull,
(Kevin Köhler
Stefan Poslovski)

Jehan FrolloNico Schweers,
(James Cook
Jonas Hein
Johannes Kiesler)

St. AphrodisiusRomeo Salazar
Leutnant Frederic CharlusGerrit Hericks
King Louies XI.Stefan Poslovski
Pater DupinThomas Schreier
EnsembleSina Pirouzi
Mike Sandomeno
Kristina Love
Daniel Rakasz
Barbara Raunegger
Daniel Therrien
Esther Puzak
Yuri Yoshimura
SwingsChiara Cook
James Cook
Jonas Hein
Emanuel Jessel
Johannes Kiesler
Kevin Köhler
Jonna Schwertner
Kevin Thiel
 
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CAST (HISTORY)
QuasimodoDavid Jakobs
(Milan van Waardenburg)
Leutnant Frederic CharlusMilan van Waardenburg
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
So, 18.02.2018 19:00Apollo Theater, StuttgartPremiere
Di, 20.02.2018 18:30Apollo Theater, Stuttgart
Mi, 21.02.2018 18:30Apollo Theater, Stuttgart
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