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Gute Laune pur garantiert Kay Links witzige Inszenierung des Musical-Klassikers von 1937, der in den 1980er Jahren mit überarbeitetem Buch und ergänzter Partitur wieder zum Leben erweckt wurde. Auf der Bühne steht in Beatrice von Bomhards sehenswerter Ausstattung ein spielfreudiges Ensemble – an der Spitze Joshua Hien und Katarzyna Rabczuk als nicht zu trennendes Liebespaar.
„Ojojoj, Mann! Heilige Scheiße, schlag mich tot!“ Das sind die ersten Worte, die der neue Baron derer zu Hareford an seine hochwohlgeborene Familie richtet. Wäre sein kürzlich verstorbener Vater nicht außerehelich mit einer Bürgerlichen aktiv gewesen, stünde die steife Adelssippe nicht vor dem Dilemma mit Namen Bill Snibson. Dieser wurde vom Anwalt des Adelshauses in einem Londoner Arbeiterviertel als rechtmäßiges Familienoberhaupt aufgespürt und muss nun beweisen, dass er für diese Aufgabe geeignet und ihrer würdig ist. Bills Tante, die Herzogin Maria von Dene, hat einen Narren an dem ungehobelten Klotz gefressen und beschließt, mit erzieherischen Maßnahmen aus dem Proll-Lord einen echten Blaublütler zu machen. Dabei ist ihr vor allem Sally Smith, Bills große Liebe, ein Dorn im Auge. Ein Adelsspross hat ohne wenn und aber eine Frau seiner eigenen Klasse zu ehelichen. Dank der Unterstützung von Sir John, der heimlich ein Auge auf Herzogin Maria geworfen hat, kann Bill sein titelgebendes Girl im Finale heiraten.
Bereits 19 Jahre bevor in einem Musical ein Londoner Blumenmädchen zu einer feinen Dame umerzogen wird, thematisiert „Me and My Girl“ ironisch den Standesdünkel der verknöcherten, britischen Upperclass. Regisseur Kay Link zitiert in seiner temporeichen Inszenierung nicht nur mehrfach augenzwinkernd den Lerner/Loewe-Welterfolg („Mein Gott, jetzt hat sie’s“), er integriert auch aktuelle Figuren wie Nordkoreas Despoten Kim Jong-un in den Text und peppt die nicht mehr ganz so zeitgemäße Handlung mit eigenen Ideen auf. So wird zum Beispiel der schottische Sir Jasper dabei erwischt, wie er sich den Kilt hebend im Park des Anwesens erleichtert oder die Portraits in der Ahnengalerie bekommen plötzlich Beine, die im Takt der Musik mitwippen. Neben einer Vielzahl von guten textlichen und optischen Gags punktet der Regisseur zusätzlich durch geschmackvolle Revue-Tableaus wie dem Opener nach der Pause: Wenn die adelige Society zu „Die Sonne scheint heut‘ spitze“ schwitzend im Park Krocket spielt und picknickt, dann ist die Sommerhitze bis in den Zuschauerraum hinein spürbar.
Link setzt gleichzeitig auch auf eine pointierte Personenführung. Der Adel agiert stocksteif, die Unterklasse hingegen lässig-leger. Außerdem gibt es einige wirklich sehenswerte Slapstick-Einlagen zu bewundern, wie Bills Abwehr der erotischen Verführungskünste seiner Nichte Jacqueline mit immer kleiner werdenden Sofakissen. Trotz des ein oder anderen flachen Gags und überproportional vieler Dialogszenen, besitzt Links Inszenierung Klasse und unterhält ganz prächtig.
Einen wesentlichen Anteil am Erfolg hat auch Ausstatterin Beatrice von Bomhard. Ihr Kostümbild ist „very british“ und kleidet den Adel in schicke Roben mit extravaganten Kopfputzen. Das auf die Drehbühne gestellte Bühnenbild wirkt wie die Seiten eines überdimensionalen Bilderbuchs. Durch Verschieben von Wänden können schnell immer wieder neue Schauplätze mit nur wenigen zusätzlichen Versatzstücken gezaubert werden.
Angeführt wird das Ensemble vom gastverpflichteten Joshua Hien, der als Arbeiterkind zum Lord geformt werden soll. Er spielt Bill mit naiver Hingabe, komischem Talent und großer Beweglichkeit in seinen slapstickartigen Auftritten. Dabei glänzt der junge Darsteller als elegant-kecker (Step-)Tänzer ebenso wie als Sänger mit frischem, tenoral eingefärbten Bariton. Als Gesangspartner harmoniert Hien in „Die Liebe bewegt die Welt“ mit Sir John (mit tiefem Bariton: Alexandru Constantinescu) ebenso wie mit Sally im Titelsong „Me and My Girl“. Katarzyna Rabczuk ist ein sympathischer Wirbelwind mit großem Herzen, der für das Wohl ihres ‚Boys‘ sogar auf die eigene Liebe verzichten würde. Ihr zartes „Once You Lose Your Heart“ sorgt für Gänsehaut-Momente und lässt kaum glauben, dass sie in der besuchten Vorstellung als erkältet angekündigt wurde. Zudem ist auch sie eine präzise Stepperin, die sich gemeinsam mit ihrem Bill in den Spezial-Choreografien von Marie-Christin Zeisset in die Herzen des Publikums tanzt.
Als versnobte Lady mit Dynastie-Dünkel erläutert Doris Hädrich-Eichhorn ihrem Neffen mit sicher geführtem Mezzo in „Die Story von Hareford“ die Ahnentafel des Hauses. Mit stolzem Gang und pathetischem Augenaufschlag gibt sie eine herrlich affektierte Herzogin Maria, die gar nicht merkt, dass ihre Tochter Jacqueline ihren schlaffen Verlobten (vorlagenbedingt blass: Maciej Kozlowski) zugunsten des neuen, wohlhabenden Clan-Chefs abservieren möchte. Mit feinem Sopran kostet Franziska Ringe ihr großes Solo „Ich denk ausschließlich an mich“ mit den Tänzern des Balletts aus.
Nicht nur beim Show-Ohrwurm „Lambeth Walk“ verbreiten die Mitglieder des Philharmonischen Orchesters aus dem Graben angenehm jazzigen Schwung und unterstreichen ihre musikalische Wandlungsfähigkeit. Dass Harish Shankar nicht nur beschwingt dirigieren kann, beweist er bei der Zugabe nach dem Schlussapplaus: Gemeinsam mit den beweglichen und pointiert singenden Choristen des Theaters Vorpommern, dem Ballett und allen Solisten singt und tanzt er den unverwüstlichen „Lambeth Walk“ (Choreografie: Adonai Luna).
„Ojojoj, Mann! Heilige Scheiße, schlag mich tot!“ Bill Snibsons erste Worte an seine Familie gelten auch für diese rundum gelungene Musical-Aufführung.
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KREATIVTEAM |
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Buch und Gesangstexte | L. Arthur Rose Douglas Furber |
Neubarbeitung des Buches | Stephen Fry Mike Ockrent |
Musik | Noel Gay |
Deutsche Gesangstexte | Joachim Carl unter Mitarbeit von William Arthur Mary Millane |
Deutsch von | Mary Millane Hartmut H. Forche |
Musikalische Leitung | Harish Shankar |
Inszenierung | Kay Link |
Ausstattung | Beatrice von Bomhard |
Choreografie | Adonai Luna |
Stepp-Choreografie | Marie-Christin Zeisset |
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CAST (AKTUELL) |
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Bill Snibson | Joshua Hien | |||
Sally Smith | Katarzyna Rabczuk | |||
Maria, Herzogin von Dene | Doris Hädrich-Eichhorn | |||
Sir John Tremayne | Alexandru Constantinescu | |||
Lady Jacqueline Carstone | Franziska Ringe | |||
Der Edle Gerald Bolingbroke | Maciej Kozlowski | |||
Herbert Parchester, Anwalt | Johannes Richter | |||
Sir Jasper Tring | Yuji Natsume | |||
Lord Battersby | Andrey Valiguras | |||
Lady Battersby | Anette Gerhardt | |||
Charles Hethersett, Butler | Bernd Roth | |||
Mrs Brown, Vermieterin | Katja Böhme | |||
Dienstmädchen | Fanny Gundlach | |||
Mrs. Worthington Worthington | Galina Lis | |||
Lady Brighton und Tochter | Doris Nestler Maike Henkel/Julia Jeschke | |||
Mrs. Wirtz-Schlaechter | Michaela Tack | |||
Ritter von der rostigen Gestalt | Ilka Herrmann | |||
Chauffeur | Philipp Beyer | |||
BallettVorpommern | ||||
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Opernchor des Theaters Vorpommern | ||||
Philharmonisches Orchester Vorpommern |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Sa, 07.10.2017 19:30 | Großes Haus, Stralsund | Premiere | |||||||
So, 15.10.2017 16:00 | Großes Haus, Stralsund | ||||||||
Sa, 21.10.2017 19:30 | Großes Haus, Greifswald | ||||||||
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Fr, 27.10.2017 19:30 | Theater, Putbus | ||||||||
Sa, 28.10.2017 19:30 | Großes Haus, Stralsund | ||||||||
So, 12.11.2017 16:00 | Großes Haus, Greifswald | ||||||||
So, 19.11.2017 16:00 | Großes Haus, Stralsund | ||||||||
Sa, 02.12.2017 19:30 | Großes Haus, Greifswald | ||||||||
So, 31.12.2017 15:00 | Großes Haus, Stralsund | ||||||||
So, 31.12.2017 19:30 | Großes Haus, Stralsund | ausverkauft | |||||||
Fr, 12.01.2018 19:30 | Großes Haus, Stralsund | ||||||||
So, 21.01.2018 16:00 | Großes Haus, Greifswald | ||||||||
So, 25.02.2018 16:00 | Großes Haus, Stralsund | ||||||||
Sa, 31.03.2018 19:30 | Großes Haus, Greifswald | ||||||||
Mo, 02.04.2018 18:00 | Theater, Putbus | ||||||||
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