Dass man Dan Goggins schräge Schwester-Show ihres Humors berauben und damit in den Sand setzen kann, beweist diese uninspirierte Inszenierung mit fehlbesetzten Darstellerinnen, die nicht nur an den stimmlichen Anforderungen scheitern.
Der Reformator als Retter! Es ist ausgerechnet Martin Luther, der den katholischen Ordensschwestern zu einem unverhofften Geldsegen verhilft. Nun können sie ihre Spendengala abbrechen und endlich die toten, in einer Tiefkühltruhe zwischengelagerten Mitschwestern begraben. Der spendable Theologe ist allerdings nicht aus Fleisch und Blut, sondern die Handpuppe mit der die schusselige Schwester Maria Amnesia ihre Bauchredner-Nummer bestreitet. Als sie vor ihrem Kruzifix-Unfall noch Schwester Maria Paul hieß, gewann sie in einem Spielcasino den Jackpot und verstaute den Gewinn im Luther-Stoffdouble. Per Zufall entdecken die Ordensschwestern nun das Geld – und im Reformations-Jubeljahr sorgt der gefeierte Protestant für ein großes katholisches Wunder.
Jaana Kauppinen-Widiger und André Trautmann haben für ihre Inszenierung von Dan Goggins Nonnen-Musical mit der Luther-Puppe eine wirklich hinreißend gute Idee. Aber eben auch nur diese eine. Das Regie-Duo verpasst es, der Vorlage durch zusätzliche, eigene den römisch-katholischen Glauben und seinen klösterlichen Besonderheiten auf den Arm nehmende Ideen einen eigenen klösterlichen Witz zu genieren. Alles bleibt brav bei der textlichen Vorlage, es fehlt einfach an Biss und hölzern gestaltente Szenen wie im Kochstudio wirken wie brav vom Blatt gespielt. Der Funke mag auch nicht wirklich überspringen, weil die fünf Darstellerinnen – allesamt Mitglieder des Opernchores des Rostocker Volkstheaters – es nicht schaffen, durch richtiges Timing Pointen zu setzen. Auch wegen des starken Akzents einzelner Akteurinnen kommen die witzigen Texte nur schwer verständlich im Zuschauerraum an. Selten sorgt die eigentlich sehr witzigen Nonnen-Spenden-Gala für so wenige Lacher wie in der auf nur 75 Minuten Spieldauer zusammengestrichenen Inszenierung, in der das interaktive Kloster-Quiz und das Duett „Zwei Schwestern“ fehlen.
Trotz einiger überraschend passabel und flott ausgeführter Steppschritte zur Ensemble-Nummer „Bei Versuchung hilft ein kleiner Timestep“ (Choreografie: Teresa Lucia Forststreuter) wirken die Darstellerinnen in ihren Musical-Rollen überfordert. Alice Löw Pereira scheitert kläglich an Schwester Maria Amnesias Bauchredner-Nummer und ihrem mit aufgesetzt wirkendem amerikanischen Akzent gesungenen Country-Song fehlt jegliches Nashville-Feeling. Schlimmer gerät nur noch der von Mutter Oberin angeführte Gospelsong „Holier Than Thou“. Jaana Kauppinen-Widigers opernhaftem Mezzosopran fehlt einfach der Soul in der Stimme. So gerät das Finale zur seelenlosen Mitklatsch-Nummer.
Annegret Voigt spielt eine kecke Schwester Maria Hubert, die in ihrer Mittellage im Sprechgesang verbleit, Spitzentöne hingegen in einen scheppernden Sopran katapultiert. Stimmlich aufhorchen lassen zumindest Constanze Liebert als quirlige Novizin mit Ballett-Ambitionen und Any dos Santos Lima als rassig-trotzige Zweitbesetzung von Schwester Robert Anna. Ihr „Ich wär so gern ein Star“ bildet das gesangliche Highlight, des von Petra Leupold-Elert an Klavier und Keyboard begleiteten Abends.
„Vielen Dank für den Applaus – endlich dürfen Sie hier raus“ heißt es im Schluss-Song. Für manchen im Publikum wirkt das wie ein Befreiungsschlag!
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