Von dieser Produktion haben wir leider keine Fotos
Von dieser Produktion haben wir leider keine Fotos

Pippin (2016)
Koninklijk Theater Carré, Amsterdam

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

„We’ve got magic to do – just for you!“ Wenn der der Vorhang sich öffnet und den Blick auf die Bühne des Broadway-Hits „Pippin“ freigibt, der nun am Koninklijke Theater Carré in Amsterdam gastierte, ist man bereit, wirklich an Magie und Zauber zu glauben – an die Magie des Theaters und den Zauber einer nahezu perfekten Aufführung.

Das Leben muss doch mehr parat halten als „Mein Haus, meine Frau, meine Kinder“. Wohl jeder, der einmal jung und voller Ideale war, kennt den Drang nach etwas Großem in seinem Leben. Wie schwer ist das dann wohl, wenn der Vater schon das Große im Namen trägt. Pippin, Sohn Karls des Großen, begibt sich auf die Suche nach seinem „Corner of the Sky“, dem tieferen Sinn seines Lebens. Diese – historisch nicht verbürgte – Lebensgeschichte hat Stephen Schwartz in den 1970er-Jahren in ein Musical übersetzt. Unter der Regie von Bob Fosse wurde „Pippin“ ein großer Erfolg.

2013 legte Diane Paulus am Broadway ihre Neuinterpretation vor. Während Fosse das Stück mit Elementen der Commedia dell’arte – überzogenen Genrerollen und Maskenspielen – versetzte, inszenierte Paulus „Pippin“ in der Zirkusmanege. Mit insgesamt vier Tony Awards wurde die Inszenierung bedacht, darunter die Auszeichnungen für das beste Revival und die beste Regie. Diese Produktion tourt nun seit 2014 durch die Welt. Nach Stationen in den USA und Japan hat sie im Koninklijke Theater Carré in Amsterdam ihre vorerst letzte Station erreicht.

Die Zirkusmanege ist dabei in Paulus‘ Inszenierung nicht nur der bühnenbildnerische Hintergrund für die Handlung, die ganze Vorstellung strotzt nur so vor akrobatischen Einlagen und Momenten, die einen zum Staunen bringen. Ist das gesamte Ensemble, das zu einem guten Teil aus gelernten Akrobaten besteht, auf der Bühne, gibt es so viele Blickpunkte mit verschiedenen Kunststücken und Artisterien, dass man nur schwerlich entscheiden kann, wo man nun hinschauen möchte. Es ist dann der Regisseurin zu verdanken, dass dieses Feuerwerk an hochkarätiger Show nicht ins reine Chaos verfällt. Immer wieder setzt sie gekonnt Ruhepunkte und führt den Blick des Zuschauers gekonnt auf die Haupthandlung zurück.

Während sich die Inszenierung in Sachen Bühne von der Originalproduktion löst, so ist Bob Fosses Handschrift in den Choreografien immer noch spürbar. Chet Walker, der sich bereits in „Fosse“ mit dem Altmeister auseinandergesetzt hat, übernimmt viele Nummern, etwa „Glory“ oder „War is a Science“ direkt aus dem Original. Unter Walkers Aufsicht wirken die Schritte und Schwünge aus den Siebzigern genauso frisch wie bei der Uraufführung. Für die atemberaubend schöne Akrobatik ist Gypsy Snider von der kanadischen Zirkustruppe „Les 7 doigts de la main“ verantworlich.

Auch die Besetzung ist hochkarätig. Gabrielle McClinton führt als Leading Player durch den Abend und überzeugt mit ihrer warmen Soul-Stimme, exzellenter Körperbeherrschung und bissigem Humor. In jedem Moment des Abends wirkt sie souverän und überlegen, wie es die Rolle verlangt. Als Karl der Große (Charles) ist John Rubinstein zu sehen, der in der originalen Broadway-Produktion die Titelrolle spielte. Auch als Pippins Vater glänzt Rubinstein mit treffsicheren Pointen und überzeugendem Sprechgesang. TV- und Broadway-Star Adrienne Barbeau, unter anderem als Bea Arthurs Tochter in „Maude“ international bekannt, spielt Pippins Großmutter Berthe mit herzlicher Ruppigkeit und Lust zur Komik. Staunen lässt die Trapeznummer in ihrem Solo „No Time at All“.

Gesanglich, schauspielerisch und tänzerisch überzeugen können ebenfalls Sabrina Harper als überdreht-laszive Königin Fastrada, Bradley Benjamin als eine herzlich warme, aber ebenso verschrobene Catherine im zweiten Akt und Erik Altemus als dümmlich-liebenswerter Schönling Lewis, den er bereits in Erstbesetzung am Broadway gespielt hat.
Zwischen diesen talentierten und aufeinander eingespielten Darstellern fällt es Newcomer Brian Flores, der die Rolle des Pippin Ende März von Kyle Dean Massey übernahm, schwer, sich zu behaupten. Seine Darstellung des naiven, von Idealen getriebenen jungen Mannes ist zwar überzeugend – vor allem in den komischen Passagen – und seine Gesangsstimme klingt auch in den hohen Falsettpartien klar und stark, dennoch liegen die Sympathien eher bei Pippins Familienmitgliedern als bei dem jungen Mann selbst. Flores‘ Spiel macht aber – und das ist die Hauptsache – Lust auf mehr. Er gehört zweifelsohne zu den Nachwuchsdarstellern der amerikanischen Musical-Szene, die man nicht aus den Augen lassen sollte.

Nur selten erlebt man Shows, in denen Musik, Schauspiel, Tanz und Bühne derartig perfekt zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen wie in Diane Paulus‘ Inszenierung. „Pippin“ lädt zum Staunen, Lachen, Nachdenken und vor allem zum immer wieder neu Erleben ein. Es bleibt zu hoffen, dass die Produktion auch nach dem Tourende in Amsterdam bald wieder andernorts zu sehen sein wird.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Musik, LiedtexteStephen Schwartz
BuchRoger O. Hirson
RegieDiane Paulus
Musikalische LeitungRyan Cantwell
ChoreografieChet Walker
BühneScott Pask
KostümeDominique Lemieux
LichtKenneth Posner
SoundJonathan Deans
Garth Helm
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Leading PlayerGabrielle McClinton,
(Sabrina Harper
Aléna Watters)

PippinKyle Dean Massey [-20.03.2016]
Brian Flores,
(Stephen Brower
Skyler Adams)

CharlesJohn Rubinstein,
(Alan Kelly)
FastradaSabrina Harper,
(Bradley Stone
Kate Wesler)

CatherineBradley Stone,
(Laura Hall
Anna Schnaitter)

BertheAdrienne Barbeau,
(Sabrina Harper
Laura Hall)

LewisSkyler Adams,
(Stephen Brower
Mathew deGuzman)

TheoJake Berman
Ben Krieger
PlayersJessica Balun
Keven Langlois Boucher
Jonah Broscow
Stephen Brower
Mark Burrell
Matthew deGuzman
Laura Hall
Nicolas Jelmoni
Anna Kachalova
Alan Kelly
Roman Khayrullin
Ben Krieger
Nico Maffey
Charlotte O’Sullivan
Anna Schnaitter
Katie Smith
Aléna Watters
Kate Wesler
Borris York
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
Mi, 09.03.2016 20:00Koninklijk Theater Carré, AmsterdamPreview
Do, 10.03.2016 20:00Koninklijk Theater Carré, AmsterdamPremiere
Fr, 11.03.2016 20:00Koninklijk Theater Carré, Amsterdam
▼ 35 weitere Termine einblenden (bis 10.04.2016) ▼
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Overlay