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Gemischte Gefühle bei „Jekyll & Hyde“ in Zwingenberg: Die streckenweise gute Inszenierung von Anja Kühnhold bietet starke Szenen mit Tiefgang, die durch die Präsenz der hervorragenden Hauptdarsteller getragen werden. Uninspirierte Massenszenen sowie eine unausgereifte Zusammenstellung von Choreografien und Kostümen hinterlassen jedoch einen semi-professionellen Eindruck, der das Gesamtbild trübt.
Das vergangene Jahr brachte mit „Jesus Christ Superstar“ die erste Musicalproduktion in das kleine Städtchen Zwingenberg am Neckar. Während man der damaligen Inszenierung die Kinderschuhe noch sehr stark anmerkte, hat man mit „Jekyll & Hyde“ in diesem Jahr vieles richtig gemacht.
Allem voran ist erneut die Wahl der Besetzung zu loben: Mit Drew Sarich in der Titelrolle hat man sich einen „Jekyll & Hyde“-erprobten Darsteller ins Boot geholt, der es versteht, die kleinen Feinheiten der teils diffizilen Doppelrolle gekonnt herauszuarbeiten. Die „Konfrontation“ seiner beiden Figuren wird so zu einem schauspielerischen und gesanglichen Leckerbissen, der selbst ohne großartige Beleuchtung und technischen Schnickschnack überzeugt. Auch sein großes Solo „Dies ist die Stunde“ und die „Verwandlung“ zu seinem Alter Ego gelingen auf hohem gesanglichen Niveau. Ärgerlich, dass ausgerechnet Sarichs großartige Gesamtleistung am besuchten Abend wiederholt durch tontechnische Probleme gestört wird.
Ann Mandrella als Lucy überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie. Sie hat die mit Abstand stärksten Solos der Partitur inne und singt diese mit einer solchen Leichtigkeit, dass es eine wahre Freude ist, ihrer Darstellung zu folgen. Leider wurde ihr stärkster Song „Jemand wie du“ um eine Strophe gekürzt und kommt so vor dem Pausenfinale nicht voll zur Geltung. Dafür reißt „Nur sein Blick“ im Duett mit Jana Marie Gropp umso mehr mit. Frontal zum Publikum gesungen und unterstützt vom 12-köpfigen Orchester unter der Leitung von Rainer Roos, das die Wildhorn-Bombast-Nummern opulent trägt, ist dieser Song ein Highlight des Abends.
Auch Jana Marie Gropp – die Neuentdeckung der JCS-Produktion – als Lisa Carew hinterlässt neben den beiden erfahrenen Musicaldarstellern einen hervorragenden Eindruck. Die Sopranistin verleiht Jekylls Angetrauter mit angenehm warmer Stimmfärbung einen weniger operettenhaften Eindruck als oft üblich. Sie singt und spielt auf hohem Niveau und überzeugt im erwähnten Duett mit ebensolcher Leichtigkeit wie Mandrella.
Erwähnung finden sollte ebenfalls Werner Pürling als Sir Danvers Carew, der mit sonorer Stimme und herrschaftlichem Habitus seiner Rolle als Jekylls Schwiegervater viel Ausdruck verleiht.
Die Haben-Seite des Abends fällt somit ganz klar der sehr guten Besetzung zu. Auch die Regiearbeit von Anja Kühnhold funktioniert streckenweise äußerst gut. Trotz sehr minimalistischer Kulisse (Elin Doka) gelingt die Personenführung in den intimen Momenten. Kühnhold lässt die Figuren oft frontal zur Rampe singen und teilweise im Publikumsraum umherlaufen, was den kitschig-bombastischen Songs von Wildhorn, die ohnehin oft wie poppige Power-Balladen daherkommen, gelegen kommt.
Immer dann, wenn mehr als eine Handvoll Personen gleichzeitig agieren, gerät die Balance in der Personenregie jedoch außer Kontrolle. Ähnlich wie im vergangenen Jahr bei „Jesus Christ Superstar“ wäre auch hier weniger mehr gewesen. Phasenweise stehen etwa fünfzig Personen auf der verhältnismäßig kleinen Bühne: Diverse Chöre und ortsansässige Showtanzgruppen wurden mobilisiert und „arbeiten“ die simplen, kaum handlungsfördernden Choreografien von Barbara Tartaglia ab. In die „Mörder“-Szene zu Beginn des zweiten Aktes, die von Natur aus brutal und „gothic“ daherkommt, wurde beispielsweise eine Art Zirkusnummer eingebaut, bei der einige Artisten Kunststücke aufführen – zweifelsohne schön anzusehen, doch recht zusammenhanglos und losgelöst vom eigentlichen Geschehen. Von Seiten der Zuschauer ist man so schnell überfordert und verliert den Überblick über den Handlungsfaden.
Ähnlich verhält es sich mit den Kostümen von Valerie Hirschmann. Alle für sich durchaus passend, wirken sie in der Masse wie aus verschiedenen Epochen „geklaut“. Es entsteht der Eindruck, man habe alles aus dem Fundus zusammengesucht, um die unzähligen Darsteller ausstatten zu können – vom Blumenmädchen bis zum bonbonfarbenen Zuhälter. Einheitliches Gesamtbild – Fehlanzeige.
Die Zwingenberger „Jekyll & Hyde“-Inszenierung ist immer dann besonders stark, wenn das Hauptdarsteller-Trio auf der Bühne steht. Die Szenen fesseln und unterhalten – gesanglich, darstellerisch und seitens der Inszenierung. An anderen Stellen wünscht man sich von der Regiearbeit noch etwas mehr ‚Mut zum Minimalismus‘ – und zum Fokus auf das Wesentliche.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Rainer Roos |
Regie | Anja Kühnhold |
Bühnenbild | Elin Doka |
Kostümbild | Valerie Hirschmann |
Maske | Birgit Müller-Johannes |
Chorleitung | Harald Braun |
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CAST (AKTUELL) |
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Henry Jekyll / Edward Hyde | Drew Sarich |
Lucy Harris | Ann Mandrella |
Lisa Carew | Jana Marie Gropp |
Gabriel John Utterson | Holger Ries |
Sir Danvers Carew | Werner Pürling |
Nelly | Bianca Spiegel |
Lady Beaconsfield | Deborah Feth |
Bischof von Basingstoke | Sven Wagenhöfer |
Lord Savage | Heiko Ihrig |
General Lord Glossop | Avelino Cassado |
Sir Archibald Proops | Manfred Troll |
Poole | Markus Wäsch |
Bisset | Klaus Müller-Blask |
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GALERIE |
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TERMINE |
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TERMINE (HISTORY) |
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Mi, 03.08.2016 20:00 | Schlossfestspiele, Zwingenberg/Neckar | Preview | |||||||
Do, 04.08.2016 20:00 | Schlossfestspiele, Zwingenberg/Neckar | Premiere | |||||||
Fr, 05.08.2016 20:00 | Schlossfestspiele, Zwingenberg/Neckar | ||||||||
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Sa, 06.08.2016 20:00 | Schlossfestspiele, Zwingenberg/Neckar | ||||||||
So, 07.08.2016 17:00 | Schlossfestspiele, Zwingenberg/Neckar | ||||||||
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