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„Artus-Excalibur“ zum ersten Mal in Deutschland, zum ersten Mal auf der großen Freilichtbühne. Und da passt die Wildhorn’sche Musical-Vision der Artus-Sage auch verdammt gut hin. Ein Festspielerlebnis, das Spaß macht und unter die Haut geht!
Das Geräusch aufeinandertreffender Schwertklingen erfüllt die kühle Nachtluft. Zwei feindliche Heere treffen aufeinander, es wird erbittert gekämpft. Den Zuschauern stockt der Atem. Man weiß kaum, wohin man als erstes schauen soll. Dann verlangsamt sich das Tempo; wir sehen die Kampfszenen in Zeitlupe. Menschen fallen und bleiben reglos am Boden liegen. Zurück bleiben Tod, Trauer und Entsetzen. Nebel zieht auf und lässt die Burgruine im Hintergrund nur noch schemenhaft erahnen. Zeitgleich erklingen mystische irisch-keltische Klänge – die ersten Töne von „Das Feld der Ehre.“ Ein perfekter Gänsehautmoment, der den atmosphärischen Grundstein für den weiteren Verlauf der Handlung legt.
Emotional wie visuell nachhaltig wirkende, machtvolle Bilder, die immer wieder für Faszination sorgen, ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Inszenierung. Das macht es schwer, Highlights zu benennen. Freunde von Tecklenburgs Spezialität – nämlich gekonnt in Szene gesetzte Massenszenen – kommen ebenso auf ihre Kosten wie Fans der ruhigeren, weniger actionreichen Momente.
Immer deutlich erkennbar: Die perfekte Verzahnung von Bühnenbild, Kostümen, Choreografie, Lichtdesign, Gesang und Darstellung. Regisseur Ulrich Wiggers hat sich mit großem Erfolg des Stückes angenommen, dessen Umsetzung gewiss kein Zuckerschlecken war. Die Vorlage hat einige Längen, viel Pathos und teilweise sehr kurz geratene Szenen, die es schwermachen, die Motive und Charakterzüge der Figuren glaubwürdig herauszustellen. Da bedarf es einer guten Personenregie und viel Gespür für richtiges Timing sowie für die Farbnuancen zwischen schwarz und weiß.
Wiggers hat diese Aufgabe mit Bravour bewältigt und gemeinsam mit seinem Kreativteam eine Produktion auf die Beine gestellt, die mit der St. Gallener Urfassung nicht mehr viel gemeinsam hat. So hat er langatmige Sequenzen rigoros gekürzt, Szenen umgestellt und für flüssigere Übergänge gesorgt. Davon profitiert vor allem der Prolog und auch der zweite Akt. Obwohl Einiges natürlich nach wie vor kitschig daherkommt (wie etwa Artus‘ schriftliche Liebesschwüre an Guinevere), ist eine erhebliche Portion Pathos verschwunden. Nun kann das Publikum auch viel besser nachvollziehen, was die Charaktere um- und antreibt. Sie wirken dadurch viel lebendiger, haben Ecken und Kanten. Besonders deutlich wird das bei den beiden mystischen Figuren des Stücks, Merlin und Morgana. Es ist auch dieser feinfühligen Personenregie zu verdanken, dass die Solo-Momente genauso fesseln wie die Massenszenen.
Das Bühnenbild von Susanna Buller besticht durch eine Schlichtheit, die die Bedeutsamkeit der einzelnen Szenen nur noch besser zur Geltung bringt. Der eingeschossige Bühnenaufbau im Hintergrund wurde geschickt mit der umliegenden Burgruine verblendet und steht für Camelot; die kleine Kammer auf der Seitenbühne links stellt Loth van Orkneys Schlafgemach dar und steht damit symbolisch für dessen Reich. Die Kostüme wurden recht authentisch und mit viel Liebe zum Detail von Karin Alberti gefertigt. Sie kommen besonders gut bei der opulenten Ballszene während der Eröffnung des zweiten Aktes („Hochzeitsgelöbnis“) zur Geltung, wenn Ritter, Edelleute und einfaches Volk gemeinsam die Vermählung ihres Königs feiern.
Die Kampfszenen wirken dank der aufwändigen, unter Aufsicht von Fechtmeister Klaus Figge einstudierten Schwertkämpfe verdammt realistisch und zählen zu den Höhepunkten des Stücks. Daneben gibt es aber noch viele weitere Szenen, die lange in Erinnerung bleiben und einen gewissen „Aha“-Effekt haben. „Die ruhmreiche Schlacht“ beispielsweise, wo Artus unter Merlins wachsamen Auge die Ritter seiner Tafelrunde beruft. Dabei schaut er aus der ersten Etage seines Schlosses auf die unten an ihm vorbeiziehenden Männer hinab, die Konstruktionen mit sich führen, die im ersten Moment wie Schilde anmuten. Aus den vermeintlichen Schilden wird einige Momente später die Tafelrunde gebaut, alle Teile fügen sich wie ein riesiges Puzzle zusammen – raffiniert gemacht! Das Bespielen mehrerer Ebenen ermöglicht übrigens auch die Erzählung parallel verlaufener Ereignisse – etwa die Planung des Krieges nach Ectors Tod und die zeitgleichen Ereignisse um Loth und Morgana („Morgen schon triffst du den Tod“).
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Die aufwändigste (Massen-)Szene ist wohl „Alles ist vorbei“ – ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eng auch Kostüme & Choreografie vernetzt sind: Alberti hat die Darsteller hier in eine Art Waldgeist-Kostüme gesteckt, die aus fließenden Stoffen gestaltet sind. Zusätzlich tragen die Darsteller noch Hüte, die wie Vogelköpfe aussehen, und sind mit langen Stöcken ausgestattet, an denen ebenfalls Stoff angebracht ist und die als Verlängerung der Arme dienen – so wirken die Bewegungsabläufe der Choreografie noch obskurer. Choreografin Kati Heidebrecht kann hier mit ihren ausgefallenen Ideen besonders glänzen: Morgana zwingt Artus unter zur Hilfenahme schwarzer Magie dazu, Zeuge des Betruges seiner Frau und seines besten Freundes zu werden. Das Ensemble trägt die Beiden als lebendes Bett auf die Bühne und hebt sie in eindeutige Positionen – eine echte Herausforderung in den abstrakten Kostümen! Das Stück hat an dieser Stelle den höchsten Punkt im Spannungsbogen erreicht.
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Dass „Artus“ in Tecklenburg so gut funktioniert, ist neben den oben genannten Faktoren natürlich auch der Cast zu verdanken, die besonders gut harmoniert. Jeder einzelne Darsteller ist optimal besetzt und füllt seine Rolle voll aus.
Armin Kahl bewältigt die Mammutrolle des König Artus ohne jede Schwierigkeit. Er überzeugt gesanglich sowie darstellerisch, vollzieht vor den Augen des Publikums den Wandel vom unfreiwilligen, von inneren Konflikten geplagten König zum souveränen, zeitweilig aber auch von Rachelust getriebenen Herrscher. Auch sein Talent fürs Komische kann er – wenn auch nur in kleinen Szenen – immer wieder zeigen.
Seine Guinevere wird gespielt von Milica Jovanovic, die ebenfalls auf ganzer Linie überzeugt und viele Sympathiepunkte einheimsen kann. Mit klarer, weicher Stimme schafft sie es, selbst eher undankbare Balladen wie „Ein neuer Tag“ oder „Wo ging die Liebe hin“ zu echten Glanzpunkten zu machen. Besonders charmant: ihr mädchenhaft-unbeschwertes Spiel bei der Kennenlern-Szene zwischen Artus und Guinevere. Schön anzusehen und anzuhören ist das Duett „Ein wahrer Held“ zwischen Kahl und Jovanovic.
Kevin Tartes Merlin steht ganz in der Tradition alter Druiden, was Tarte in jeder Nuance seines Spiels verdeutlicht. Zu Beginn kommt Merlin wie ein Waldläufer daher, der stark vom Leben in der Natur geprägt ist. Er ist weise, verfügt über seherische und magische Fähigkeiten, steht aber nicht über weltlichen Dingen und verfolgt seine ganz eigene Agenda. In dem Moment wo sich sein Plan verwirklicht und er an Artus‘ Hof zu der erhofften Macht gelangt, ändert sich seine Haltung, seine Sprache und sein Äußeres. Tarte ist ein charismatischer Merlin, der mit großer Stimme beeindruckt. Besonders „Der Kreis der Menschheit“ geht unter die Haut, aber auch Merlins Offenbarung über die wahre Herkunft Artus‘ zählt zu den Highlights des Stückes. Insgesamt erweist sich der Amerikaner als echter Glücksgriff für Tecklenburg.
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Gleiches gilt für Dominik Hees, der einen wirklich großartigen Lancelot abgibt. Hees schafft es, die Facetten dieses Charakters – angefangen von dessen Mut und Loyalität bis hin zu der Pein seiner unerwiderten Liebe – glaubwürdig darzustellen. Sein Solo „Nur sie allein“ meistert er wunderbar und ist ein klarer Sympathieträger, was die Gunst des Publikums an diesem Abend angeht.
Roberta Valentini komplettiert die Leading Cast als Morgana. Ihre Soli „Die Sünden der Väter“ (das Wiggers im Gegensatz zur St. Gallener Produktion übrigens erst im zweiten Akt platziert hat und im ersten Teil durch einige Takte lediglich anklingen lässt) und „Die Rose“ finden starken Zuspruch. Valentini stellt die Ambivalenz, die innere Zerrissenheit Morganas klar heraus und verdeutlicht, dass die Trennung zwischen „gut“ und „böse“ oft verwischt.
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Auch Thomas Schirano als Artus‘ Vater Ector, Christian Schöne als durchtriebener Loth von Orkney, Thomas Hohler als Sir Gareth, Anne Welte als Mutter Oberin, Andrea Luca Cotti als Lucan und Sebastian Brandmeir als Priester fügen sich sehr gut in die Cast ein.
Immer ein starkes Argument für Tecklenburg: Das 26-Mann-starke Orchester unter souveräner Leitung von Tjaard Kirsch, das schon rein akustisch für ein echtes Musical-Gefühl sorgt, wie es sich dank der bedauernswerten Entwicklungen der letzten Jahre in den großen Musical-Häusern gar nicht mehr einstellt. Die wirkungsvoll eingesetzten Licht- und Nebeleffekte tun dann ihr übriges, um dem großen Musicalabend rund um die Themen Liebe und Freundschaft, Ehre und Verrat den letzten Feinschliff zu geben.
Und so kann man, so langweilig es vielleicht auch sein mag, alles in allem nur das sich alljährlich wiederholende Fazit ziehen: Der Mut zur Innovation hat sich ausgezahlt. Wieder alles richtig gemacht!
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KREATIVTEAM |
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Regie | Ulrich Wiggers |
Musikalische Leitung | Tjaard Kirsch |
Choreographie | Kati Heidebrecht |
Kampfszenen | Klaus Fiege |
Ausstattung | Karin Alberti |
Bühnenbild | Susanna Buller |
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CAST (AKTUELL) |
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Artus | Armin Kahl |
Königin Guinevere | Milica Jovanovic |
Lancelot | Dominik Hees |
Morgana | Roberta Valentini |
Merlin | Kevin Tarte |
Ector | Thomas Schirano |
Loth von Orkney | Christian Schöne |
Sir Gareth | Thomas Hohler |
Mutter / Oberin | Anne Welte |
Lucan | Andrea Luca Cotti |
Priester | Sebastian Brandmeir |
Igraine | Sophie Blümel |
Uther Pendragon | Zoltan Fekete |
Tristan | Marco Herse Foti |
Bedwyr | Mathias Meffert |
Kay | Fin Holzwart |
Lamorac | Wolfgang Postlbauer |
Ensemble | Lisa Kolada Juliane Bischoff Jennifer Kohl Marthe Römer Joyce Diedrich Alexandra Hoffmann Anna Carina Buchegger Jan Altenbockum Andrew Hill Luciano Mercoli |
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