Eine witzige Geschichte, schöne, altmodische Songs und Rollen, nach denen sich jeder Darsteller die Finger leckt – was kann man da falsch machen? Vieles, wenn die Regie den Holzhammer auspackt und die guten Darsteller unter ihren Möglichkeiten bleiben.
Wie gehen Programm-Macher bei Festspielen vor? Zumindest in Bad Vilbel sucht man die Stücke wohl nicht passend zur Örtlichkeit aus, denn das klobige Bühnenbild wirkt gewaltsam und beengend in die Wasserburg gepresst. Hohe rote Wände mit Türen, in der hinteren Bühnenmitte ein Vorhang und auf der Bühne verteilt große, verschieden gemusterte Buchstaben, die das Wort „Hollywood“ ergeben. Die werden zwar manchmal bespielt, aber meistens sind sie einfach nur im Weg.
Regisseur Benedikt Borrmann lässt seine Darsteller – vielleicht als Reminiszenz an die Darstellungsweise im Stummfilm – vor allem große Gestik und Mimik einsetzen. Ensemble und Statisterie begleiten jedes Geschehen pantomimisch mit gnadenlos ausgespielten Reaktionen.
Seltsamerweise agieren Sascha Luder und Janice Rudelsberger im Gegensatz dazu sehr zurückgenommen. Sie sind als Don Lockwood und Kathy Selden passend besetzt, aber beide wirken schlichtweg zu makellos. Sascha Luder ist zu glatt und Rudelsberger zu sehr „graue Maus“. Zwischen den beiden entsteht keine Chemie. Es bleibt das Gefühl, dass hier mehr möglich gewesen wären, denn an den gesanglichen und tänzerischen Leistungen der beiden gibt es nichts auszusetzen.
Auch Daniel Hardenberg und Venera Jakupov sind prinzipiell eine gute Wahl für ihre Rollen. Hardenberg gibt aber als Cosmo Brown dauer-strahlend und zappelig etwas zu viel des Guten. Er ist ein hysterisch gut gelaunter Duracell-Hase. Von „witzig“ zu „nervtötend“ ist es nur ein kleiner Schritt, aber das Publikum ist ganz auf seiner Seite. Jakupov füllt ihre Diva Lina Lamont perfekt aus. Hier passt jede Geste und sitzt jeder Sprachfehler-Gag.
Annette Taubmanns Choreographien fehlt der Fluss, da wirkt am Premierenabend manches unsicher und wenig elegant, aber vielleicht spielt sich das noch ein. Dafür ist „Broadway Ballet“ wirklich sehr packend gelungen. Auch der Regie-Kniff, warum es beim Song „Singin‘ in the Rain“ nicht regnet, ist wirklich originell und gut gelöst.
Das Premierenpublikum ist begeistert von diesem zugegebenermaßen kurzweiligen, aber insgesamt nicht befriedigenden Abend. Hoffen wir mal, dass der Stücktitel nicht für das Wetter beim Festspielsommer 2015 steht.
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