© Stage Entertainment
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Celebrate Musical (2014)
Palladium Theater, Stuttgart

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Douwes, Link, Weckerlin, Santos, Gordon und Seibert – für die Jubiläumsgala „Celebrate Musical“ holte sich die Stage einige der bekanntesten Musicaldarsteller des deutschsprachigen Raums auf die Bühne. Gespielt wurden die großen Klassiker aus 20 Jahren Stuttgarter Musical.

1994 ging im Apollo Theater der Vorhang auf für „Miss Saigon“, die erste große Musicalproduktion in der baden-württembergischen Hauptstadt. Zwanzig Jahre sind vergangen und in den Theatern des Stuttgarter SI-Centrums wurden seither achtzehn Produktionen gezeigt. Seit 1997 auch auf der anderen Straßenseite im zweiten Haus am Platz, dem Palladium Theater. In dieses lud Stage Entertainment am 15. September zur großen Jubiläumsgala, um den Musicalstandort Stuttgart und – zumindest ein bisschen – sich selbst zu feiern. Grußworte kamen von höchster kommunaler Ebene. Nach der Begrüßung durch Uschi Neuss, Direktorin von Stage Entertainment Deutschland, betrat Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn die Bühne und stellte in seiner Rede heraus, dass die großen Musicaltheater in Stuttgart-Möhringen einen entscheidenden Beitrag zur Kulturlandschaft seiner Stadt leisten. Nach den offiziellen Worten durfte die Show beginnen.

Jani Walsch-Weber, der die Regie des Abends übernahm, wolle auf der Bühne einen einmaligen Blick hinter die Kulissen geben, erklärte bereits Frau Neuss in ihrer Ansprache. Neben dem großen Podest, auf dem das Orchester des Abends Platz fand, waren auch Schminktische, Kleiderstangen und Sitzgelegenheiten für die Sänger bereitgestellt. Ab und an kontrollierten die Darsteller Make-Up und Frisuren, lauschten ihren Kollegen oder liefen hin und her. Ob allerdings eine wirkliche Backstage-Situation entstehen kann, wenn das Publikum zusieht, sei dahingestellt.

Mit knatternden Helikoptergeräuschen startete die Ouvertüre und zog die Zuschauer zurück in die Zeiten, als der Veranstalter noch Stella und nicht Stage Entertainment hieß. Für die Jubiläumsshow dirigierte Musikdirektor Klaus Wilhelm ein beachtliches Orchester mit 26 Streichern, Bläsern und Perkussionisten. Die Ouvertüre begann mit den bekannten Melodien aus „Miss Saigon“, danach folgten Elemente aus „Cats“ und „Die Schöne und das Biest“, mit dessen schwelgerischem „Wie kann ich sie lieben“ das Instrumentalstück endete. Dann eröffnete Mark Seibert den Gesangspart der Show mit einer gekürzten und abgespeckten Fassung von „Sei hier Gast“, unterstützt von den Solistinnen des Abends: Pia Douwes, Sabrina Weckerlin, Leah Delos Santos, Valerie Link und Lana Gordon.

Seibert hatte als einziger Herr auf der Bühne nicht nur die anspruchsvolle Aufgabe, sämtliche Männerparts zu singen, er führte zudem als Emcee mit leichtem, kurzweiligen Humor und smarter Nonchalance durch den Abend. Nach seiner Begrüßung gab Seibert die Bühne frei für die Frau, die als Hauptdarstellerin in den Erstaufführungen beider Stuttgarter Theater zu sehen war. Leah Delos-Santos spielte 1994 die Kim in „Miss Saigon“ und ab 1997 Belle in Disneys „Die Schöne und das Biest“. Für die Jubiläumsshow gab sie noch einmal Highlights beider Stücke zum Besten. Sanft stieg Santos in „Zuhause“ aus „Die Schöne und das Biest“ ein. Beim Höhepunkt des Songs überwältigten Santos kurz die Emotionen und die Stimme versagte. Doch gerade diese kleine Unperfektheit hob ihre Darbietung von schönem Gesang zu großem Gefühl. Im Duett mit Mark Seibert folgte „Die letzte Nacht der Welt“. Sollte sich Stage Entertainment durch den Erfolg der aktuellen Wiederaufnahme von „Miss Saigon“ am Westend zu einer Neuproduktion in Deutschland hinreißen lassen – Seibert wäre die Traumbesetzung für Chris. Sein sanfter Tenor harmonierte perfekt mit Santos‘ zartem Sopran.

Valerie Link sang Stücke aus „Wicked“ und dem „Phantom der Oper“. Ihr „Denk an mich“, bei dem ihr der Übergang von der Musicalstimme zum klassischen Gesang nicht immer gelang, blieb vielleicht das verzichtbarste Stück des Abends, ihr „Phantom Duett“ mit Mark Seibert war hingegen gut gesungen und gespielt.

Die Grande Dame der deutschen Musicalbühnen Pia Douwes bekam überraschenderweise einen Block in der Mitte der Gala zugeteilt. Für den Abend gab sie Songs aus Stücken, die sie alle auch vor Ort gespielt hatte, zum Besten: „Mylady ist zurück“ aus „3 Musketiere“ klang so, wie man es von Pia Douwes gewohnt ist, Gänsehautfeeling inklusive. Anschließend stimmte sie ihren Klassiker „Ich gehör nur mir“ aus „Elisabeth“ an, allerdings in einer Akustikfassung mit Gitarren- und Klarinettenbegleitung. Auf der einen Seite eine wundervolle, feine Abwechslung zu den großen und pompösen Orchesterstücken, auf der anderen Seite hätte sich gerade für Douwes‘ Signaturstück die ganz große Orchesterbesetzung im Hintergrund geeignet.
Sabrina Weckerlin zeigte sich vielseitig einsetzbar zwischen zarten Tönen und rockigen Passagen. Im Duett mit Mark Seibert sang sie eine sehr schön arrangierte Fassung von „Dir gehört mein Herz“ aus „Tarzan“, bevor sie mit „Somebody to Love“ aus „We Will Rock You“ auf Freddy Mercurys Spuren begab – gewohnt rockig und stimmlich hervorragend. Braver hingegen geriet das Duett „Totale Finsternis“ aus „Der Tanz der Vampire“, wieder mit Seibert.

Als Letzte des Abends durfte die neueste Stuttgarter Hauptdarstellerin ihr Können unter Beweis stellen. Lana Gordon wird ab November als Velma in „Chicago“ zu sehen sein und gab mit „All der Jazz“ eine Kostprobe. Die Bandbreite ihrer Stimme konnte die US-Amerikanerin nochmal mit einem hinreißenden „And I’m Telling You I’m Not Going“ aus dem Broadway-Klassiker „Dreamgirls“ beweisen – die einzige Nummer des Abends, die aus keinem der Musicals stammte, die bis dato in Stuttgart zu sehen waren.
Zugegeben, nicht jeder Witz auf den Moderationskärtchen von Mark Seibert zündete. Die Herausforderungen der schwäbischen Mundart sind nach der fünften Pointe und zwei Crashkursen der gebürtigen Freiburgerin Link einfach nicht mehr lustig. Auch hätte man Seibert für das „Phantom der Oper“ und den „Tanz der Vampire“ einen Bariton zur Seite stellen können. Er sang seine Parts zwar überzeugend, doch seine Stimme ist noch nicht reif für Graf von Krolock oder das Phantom.

Ob die Songauswahl des Abends ein Statement war, sei dahingestellt. Obwohl die Stage gerade in den vergangenen zehn Jahren immer wieder verstärkt auf Jukebox-Musicals setzte, fielen „Mamma Mia“ (obligatorisches Abschlusslied „Danke für die Lieder“), „We Will Rock You“ und „Ich war noch niemals in New York“ (mal kurz vom Orchester angerissen) kaum ins Gewicht. Anscheinend sind es doch die richtigen Musicals, die die bleibenden Momente schaffen. Und trotz der großen Namen auf der Besetzungsliste: Der Star des Abends war Klaus Wilhelms 26-köpfiges Orchester. Gerade dann, wenn dieses aus den vollen schöpfte – bei „Die Schöne und das Biest“ und „Phantom der Oper“ – bekam man als Zuschauer einen der selten gewordenen Eindrücke dessen, wofür diese Partituren komponiert worden sind: Klänge, die das Herz bewegen und zu Tränen rühren. Es bleibt zu hoffen, dass man das bei Stage auch erkannt hat. Diese Lieder sollten nicht erst beim nächsten Jubiläum in fünf Jahren wieder in großer Orchesterbesetzung zu hören sein.

 
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CAST (AKTUELL)
SolistenPia Douwes
Leah Delos Santos
Valerie Link
Sabrina Weckerlin
Lana Gordon
Mark Seibert
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Mo, 15.09.2014 20:30Palladium Theater, StuttgartPremiere
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