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Im Jubeljahr zum 300. Geburtstag des bekanntesten Preußen-Monarchen 2012 darf ein Friedrich-Musical nicht fehlen. Historisch nicht immer genau und musikalisch etwas dürftig. Dafür solide inszeniert (Holger Hauer) und von grandiosen Darstellern (Chris Murray, Tobias Bieri, Elisabeth Hübert und Maximilian Mann) getragen. 2014 wird das Stück in Fulda und Hameln wieder aufgenommen. Die Rolle der Wilhelmine übernimmt Sabrina Weckerlin.
Die folgende Rezension von Kai Wulfes bezieht sich auf die Uraufführung im Juni 2012.
Leicht bekleidet sitzt eine Frau auf ihrem Bett. „Spiel mich – und mach‘ mich zu deiner Musik“, fordert sie zu jazzigem Barsound. Das Objekt ihrer Begierde, eben noch als Soloflötist aufgetreten, erliegt ihrem Werben und steigt mit freiem Oberkörper zu ihr auf die Matratze. Diese Szene spielt nicht etwa in der Gegenwart, sondern am Hofe August des Starken. Deshalb räkeln sich auch ganz barock puderperückte Damen neben dem Lotterbett, während sich Gräfin Orczelska dem Kronprinzen von Preußen hingibt. Der spätere Friedrich II. in Jugendjahren mit einer Frau im Bett?
„Der große König – wie ihn keiner kennt“: So bewirbt der Veranstalter dieses Musical und löst zumindest mit diesem historisch verbürgten Techtelmechtel sein Versprechen ein. Andere Szenen kann allerdings keiner kennen, da sie schlichtweg erfunden sind.
Das Trio Dennis Martin, Wolfgang Adenberg und Christoph Jilo ignoriert mehrfach schlichtweg die Historie und biegt sie sich für sein Textbuch zurecht. So ist die Affäre zwischen der Königinmutter und dem intriganten Minister Grumbkow ebenso ihrer Fantasie entsprungen wie die Liebesbeziehung zwischen Friedrichs älterer Schwester Wilhelmine und seinem Vertrauten Hans Hermann von Katte. Dessen historisches Alter Ego wurde vom strengen Friedrich Wilhelm I. weder als Aufpasser für die Teenie-Königskinder auf ihrem Dresden-Ausflug engagiert, noch musste der wahre Katte seinen royalen Freund auf dem Kasernenhof drillen. Auch stirbt der Musical-Friedrich über zwanzig Jahre zu früh, unmittelbar nach dem Siebenjährigen Krieg. Das Buch ist damit so weit von der Historie entfernt wie die Realität von dem in der Werbung zur Show angepriesene „Originalschauplatz“: eine Mehrzweckhalle in der Medienstadt Babelsberg.
Immerhin ist der Musical-Friedrich eine dramaturgisch gelungene Annäherung an den populären Preußenkönig. Martin, Adenberg und Jilo konzentrieren sich dabei auf die Kronprinzenjahre mit dem Vater-Sohn-Konflikt, Friedrichs Fluchtversuch aus Preußen und die daraus resultierende Enthauptung Kattes. Dessen Geist erscheint dem verbitterten Alten Fritz und führt ihn an Stationen seines Lebens zurück. Friedrichs Königsjahre streift das Musical in der zweiten Hälfte von Akt 2 und legt den Fokus auf den Feldherrn. Erfreulicherweise verzichten die Autoren dabei auf die über Generationen weitergetragenen Klischees, die Friedrich II. als genialen Strategen oder weisen und liebenden Landesvater glorifizieren.
Mit Ausnahme des bereits erwähnten Songs der Gräfin Orczelska sind bis zur Pause die Kompositionen von Dennis Martin und Marc Schubring wenig originell. Man hat bei all den rührigen Balladen, den zackigen Ensembles im Marschrhythmus und den leicht rockigen Nummern wie „Sterbekittel“ den Eindruck, alles irgendwo schon einmal in ähnlicher Form gehört zu haben. Martins und Schubrings Musik hat wenig Ohrwurmpotenzial und klingt austauschbar.
Überraschenderweise ändert sich das in Akt 2 mit dem grandiosen Showstopper „Bienvenue in Sanssouci“ und setzt sich fort mit der großen, packenden Ensemblenummer „Sieben Jahre Krieg“ und Friedrichs erschütternder Erkenntnis „Ebenbild“. Hier sind Dennis Martin drei fantastische Songs gelungen, die statt der sehr elektronisch klingenden Begleitung vom Band ein richtiges Orchester verdient haben. Der zumindest im hinteren Bereich des Zuschauerraums etwas dünn ankommende Sound (Maximilan Becker und Andreas Balaskas) schmälert zudem in den Ensemblenummern die Textverständlichkeit.
Ein Genuss hingegen ist die Optik. Ute Carows Kostümbild steuert opulente Barockkleider und schneidig-schicke Uniformen bei, die auf Christoph Weyers schlichter Treppenkonstruktion gut zur Geltung kommen. Projektionen auf eine die Bühne hinten begrenzende Leinwand zaubern schnell wechselbar neue Handlungsorte herbei, während zwei bewegliche Stufenpodeste im vorderen Bereich zusätzliche Orte schaffen.
Der Clou der Show ist allerdings ein die gesamte Bühnenhöhe einnehmender, überdimensionaler, preußischer Uniformrock. Als Symbol des Soldatentums wird er aus der Versenkung heraufgezogen und illustriert bedrohlich einem übermächtigen Krieger gleich mit marschierenden Armbewegungen den Vater-Sohn-Konflikt oder die Schlachten. Holger Hauers Inszenierung ist zudem kurzweilig und reflektiert Friedrichs Leben ohne Regie-Mätzchen. Hauer stellt statt historischer Abziehbilder echte Typen auf die Bühne und sorgt wie beim überraschenden Wechsel des Kinderdarstellers zum jugendlichen Friedrich für Aha-Momente.
Aus dem sehr homogenen spielenden und singenden Ensemble, das Choreografin Doris Marlis auch tänzerisch fordert, ragen in ihren Episodenrollen Isabel Trinkaus (Gräfin Orrczelska) und vor allem Leon van Leeuwenberg als kauziger Voltaire heraus. Heiko Stang wirkt als Friedrich Wilhelm I. fast ein bisschen zu liebenswert, während Patricia Hodell in ihren wenigen Auftritten als Friedrichs warmherzige Mutter rollendeckend agiert. Unbedingt hervorzuheben sind auch die beiden sehr unbeschwert agierenden Kinderdarsteller (Casper Krzysch als Friedrich und Frieda Helene Fischer als Wilhelmine).
Gesanglich auftrumpfen können Maximilan Mann (Hans Hermann von Katte) und Wilhelmine (Elisabeth Hübert) mit ihrem Duett „Nur darauf kommt es an“. Ihre beiden ausdrucksvollen, sauber geführten Stimmen harmonieren perfekt miteinander. Ein noch größerer Glücksfall ist die Verpflichtung von Tobias Bieri und Chris Murray, die sich – auch optisch ähnelnd – die Titelfigur teilen. Bieri (Kronprinz Friedrich) ist ein ungestümer, lebenslustiger Heißsporn, dessen Pläne vom Vater torpediert werden. Sein voller, runder Pop-Tenor gleitet in den Songs mühelos durch die Partitur. Als gramgebeugter Monarch kann Christopher Murray (Friedrich der Große) im zweiten Akt punkten. Die musikalische Erkenntnis „Ebenbild“, verbittert interpretiert mit vollem, auch in den Tiefen kraftvollem Bariton, ist der musikalische Höhepunkt des Musicals. Murray wird in der besuchten Premiere dafür vom Publikum zu Recht frenetisch gefeiert.
„Jeder soll nach seiner Facon selig werden.“ Dieses Friedrich-Zitat gilt auch für das Musical über ihn: Musical-Freunde werden durchaus ihre Freude daran haben, historisch Interessierte besuchen lieber eine der vielen Ausstellung im Jubel-Jahr.
Musical über das Leben Friedrichs des Großen (1712-1786) von Dennis Martin, Marc Schubring, Christoph Jilo und Wolfgang Adenberg
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KREATIVTEAM |
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Regie | Holger Hauer |
Choreografie | Doris Marlis |
Musikalische Einstudierung | Christoph Boenecker |
Bühne | Christoph Weyers |
Licht | Rüdiger Benz |
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CAST (AKTUELL) |
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=2014 in Fulda und Hameln= | ||||
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Friedrich der Große | Chris Murray, (Andrea Matthias Pagani) | |||
Kronprinz Friedrich | Tobias Bieri, (Lutz Standop) | |||
Wilhelmine | Sabrina Weckerlin, (Linda Stark) | |||
Hans Hermann von Katte | Maximilian Mann, (Dennis Henschel Maximilian Klakow) | |||
Friedrich Wilhelm I. | Claus Dam, (Dietmar Ziegler) | |||
Voltaire | Leon van Leeuwenberg, (Andrea Matthias Pagani) | |||
Graf von Seckendorff | Dietmar Ziegler | |||
August der Starke | Andreas Goebel, (Dennis Henschel) | |||
Gräfin Orczelska | Larissa Windegger | |||
Grumbkow | Andrea Matthias Pagani | |||
Sophie Dorothea | Tamina Ciskowski, (Karolin Konert) | |||
Ensemble | Karolin Konert Dennis Henschel Michael Scheel Maximilian Klakow Yasuko Sunaba Jenny Schlensker Peter Stegemann | |||
Swings | Linda Stark Robert Schmelcher |
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CAST (HISTORY) |
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=2012 in Potsdam= | ||||
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Friedrich der Große | Chris Murray Andrea Matthias Pagani, (Petter Bjällö) | |||
Kronprinz Friedrich | Tobias Bieri, (Lutz Standop) | |||
Hans Hermann von Katte | Maximilian Mann, (Maximilian Klakow) | |||
Wilhelmine | Elisabeth Hübert, (Tina Haas) | |||
Friedrich Wilhelm I. | Heiko Stang, (Christian Theodoridis) | |||
Gräfin Orczelska, Ensemble | Isabel Trinkaus, (Juliane Maria Wolff) | |||
August der Starke, Ensemble | Petter Bjällö, (Christian Venzke) | |||
Voltaire, Ensemble | Léon van Leeuwenberg, (Petter Bjällö) | |||
Sophie Dorothea, Ensemble | Patricia Hodell, (Nadja Weise) | |||
Grumbkow, Ensemble | Andreas Goebel | |||
Graf von Seckendorff, Ensemble | Christian Theodoridis, (Stephan R. Przywara) | |||
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Ensemble | ||||
Guido Breidenbach, Maximilian Klakow, Michael Knese, Lutz Standop, Stephan R. Przywara, Christian Venzke, Markus Wegner, Tamina Ciskowski, Tina Haas, Katrin Lièvre, Nadja Weise, Juliane Maria Wolff | ||||
Swings | ||||
Kevin Hudson, Linda Stark |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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