„Lach nie über den Tod, sonst lacht er über dich“. Diese gesungene Warnung aus dem Musical von Tom van Hasselt (Text, Komposition) kann niemand im Zuschauerraum einhalten, zu sehr werden die Lachmuskeln strapaziert.
Der Castor ist schuld. Weil der Regional-Express, vor den sich Kara und Sunny schmeißen wollen, aufgrund einer Gleisblockade von Atomkraftgegnern nicht seine Strecke passieren kann, sind die Selbstmordpläne der beiden Lebensmüden Makulatur. So beginnt die Handlung des Stücks im Stück, das Melanie Haupt (als Kara) und Nini Stadlmann (als Sunny) gemeinsam mit Tom van Hasselt (auch Text und Komposition) aufführen. Der Handlungsfaden um die beiden verhinderten Selbstmordkandidatinnen, die auf den geheimnisvollen, von Tom van Hasselt dargestellten Todd treffen, wird immer wieder durchbrochen durch persönliche oder berufliche Zickereien der drei Schauspieler. So müssen Melanie und Nini für die musikalische Begleitung Toms Keyboard tragen oder für die anstehende Realisierung eines Zwei-Personen-Stücks wird per Schnick-Schnack-Schnuck-Wettbewerb geklärt, wer von den Darstellern aus der Truppe ausgeschlossen werden soll.
Tom van Hasselt spielt in seinem unterhaltsamen und äußerst witzigen Buch gekonnt mit der deutschen Sprache (Todd betreibt die Kneipe „Zum Letzten Mal mit H“) und persifliert mit einer bewundernswerten Leichtigkeit alles rund um den Tod (Google Jenseits). Aber auch die Schauspieler selbst kriegen ihr Fett weg. So recycelt Tom seine eigenen Texte („ich schreib doch nichts Neues, wenn ich schon ‚was habe, das gut reinpasst“) oder Melanie berichtet stolz, dass sie zumindest in Wilhelmshaven richtige Rollen spielen durfte. Allerdings führt der Autor die eigentlich gute Idee, die drei Darsteller in der Pause jeweils einen eigenen Schluss schreiben und danach spielen zu lassen, nicht konsequent zu Ende. So bleibt unklar, wie oder ob überhaupt eine der Varianten später in das Stück integriert werden soll. Auch sollte die ein oder andere Länge bei einer Überarbeitung entfernt werden.
Das stetige Springen zwischen den beiden Handlungsebenen ohne jegliche optische Unterstützung erfordert eine gehörige Portion Konzentration im Zuschauerraum. Anja Schneider bringt zwar eine temporeiche Inszenierung auf die Bühne, letztendlich ordnet sie das Handlungswirrwarr jedoch nicht konsequent. Auf der anderen Seite inszeniert Schneider aus den Songs heraus: Bei „Komm auf meine Seite“ pendelt Sunny gefühlsmäßig und räumlich zwischen Todd und Kara hin und her. Außerdem gelingt es der Regisseurin ganz vortrefflich, das Musical-Genre gehörig durch den Kakao zu ziehen, so zum Beispiel wenn Kara und Sunny mit übertriebenen Musiktheater-Posen die Ballade „Geh bitte nicht vor mir“ auf dem Friedhof singen. Ein Highlight ist auch der Song im Baumarkt („Wir haben ein gemeinsames Projekt“) mit seiner flotten Stepp-Choreografie (Nini Stadlmann) und den glitzernden Seilen, die nicht nur zum Springen und Aufhängen genutzt werden.
Musikalisch ist „Der Tod und die Mädchen“ mit seinen Chorälen, Broadway-Showstoppern, jazzigen Anleihen und Balladen abwechslungsreich und voller Ohrwürmer (zum Beispiel das Terzett „Komm auf meine Seite“). Tom van Hasselt ist nicht nur der Komponist dieser tollen Partitur, er ist als singender Schauspieler auch noch sein eigener musikalischer Leiter. Kann er handlungsbedingt nicht hinter dem Keyboard stehen, springt Melanie Haupt ein, die gemeinsam mit Nini Stadlmann auch weitere Instrumente spielt. Alle drei sind zudem brillante Komödianten, die dem Affen so richtig Zucker geben. Die beiden Damen brauchen sich auch gesanglich und tänzerisch nicht zu verstecken. Tom van Hasselt hat allerdings Probleme mit höheren Tönen, die er nicht immer richtig trifft oder nur wackelig hält. Wer allerdings ein so witziges Stück schreibt und die Musik dafür komponiert, dem ist das zu verzeihen.
Di, 10.05.2011 20:00 | Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Berlin | Vorab-Lesung |
Mo, 23.05.2011 20:00 | Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Berlin | Vorab-Lesung |
Mo, 06.06.2011 20:00 | Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Berlin | Vorab-Lesung |
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Mo, 20.06.2011 20:00 | Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Berlin | Vorab-Lesung |
Di, 25.10.2011 20:00 | Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Berlin | Premiere |
Mo, 31.10.2011 20:00 | Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Berlin | |
Di, 01.11.2011 20:00 | Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Berlin | |
Di, 08.11.2011 20:00 | Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Berlin | |
Di, 15.11.2011 20:00 | Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Berlin | |
So, 04.12.2011 20:00 | Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Berlin | |
Di, 06.03.2012 20:00 | Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Berlin | |
Di, 13.03.2012 20:00 | Maschinenhaus der Kulturbrauerei, Berlin | |
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