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Ein unstimmiger Mix zwischen Pathos, Klamauk und Kindermusical: Das engagierte Ensemble kommt gegen das miserable Showkonzept nicht an. Dazu kommt der Auftritt des Gaststars Pierre Brice, mit dem weder er noch die Produktion sich einen Gefallen tun.
Die im Mittelalter immer wieder gemeuchelten Friesen werden von der 17-jährigen Tjede Peckes in den Kampf gegen den Bischof von Bremen geführt – chancenlos, auch die Heldin stirbt. Ein starker Stoff für ein Historiendrama mit Lokalbezug. Doch wofür entscheiden sich die Autoren Christian Berg und Melanie Herzig? Sie trimmen den Stoff auf Kindermusical, verzichten auf jede logische Entwicklung der Geschichte und setzen stattdessen auf klamaukige Conferéncen, Pathos an der Grenze zur Peinlichkeit und ganz viel Interaktivität.
Spätestens, wenn der böse Bischof entscheidet, das Volk zu fragen, ob Tjede in den Kerker soll (und das Publikum nach mehrmaligem Üben „Nein“ rufen muss), ist klar: Hier geht es nicht darum, Musiktheater zu machen. Hier vertraut man einfach auf die vielfach bewährten Mittel des Kindertheaters. Dabei richten sich weder die Werbung noch die Anfangszeiten (überwiegend Abendshows) an Familien, und entsprechend waren in der besuchten Vorstellung kaum Kinder anwesend.
Schon nach zehn Minuten haben sich drei verschiedene Darsteller an das Publikum gewandt und die Handlungszeit (um 1500) verlassen. Viele aktuelle Anspielungen (etwa auf die Cuxhavener Pensionsbetreiber, den kirchlichen Missbrauchsskandal und die Fußball-WM) sorgen für Lacher, aber auch dafür, dass die historische Handlung kaum mehr durchdringt. Textschnitzer wie „dass sich der Erdball nicht nur um sie dreht“ (Galilei kam erst 100 Jahre später) unterstreichen das noch.
Das mag noch Geschmackssache sein, viele Zuschauer amüsieren sich dankbar über die Witze. Aber spätestens bei der Dramaturgie hört der Spaß auf. Ständig werden neue Felder aufgemacht und dann einfach nicht weiterverfolgt – etwa wenn Tjedes Mutter zum Bischof sagt: „Dein Blut fließt in ihren Adern.“ Oder wenn Tjede sich an ihren toten Vater wendet („Was ich nicht versteh‘, warum bist Du so fern und nicht in meiner Näh‘?“). Oder wenn Autor Berg, der den Erzähler gibt, mit einigem Tamtam in ein Drachenkostüm gestiegen ist, Tjede verspricht, immer als Freund für sie da zu sein und ein Lied über Drachen und Freunde singt. Dabei hat Tjede eigentlich schon genügend Freunde. Dem Drachen begegnet sie jedenfalls nie wieder.
Aber vielleicht war der Song auch einfach gerade da. Man hat den Eindruck, dass hier einfach einige Nummern aus der Schublade der Kindermusicalmacher Konstantin Wecker und Christian Berg in die Handlung gedrückt werden. Extrem ist das im Einstieg zum zweiten Akt. Gerade hat man von den unterdrückten Friesen gehört, denen fast alle Männer getötet wurden. Dann stellt sich Berg vor das Publikum und singt ein fröhliches Lied darüber, dass im Leben nicht immer alles wie gewünscht läuft: „Drum pfeiff drauf“.
Als Star der Produktion wird Ex-„Winnetou“ Pierre Brice (81) beworben. Seine Auftritte sind eher bitter. Als „Wanderer zwischen den Welten“ von Berg eingeführt, soll er die Geschichte erzählen – was tatsächlich dann aber Berg übernimmt. Brice muss schwülstige Texte über „die liebe Mutter Erde“ und „die letzte Chance der Menschheit“ vorlesen, in denen mehrfach „Ich habe einen Traum gehabt“ vorkommt und die in einem finalen „Nie wieder Krieg“ gipfeln. Dabei liegt seine Betonung oft so daneben, als würde er die Texte zum ersten Mal sehen.
Positiv hat die Produktion die wacker kämpfenden Solisten um Tjede-Darstellerin Nicole Behnke und das engagierte Laienensemble zu bieten. Szenisch gut gelöst ist die Schlachtenszene: Der Kampf findet hinter der Schlossmauer statt, sodass nur die Waffen zu sehen sind. Auf der Bühne singt derweil der Bischof gegen die Schlachtengeräusche an. Das funktioniert gut. Wer aber mit der Erwartung nach Cuxhaven kommt, Musiktheater zu sehen, den wird das allein wohl nicht trösten.
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CAST (AKTUELL) |
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Erzähler / Wanderer zwischen den Welten | Pierre Brice |
Tjede Peckes | Nicole Behnke |
Krischan der Knappe | Christian Berg |
Habert, Tjedes Freund | Gianmarco Rostetter |
Dedo, der Priester | Joachim Quirin |
Farnke, Tjedes Freundin | Eva Danner |
Beke, Tjedes Schwester | Sandra Beckmann |
Feeke, Tjedes Freundin | Tamara Bauer |
Bischof Christopher von Bremen | James B. Wood |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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