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Wenig überzeugende Winterbespielung des Friedrichstadtpalastes. Zwar hat die Revue sexy Körper und einen gesanglich überzeugenden Lars Redlich zu bieten, aber so lauwarm war eine Revue schon lange nicht mehr.
„Det is oller Quark“ urteilt Sylvia, nachdem Heinz seinen Traum vom Superstarsein auf die Bühne gebracht hat. Songs wie „Champagner für die Damen“ oder „Barfuß oder Lackschuh“ sind ihr einfach nicht modern genug. Eigenartigerweise graust es ihr nicht vor dem anschließenden Welthit „Sex Bomb“, den Heinz, ebenso wie „Mambo No. 5“, in einer furchtbaren deutschen Übersetzung singt. Widerspricht das nicht dem Ansatz der Palast-Intendanz, die vor Beginn der Show das offenbar international gemischte Publikum im Saal per Lautsprecher in fünf verschiedenen Sprachen begrüßt?
In „WinterTräume“ erzählen sich die drei Berliner Sylvia, Heinz und Lars, die sich zufällig an einem Stehtisch vor einem Imbiss in einer U-Bahnstation kennen lernen, wohin sie gerne der Hauptstadt in der schmuddelig-kalten Jahreszeit entfliehen würden. Eine geheimnisvolle junge Frau berieselt die Träumer mit Glitter und schon geht’s los in Richtung gelebten Winterträumen …
Ein reizvoller Ausgangspunkt, den das Autoren-Duo Michael Frowin und Winfried Schneider (auch Inszenierung) in den Sand setzt. Der passt besser in das Bühnenbild des ersten Traums, der die Zuschauer mit in die Karibik nimmt. Statt Palmen und Strand stellt Heinz Hauser einen stylischen Bartresen in Form eines Melonenviertels ins Zentrum der sehr breiten und tiefen Bühne. Im Hintergrund blinkt bunt die bis in den Zuschauerraum hineinragende LED-Wand. Die darüber baumelnden Lichtelemente vermitteln gemeinsam mit dem stilisierten Swimmingpool samt überdimensionalem Quietscheentchen und Badewannenstöpsel das Flair einer Großraumdisco, in der eine sommerliche Mottoparty gefeiert werden soll. Mehr Ausstrahlung haben zumindest die Träume 2 und 3, die zum Powershopping nach St. Petersburg (mit hinein- und hinausfahrender Eisfläche vor Zwiebelturm-Silhouette) und in einen geheimnisvollen Feen-Zauberwald führen.
Warum springt der Funke in allen Träumen nicht richtig aufs Publikum über? Das liegt vor allem an der spannungslosen Inszenierung. Winfried Schneider formt die drei Träumer nicht zu glaubhaften Charakteren aus, wobei insbesondere Sylvia Wintergrün und Heinz Rennhack als alberne Stichwortgeber auf der sehr großen Bühne auf sich gestellt sind. Routiniert spulen sie hier ihre seit vielen Jahren bewährten Rollenmuster ab: Wintergrün die selbstbewusst-schnippische Dame von Welt, Rennhack den verschmitzten Trottel. Gesanglich sind beide solide, ohne Patzer, aber auch ohne Highlights.
Nicht nur rein optisch macht der durchtrainierte Lars Redlich eine gute Figur, er brilliert auch gesanglich mit sattem Bariton, den er sicher bis in hohe Lagen führen kann. Für die Händel-Arie „Ombra Mai Fu“, die er wie ein Countertenor mit klarer Kopfstimme singt, erhält er zu Recht donnernden Applaus. In Songs mit Wintergrün und Rennhack ist er ein gleichberechtigter Partner. Solistin Nummer 4, Francisca Urio, fällt gesanglich merklich ab. Ihre Popstimme besitzt eine schöne Mittellage, es fehlen allerdings Ausdrucks- und Durchschlagskraft, sodass ein energiegeladener Song wie Jennifer Lopez‘ „Let’s Get Loud“ in Urios Interpretation brav und sittsam klingt. Im „Lullabye“-Duett mit Lars Redlich ist sie kaum auszumachen und wird sogar vom Orchester übertönt, das in dieser Show dünn und synthesizerlastig klingt. Bei klassischen Kompositionen wie Vivaldis „Winter“ übertönen wummernde Beats den künstlichen Klangbrei (Dirigent: Detlef Klemm), dem auch digitalisierte Gesangsstimmen beigemischt werden. Zumindest in Songs mit Bigband-Sound wie „Männer in den besten Jahren“ dürfen die Blechbläser zeigen, dass es sie gibt.
Das Herzstück des Friedrichstadtpalastes, sein Ballett, punktet in dieser Show vor allem mit perfekten Körpern. Die kraftstrotzenden Herren zeigen fast den ganzen Abend über ihre durchtrainierten Oberkörper, während die süßlich lächelnden Damen ihre langen Beine schwingen. Stephan Bolz bedeckt die Körper mit seinem raffiniert geschnittenen, sehr sehenswerten Kostümbild, das die Tänzerinnen und Tänzer äußerst sexy wirken lässt. Eine Heerschar an Choreografen (Alan Barnes, Maik Damboldt, Alexandra Georgieva, Sabine Hack und Aliaksei Uvarov) unterfordert das Ensemble mit langweiligen Schreit- und Drehchoreografien, die sich mit aus Video-Clips adaptiertem Hip-Hop-Gehüpfe ablösen. Einzig die berühmte, wie immer perfekt getanzte Girl-Reihe ist ein choreografischer Lichtblick, der vom Publikum zu Recht bejubelt wird.
So unauffällig grau der Berliner Winter auf der Bühne dargestellt wird, so unspektakulär sind auch die „WinterTräume“ des Friedrichstadtpalastes.
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KREATIVTEAM |
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Buch | Winfried Schneider Michael Frowin |
Inszenierung | Winfried Schneider |
Choreografie | Maik Damboldt Alan Barnes Sabine Anastasia Hack Alexandra Georgieva Aliaksei Uvarov |
Eischoreographie | Simone Grogorescu-Alexander Stephane Morel Ben Pring |
Kostümbild und Styling | Stephan Bolz |
Bühnenbild | Heinz Hauser |
Videoproduktion | Andy Raab |
Musikalische Leitung | Detlef Klemm/ Peter Christian Feigel |
Arrangements | Frank Hollmann Manfred Honetschläger Detlef Klemm Frank Nimsgern Niclas Ramdohr Matthias Suschke Martin Wingerath |
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CAST (AKTUELL) |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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