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Wicked - Die Hexen von Oz (2010 - 2011)
Metronom Theater, Oberhausen

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Zweite deutschsprachige Produktion des Broadwayerfolgs von Stephen Schwartz, abermals mit eindrucksvollen Bühneneffekten und einer grandiosen Willemijn Verkaik als grüne Hexe Elphaba. Als Glinda steht Joana Fee Würz („Tarzan“) auf der Bühne.

Die Hexen von Oz sind in den Ruhrpott umgezogen. Kurz bevor in Essen zumindest für Großproduktionen die Lichter ausgehen, beschwört die „Stage Entertainment“ per Galapremiere, dass im wenige Kilometer entfernten Oberhausen die Musicalwelt noch in Ordnung ist. Im dortigen Metronom Theater, wiederholten die Veranstalter im Vorfeld gebetsmühlenartig, herrschten andere Verhältnisse als im Colosseum, das nach „Elisabeth“ auslastungstechnisch eigentlich nie so recht auf die Beine kam. Eitel Sonnenschein an der Emscher? Zumindest, was das Bühnengeschehen betrifft: Den Broadwayerfolg „Wicked“, der bereits für rund zwei Jahre in Stuttgart zu sehen war, hat man auch in Oberhausen exzellent produziert.

Die Inszenierung von Joe Mantello sieht aus wie überall auf der Welt: Auch im Ruhrgebiet greifen die Zahnräder im beeindruckenden Bühnenbild von Eugene Lee perfekt ineinander, geben den Blick frei auf ein mal abstrakt, mal konkret gezeichnetes Oz. Abseits der Abenteuer von Dorothy und Toto wird der Zuschauer Zeuge, wie sich die beiden grundverschiedenen Hexen Glinda und Elphaba anfreunden – und im Reich des mächtigen Zauberers als „gute“ und „böse“ Hexe bekannt werden. Ruth Deny und Michael Kunze haben den beiden Hexen ein solides Deutsch beigebracht, wobei die Dialoge von Deny deutlich flüssiger geraten sind als manch verklärt-verklausulierter Vers Kunzes, dank dem die Hauptcharaktere unentwegt ihren „Träumen nachfliegen“, „Magie praktizier’n“ oder versuchen, einander zu „rehabilitier’n“.

Zugegeben: Nach den vielen Highlights im ersten Akt („Der Zauberer und ich“, „Was fühl ich in mir?“, „Tanz durch die Welt“) und seinem beeindruckenden Finale schleppt sich die zweite Hälfte etwas dahin – Glindas Selbstreflexionen in „Wie herrlich“ sind im Prinzip genauso entbehrlich wie das Zauberer-Solo „Wundervoll“. Aber das sind Randbemerkungen, die den strahlenden Gesamteindruck der Produktion nicht trüben sollen. „Wicked“ wirkt mit seiner opulenten, grün leuchtenden Ausstattung, seiner ausgefeilten Dramaturgie und seinem druckvoll aufspielenden, 15-köpfigen Orchester (Leitung: Christoph Bönecker) wie ein Juwel in einer Zeit, in der die deutsche Musicallandschaft eher von Halli-Galli-Shows zum Mitklatschen geprägt wird. Wann hat man sich am Ende eines Stücks zuletzt die Frage gestellt, ob wohl jeder im Publikum die Anspielungen auf die literarische Vorlage verstanden hat? Sicher nicht nach „Ich will Spaß“.

Getragen wird der Abend von einem fulminanten Ensemble. So ärgerlich die Besetzungspolitik der „Stage“ manchmal erscheint, wenn immer wieder die gleichen Namen gecastet werden, so nachvollziehbar und erfreulich ist die Tatsache, dass auch in Oberhausen Willemijn Verkaik als Elphaba auf der Bühne steht. Denn Verkaik ist mit ihrem kraftvollen Belt und ihrer enormen Bühnenpräsenz schlichtweg die Idealbesetzung der grünen Hexe, die sich mit Ellbogen und trotzigem Witz auch als Außenseiterin zu behaupten weiß. Verkaik gelingt das Kunststück, ihre Performance so frisch und unverbraucht wirken zu lassen wie am ersten Tag – und doch durchzieht ihre gesamte Darstellung ein erfahrenes, punktgenaues Gespür für Stimmungen und Timing, für Pointen und Pausen. Jedes ihrer Soli gestaltet sie mit einem knisternden Spannungsbogen, verletzlich und gebrochen ihr „Ich bin es nicht“, wild entschlossen und verzweifelt ihr „Gutes Tun“.

Gegen eine Elphaba dieses Formats hat es jede Glinda schwer. Joana Fee Würz schlägt sich wacker, wenn ihre Blondinen-Mätzchen auch deutlich aufgesetzter wirken als in der Darstellung Lucy Scherers. Wollte sich im Prolog trotz perfekt sitzenden Soprans der selbstironische Feenzauber noch nicht so recht einstellen, spielte sich Würz im Laufe des Abends jedoch deutlich warm und erntete bei „Heißgeliebt“ reichlich Szenenapplaus. Als Fiyero steht – wie schon am Ende der Stuttgarter Spielzeit von „Wicked“ – Mathias Edenborn auf der Bühne, dessen rauhere Stimmfarbe besser zu den Ecken und Kanten eines Schulrevoluzzers passt als Mark Seiberts Interpretation. Seinen kleinen Akzent und seinen recht forschen Einstieg bei „Solang ich dich hab“ mag man ihm verzeihen.

Während Carlo Lauber und Ben Darmann als Zauberer und Moq rollendeckend agieren, gelingt es Janine Tippl (Nessarose) vor allem als verbitterte Gouverneurin einen nachhaltigeren Eindruck zu hinterlassen. Unbedingt erwähnenswert aber ist Barbara Raunegger als Madame Akaber, die Angelika Wedekinds Leistung bei der deutschen Erstaufführung deutlich in den Schatten stellt, ob als gutmütige Förderin Elphabas oder als geifernde „Pressereferentin“ des Zauberers.

Abgerundet wird die Cast von einem textverständlich singenden und engagiert spielenden Ensemble, dessen Leistung die Tontechniker anspornen sollte, die Regler ruhig gleich zu Beginn ein bisschen höher zu drehen. Wieder so eine Kleinigkeit, die sich Kritiker suchen, wenn sie sonst nichts zu mäkeln haben. Spricht für die Hexen von Oberhausen.

Nachtrag zur Premiere von Anton Zetterholm:
Am 9. September 2010 feierte der schwedische Ex-Tarzan Anton Zetterholm seine Premiere als Fiyero bei Wicked. Der sympathische Darsteller überzeugt mit einer äußerst jugendlichen Darstellung des Fiyero, was sicher auch mit seinem wirklichen Alter zusammenhängt. Anfängliche Bedenken, dass gerade dieses Jugendhafte die Beziehung zwischen Elphaba und Fiyero unglaubhaft machen könnte, zerschlagen sich schnell. Gänzlich problemlos meistert er stimmlich die Songs der Partitur, der „Tanz durch die Welt“ wirkte selten so unangestrengt. Da hat ihn das Training an den Lianen sicherlich physisch abgehärtet. Einzig die Textverständlichkeit lässt oft zu wünschen übrig und die wenigen Dialogpassagen wirken aufgesagt. (jal)

 
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CAST (AKTUELL)
ElphabaRoberta Valentini
Anna Thorén,
(Melanie Gebhard)
GlindaJoanna Fee Würz
Valerie Link,
(Heather Carino)
Madama AkaberBarbara Raunegger,
(Helena Blöcker
Christina Maria Brenner)

NessaroseJanine Tippl,
(Lanie Sumalinog
Heather Carino)

WizardCarlo Lauber,
(Dirk Weiler
Petter Bjällö)

FiyeroAnton Zetterholm,
(Carl van Wegberg
Jonas Wåhlin)

Doctor DillamothThomas Wißmann,
(Dirk Weiler
Petter Bjällö)

MoqBen Darmanin,
(David Hardenberg
Klaus Enger)

EnsembleChloé Ames
Helena Blöcker
Christina Maria Brenner
Hannah Cadec
Vanessa Campbell
Andrew Carthy
Alessandro Cococcia
Melanie Gebhard
Kisha Howard
Matt Jones
Theano Makariou
AJ Norwell
Terence Rodia
Lanie Sumalinog
Minori Therrien
Jonas Wåhlin
Dirk Weiler
Carl van Wegberg
SwingsNuno Azevedo
Petter Bjällö
Heather Carino
James Cook
Belinda Jean Edwards
Rhys George
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Mo, 08.03.2010 20:00Metronom Theater, OberhausenPremiere
Mi, 17.03.2010 18:30Metronom Theater, Oberhausen
Do, 18.03.2010 19:30Metronom Theater, Oberhausen
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