Dank einer seichten Liebesgeschichte ohne erhobenen politischen Zeigefinger und den gefälligen Schlagern von Gerd und Thomas Natschinski erlangte der DEFA-Film von 1968 in der damaligen DDR Kultstatus. Die Bühnenadaption von Axel Poike will über vierzig Jahre später an diesen Erfolg anknüpfen, gerät in der uninspirierten Inszenierung von Wolfgang Bordel jedoch zu einem lauwarmen Abklatsch für Nostalgiker.
Holunderbusch, Brombeerbusch, Fliederbusch und Rosenbusch steht in großen Lettern auf dem stilisierten Grünzeug, das sich nach gut zehn Minuten auf die Bühne mogelt, um der Oberschülerinnen-Gruppe aus Leipzig als Sichtschutz für ein dringendes Bedürfnis zu dienen. Auch zehn Studenten aus Karl-Marx-Stadt haben sich für ihre Pinkelpause die Büsche als Ziel ausgesucht, die damit unfreiwillig zum Ort des ersten Aufeinandertreffens beider Feriengruppen werden.
Damit enden die originellen Inszenierungs-Ideen. Regisseur Wolfgang Bordel beschränkt sich in den verbleibenden zwei Stunden auf das bloße Arrangieren seiner unterfordert wirkenden Darsteller im Zentrum einer sehr breiten Bühne. Wer in den vielen Massenszenen nicht dran ist, darf unbeteiligt herumstehen und auf den nächsten Einsatz warten. Viele der Figuren wirken blass, weil Bordel weitgehend darauf verzichtet, ihnen als individuelle Typen Leben einzuhauchen. Wer Glück hat, darf sächseln oder als begriffsstutziges Blondchen auf sich aufmerksam machen. Etwas Bewegung kommt in die müde dahin plätschernde Aufführung, wenn Originalfahrzeuge aus DDR-Zeiten auf den vorderen, als Rampe konstruierten Bühnensteg flitzen. Wenn dort jedoch drei an eine Kabeltrommel angeschlossene künstliche Holzscheite glimmen, dann wirkt die beabsichtigte Lagerfeuerromantik peinlich. Gleiches gilt für die dilettantisch ausgeführte Schlägerei im ersten Akt.
Lächerlich einfach sind die Schrittfolgen von Choreografin Daniela Schulmeister, die das Ensemble auch durch das Schwenken von Koffern oder Handtüchern nicht ins Schwitzen bringt. Dabei ist auf der Bühne mit Jörg Massers Bilderbuch-Ferienanlage mit schmuckem FDGB-Heim, Kutter und Feuerwehrhaus genug Platz. Massers Kostümbild orientiert sich an der Mode der Zeit, wobei einige Kleidungsstücke aus dem Westpaket zu stammen scheinen. Auch in Axel Poikes Textbuch verirren sich Wendungen wie „Warmduscher“ oder „machohaftes Arschloch“, die nicht unbedingt dem sozialistischen Sprachgebrauch entstammen.
Eine Wucht ist das rechts von der Bühne in einem Zelt platzierte 15-Mann-Orchester. Unter der Leitung von Thomas Bürkholz spielt es die schlagerseelige Trallalla-Partitur von Vater und Sohn Natschinski, die sich im zweiten Akt mit den beiden stimmungsvollen Songs „Was fang ich an mit diesem Mann?“ und „Einmal muss ein Ende sein“ in Richtung Musical weiterentwickelt.
Aufgrund einer schlecht ausgesteuerten Tonanlage werden die Sänger in der besuchten Premiere zumindest für das Publikum auf den seitlichen Plätzen vom Orchester überdröhnt. Unter diesen widrigen Bedingungen ist es schwer, einzelne Gesangsleistungen zu würdigen. Als Konkurrentinnen um die Gunst von Kay (Friedrich Rau) glänzen Juliane Dreyer (Stupsi) und Julia Bielinski (Brit). Raus geschmeidiger Tenor kommt im von ihm selbst auf der Gitarre begleiteten „Doch bleiben wird unser Lied“ voll zur Geltung. Als eitler Weiberheld Wolf punktet Julian Schmidt nicht nur mit seinem von Strophe zu Strophe das Tempo steigernden Solo „Es war einmal ein Mädchen von kaum 17 Jahren“. Als resolute Ferienheimleiterin Anita Löwenzahn beweist Maxi Biewer, dass sie weit mehr kann, als im Fernsehen das Wetter anzusagen.
Mit „Heißer Sommer“ empfiehlt sich die Berliner Regattatribüne Grünau nicht nur wegen ihrer Überdachung als Openair-Spielstätte. Wenn eine Inszenierung so langweilig ist wie diese, dann kann sich der Zuschauer mit dem grandiosen Blick auf die Dahme und den vorbeifahrenden Schiffe ablenken.
Fr, 10.07.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | Premiere |
Sa, 11.07.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
So, 12.07.2009 15:00 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
▼ 16 weitere Termine einblenden (bis 09.08.2009) ▼ |
---|
Do, 16.07.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
Fr, 17.07.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
Sa, 18.07.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
So, 19.07.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
Do, 23.07.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
Fr, 24.07.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
Sa, 25.07.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
So, 26.07.2009 15:00 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
Do, 30.07.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
Fr, 31.07.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
Sa, 01.08.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
So, 02.08.2009 15:00 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
Mi, 05.08.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
Fr, 07.08.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
Sa, 08.08.2009 19:30 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
So, 09.08.2009 15:00 | Regattatribüne Berlin-Grünau, Berlin | |
▲ Termine ausblenden ▲ |
---|
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.