l-r: Matthew Wycliffe (Bob Gaudio), Ryan Molloy (Franki Valli), Jon Boydon (Tommy DeVito), Eugene McCoy (Nick Massi) © Brinkhoff & Mögenburg
l-r: Matthew Wycliffe (Bob Gaudio), Ryan Molloy (Franki Valli), Jon Boydon (Tommy DeVito), Eugene McCoy (Nick Massi) © Brinkhoff & Mögenburg

Jersey Boys (2008 - 2017)
Piccadilly Theatre, London

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Die Geschichte von Sänger Frankie Valli und der Band „The Four Seasons“ als Compilation-Musical mit bekannten Songs wie „Big Girls Don’t Cry“ oder „Oh, What a Night!“, oft leider nur in stark gekürzter Version, stellt sich als zwiespältiges Erlebnis dar.

Kriminalität, Schulden, Aufstieg, Erfolg, Trennung und Solokarriere, alles gewürzt mit den privaten Problemen der einzelnen Bandmitglieder und natürlich den bekannten und weniger bekannten Songs der Band – das ist die Kurzzusammenfassung von „Jersey Boys“. Und fast genauso oberflächlich inszeniert Des McAnuff das Musical, denn das Buch von Marshall Brickman und Rick Elice gibt ihm gar keine andere Möglichkeit.

Die Autoren lassen jedes der vier Bandmitglieder einen Teil der Geschichte erzählen. Dabei bricht der jeweilige Erzähler aus der Handlung aus, adressiert das Publikum direkt und fasst Geschehnisse, Hintergründe und Motive zusammen. Collagenartig folgt Szene auf Szene, schnelle Umbauten zum Rhythmus der Musik geben dem Stück ein hohes Tempo, und Songs werden oft mehr an- als ausgespielt. Das ist durchaus unterhaltsam, gleichzeitig wirkt es aber auch wie eine Aneinanderreihung von Erlebnissen, die jegliche Tiefe vermissen lässt. Nebenfiguren wie Ehepartner, Produzenten, Kriminelle oder auch die Kinder der Bandmitglieder bleiben oberflächliche Abziehbilder, die lediglich das Umfeld skizzieren. Hinzu kommt, dass es sich fast bis zum Ende des ersten Aktes eher um ein Schauspiel mit Musik handelt. Alle dargebotenen Songs stehen im Kontext von Proben, Tonstudioaufnahmen oder Auftritten. Der erste richtige Buchsong ist „Oh, What a Night!“, der sich auf die ersten Sexerfahrungen von Nesthäkchen Bob Gaudio bezieht. Zu diesem späten Zeitpunkt wirkt die Integration eines Songs außerhalb der genannten Momente seltsam und wie ein Bruch im Gesamtkonzept.

Der zweite Akt bietet die ruhigeren und dramatischeren Momente. Dementsprechend verlangsamt sich das Tempo – und Des McAnuff versucht noch, etwas Tiefe in das Stück zu bringen. Das gelingt insgesamt nur bedingt, denn die Schicksale der einzelnen Bandmitglieder lassen einen recht unberührt. Getragen wird dieser Akt dann eher von den zum Glück nicht mehr zerstückelten, sondern länger dargebotenen Songs. Spätestens bei „Can’t Take My Eyes Off You“ tobt der ganze Saal.

Stückbedingt liegt der Fokus auf den vier Bandmitgliedern: Sowohl David McGranaghan als Nick Massi, Jon Boydon als Tommy DeVito, als auch Edd Post als Bob Gaudio sind stimmlich und darstellerisch ohne Makel und geben ihren Figuren so viel Konturen, wie es ihnen das Buch erlaubt. Im Mittelpunkt steht allerdings Frankie Valli, der von Ryan Molloy mit der markanten Kopfstimme und zurückhaltendem Spiel gegeben wird. Im ersten Akt wirkt er unterkühlt und scheint all die Ereignisse um sich herum eher zu beobachten und geschehen zu lassen. In seinen großen Gesangsnummern im zweiten Akt blüht er aber auf und gibt den Frontmann selbstbewusst und mit der nötigen Energie.

Das Ensemble passt sich dem jeweiligen Tempo des Stückes an und kümmert sich um die blitzschnellen Umbauten des schlichten Bühnenbilds, das nur aus einem großen Stahlgerüst, LED-Wänden und einer Menge Requisiten und Möbelstücken besteht. Möglichkeiten für einzelne Darsteller zu glänzen, gibt es aber nicht.

Letztendlich unterhält die Inszenierung, ist kurzweilig und bietet den ein oder anderen schönen musikalischen Moment. Jedoch bleibt die Sehnsucht nach mehr Tiefe, mehr Songs in langer Version und dem besonderen Gänsehautmoment. Fans der Musik und Band werden sicherlich trotzdem ihre Freude haben.

Diese „Jersey-Boys“-Produktion spielte in folgenden West-End-Theatern:
Prince Edward Theatre: 28.02.08 – 09.03.14
Piccadilly Theatre: 15.03.14 – 26.03.17

 
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KREATIVTEAM
MusikBob Gaudio
TextBob Crewe
BuchRick Elice
Marshall Brickman
InszenierungDes McAnuff
ChoreographieSergio Trujillo
BühnenbildKlara Zieglerova
KostümeJess Goldstein
LichtHowell Binkley
 
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CAST (AKTUELL)
Frankie ValliMatt Corner
Dayle Hodge
Bob GaudioDeclan Egan
Nick MassiMatt Hunt
Tommy DeVitoSimon Bailey
Bob CreweMark Dugdale
Mary DelgadoNicola Brazil
Amelia Adams-Pearce
FrancineHelen Ternent
Joe PesciWill Haswell
BarryNathaniel Morrison
Donnie / KnucklesStuart Dawes
Gyp DeCarloMark Heenehan
LorraineNicky Griffiths
Norm WaxmanJoe Maxwell
Hank MajewskiDan O'Brien
SwingsLucinda Gill
Mark Isherwood
Leanne Garretty
Ben Jennings
Chris Stoddart
Ben Wheeler
 
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CAST (HISTORY)
Frankie ValliRyan Molloy [28.02.08 – 09.03.14]
Jon Lloyd Young [15.03.14 – 27.04.14]
Michael Watson [29.04.14 – 13.03.16]
Matt Corner [seit 15.03.16]
Bob GaudioStephen Ashfield [28.02.08 – 13.03.11]
Matthew Wycliffe [15.03.11 – 10.03.13]
Edd Post [12.03.13 – 13.03.16]
Declan Egan [seit 15.03.16]
Nick MassiPhilip Bulcock [28.02.08 - 14.03.10]
Eugene McCoy [16.03.10 – 10.03.13]
David McGranaghan [12.03.13 – 09.03.14]
Matt Nalton [15.03.14 – 08.03.15]
Gary Watson [10.03.15 – 13.03.16]
Matt Hunt [seit 15.03.16]
Tommy DeVitoGlenn Carter [28.02.08 – 14.03.10]
Jon Boydon [16.03.10 – 13.03.16]
Simon Bailey [seit 15.03.16]
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Di, 18.03.2008 19:30Prince Edward Theatre, LondonPremiere
Fr, 25.07.2008 19:30Prince Edward Theatre, London
Sa, 26.07.2008 14:30Prince Edward Theatre, London
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