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Ich will Spaß! (2008 - 2009)
Colosseum, Essen

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Compilation-Show mit NDW-Hits wie „Ich will Spaß“, „Leuchtturm“ und „Sternenhimmel“. Bühne und Kostüme bieten liebevolle Reminiszenzen an die 80er, die hanebüchene Handlung dient lediglich als Pausenfüller zwischen ausgewählten Mitklatsch-Hymnen der Generation Golf. Herausragend: Cusch Jung als Bürospießer auf Abwegen.

„Donna and the Dynamos“ und ihre „Mamma Mia!“-Kollegen haben im Colosseum Theater Platz für Nena und Trio, Sternenhimmel und 99 Luftballons, Stirnbänder und Schulterpolster gemacht. „Ich will Spaß!“ heißt die neue Compilation-Show der Stage Entertainment, beworben als „zweite deutsche Eigenproduktion“ nach „Ich war noch niemals in New York“ in Hamburg. Dass in den Niederlanden vor einiger Zeit eine Show namens „Doe Maar“ Premiere feierte, die zwar ohne NDW-Hits und tonnenschweres Zauberwürfel-Bühnenbild auskam, jedoch was Handlung und Charakterzeichnung angeht nur allzu offensichtlich als Vorlage für das Essener Bühnengeschehen diente, wird in den Pressetexten des Unterhaltungskonzerns mit keinem Wort erwähnt. Denn medial hängen bleiben soll: Die deutsche „Stage“ hat zum zweiten Mal etwas Neues auf die Beine gestellt. Seht her: Wir sind kreativ.

Und wie sie es waren. Die beiden Buchautoren Ruth Deny und Pieter van de Waterbeemd haben aus Mitklatsch-Deutschpop der 80er Jahre und einem Hauch von Handlung ein grellbuntes Knallbonbon zusammengezwirbelt. Leider zündet es, von Carline Bouwer in Szene gesetzt, nur teilweise. Gut funktioniert der Erzählstrang, der überwiegend vor der Eichen-Schrankwand des Spießerpaars Herbert (Cusch Jung) und Doris (Sonja Herrmann) spielt, dessen Beziehung kurzzeitig kriselt, als sich Herbert auf eine Affäre mit der Friedensaktivistin Flora (Claudia Agar) einlässt. Als er nach seinem kleinen Abenteuer heimkehren will, lässt Doris ihren Gatten zappeln. Dieser Teil der Handlung erinnert mit seinen witzigen Dialogen, seiner Situationskomik und seiner ironischen Einbettung von NDW-Hits wie „Bruttosozialprodukt“ und „Da Da Da“ („Das ist ja sensationell originell…“) an den leichtfüßigen Tonfall von „Mamma Mia!“ – auch Dank des munteren Zusammenspiels der gut aufgelegten Darsteller. Cusch Jung glänzt als liebenswert-konservativer Bürohengst und Familienvater, der gemeinsam mit Claudia Agar als „Herr-bert des Hasses“ zu einem herrlich komischen „Codo“ aufdrehen darf und im zweiten Akt allein dafür Lacher erntet, wie er, mit Gummibaum im Gepäck, auf der Suche nach einer Bleibe über die Bühne trottelt. Sonja Herrmann, zunächst „Döfchen im Prilblumendirndl“, darf als endlich emanzipierte Mutter-und-Hausfrau den Titelsong des Musicals hinausschreien.

Bei Weitem nicht so gut funktioniert der zweite, überlange Handlungstrang des Stücks, in den die Autoren mehr Dramatik und soziale Konflikte gepackt haben als in 500 Folgen „Marienhof“ passen, wobei die Dialoge der Vorabendserie gegen manches gesprochene Bühnenwort wie literarische Perlen erscheinen. Nach dem Tod seiner Mutter muss Ritch (mit aufgesetzter Coolness: Michael Eisenburger) für seinen kleinen Bruder Tommi (Michael Ernst) sorgen und jobbt als Regaleinräumer im Supermarkt. Trotzdem ist er mit der Miete zwölf Monate im Rückstand, die Zwangsräumung der Wohnung droht. Nach einer Nacht mit Cleo (Romina Langenhan) ist diese von ihm schwanger, plötzlich steht auch noch Althippie Falk (mehr gesprochen als gespielt von Heiko Wolff) in der Tür, sein Vater, der sich nie um ihn gekümmert hat. Der hat schließlich auch noch ein unheilbares Krebsgeschwür und singt sich im Krankenhausbett mit Achim Reichels „Aloha Heja He“ quasi selbst in den Tod. Ein wenig Bühnenregen und fünf Minuten später sind wir auch schon im fröhlichen Finale, in dem alle Probleme vergessen sind, schließlich ist die Zeit reif für ein bisschen Zärtlichkeit, „irgendwo, irgendwie, irgendwann“.

Wer über die hanebüchene Handlung hinwegsehen und damit ein tragendes Element eines guten Musicals (auch einer guten Compilation-Show) ausklammern mag, könnte „Ich will Spaß“ andere Stärken abgewinnen. Die Hits der Neuen Deutschen Welle sind zwar manchmal unschön in die Handlung gepresst und hemmen gnadenlos die Dramaturgie, sind aber von Jeroen Sleyfer und JB Meijers einfallsreich arrangiert – etwa wenn in „Hurra, Hurra die Schule brennt“ das E.T.-Thema anklingt, im „Bruttosozialprodukt“ der Rosarote Panther vorbeischaut oder „Da Da Da“ in eine Samba mündet. Ohrwürmer sind sie allemal, und oft wird von den Zuschauern begeistert begrüßt und textsicher mitgesungen, was Thomas Meyer und seine Band stimmungsvoll einleiten, mitten in der Kulisse.

Christoph Weyers hat hier einen riesigen, drehbaren Zauberwürfel mit Projektionsflächen und neun bespielbaren Kuben ins Zentrum gestellt – man kann also den Protagonisten mitten ins Wohnzimmer gucken, sehen, wie Flora meditiert und Doris bügelt, während Romina Langenhan als Cleo mit weit aufgerissenen Augen, viel Schmalz und Hall die „Hohen Berge“ besingt (sollten „Die Schlümpfe“ mal als Musical herauskommen: Langenhan wäre eine perfekte Schlumpfine) oder mit Freundin Rosi (in der besuchten Vorstellung die quirlige Anne Patricia Nilles) ihren Interrail-Trip duch Europa plant. Die detailreiche Ausstattung setzt sich in den Kostümen fort, für die Cocky van Huijkelom auf Flohmärkten allerlei modische Todsünden aus den 80ern zusammengetragen hat. Bei so vielen liebevollen optischen Reminiszenzen an die 80er-Jahre ist es wirklich schade, dass sich das Buch von „Ich will Spaß!“ größtenteils auf Stereotype und pseudo-dramatische Plattitüden beschränkt. Die Generation Golf hätte so viel mehr Ansätze zu bieten gehabt. Auch und gerade für leichte Songbook-Unterhaltung.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
RegieCarline Brouwer
ChoreographieAnthony van Laast
Musikalische ArrangementsJeroen Sleyfer
JB Meijers
BühnenbildChristoph Weyers
KostümeCocky van Huijkelom
LichtAndy Voller
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
CleoRomina Langenhan,
(Christina van Leyen
Verena Raab)

RitchMichael Eisenburger,
(Norbert Böhmann
Lars Kemter)

FloraClaudia Agar,
(Melanie Wiegmann
Nina Janke)

HerbertCusch Jung,
(Timo Ben Schöfer
Malcolm Walgate)

DorisSonja Herrmann,
(Melanie Wiegmann
Marny Bergerhoff)

RosiLeila Vallio,
(Anne Patricia Nilles
Verena Raab)

FalkHeiko Wolff,
(Timo Ben Schöfer
Wolf Bader)

TommieMichael Ernst,
(Ivo Giacomozzi
Farid Halim)

EnsembleMarny Bergerhoff
Norbert Böhmann
Farid Halim
Lars Kemter
Christina van Leyen
Josephine Müller
Anne Patricia Nilles
Thada Suanduanchai
Malcolm Walgate
SwingsWolf Bader
Michelle Escano
Ivo Giaccomozzi
Nina Janke
Verena Raab
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Mi, 24.09.2008 20:00Colosseum, EssenVorpremiere - Tickets hier
Fr, 26.09.2008 20:00Colosseum, EssenVorpremiere - Tickets hier
Mi, 01.10.2008 20:00Colosseum, EssenVorpremiere - Tickets hier
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