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Mit enormem Getöse aus dem Lautsprecher unterhalb der Zuschauersitzplätze kracht die Titanic direkt vor dem Dom in den Eisberg. Dabei erleidet das örtliche Theater alles andere als Schiffbruch: Packendes Drama-Musical mit einem guten Ensemble in einer stimmigen Inszenierung und sehenswerten Ausstattung.
Adrett frisierte Haare, makelloses Make-up und perfekt sitzende, wie frisch gebügelt wirkende Kleider und Uniformen – So sehen in Magdeburg Überlebende einer Schiffskatastrophe aus. Nur die derben grauen Wolldecken, in die die Gruppe gehüllt ist, deuten an, dass die Gesellschaft auf der Bühne nicht von einer sonntäglichen Ruderbootsfahrt im Stadtpark an Land gegangen ist. Ausgerechnet im Finale unterläuft Regisseur Nico Rabenald dieser Schönheitsfehler. Neben dem bemüht wirkenden Show-Einstieg – während die Passagiere der Jungfernfahrt an Bord gehen, stehen Museumsbesucher in sommerlichen Alltagsklamotten verloren zwischen Ausstellungsvitrinen mit Titanic-Devotionalien herum – ist dies der einzige Schwachpunkt innerhalb seiner werkgetreuen Inszenierung.
Rabenald hat keine Regie-Experimente im Sinn, sondern erzählt für das Publikum absolut nachvollziehbar und detailverliebt den Weg in die Katastrophe. Da wird im Erste-Klasse-Speisesaal die Tafel richtig mit Porzellan und Tafelsilber bestückt und schnell noch ein Tischgesteck wegen eines welken Stängels ausgetauscht. Auf der Bühne wimmelt es nur so von Typen, die Rabenald als Individuen gekonnt über die extrem breite Bühne dirigiert. Auf dem zum Sinken verurteilten Schiff versuchen sich neben den Solisten auch Mitglieder von Opernchor, Singakademie, Ballett, Extraballett und Statisterie in Sicherheit zu bringen. Gerade diese dramatischen Szenen geraten authentisch und beklemmend. Karin Albertis Kostümbild unterstreicht die sozialen Unterschiede unter den Passagieren und lässt das Schiffspersonal in schnieken Uniformen aufmarschieren.
Heike Scheele hat für das Katastrophen-Spektakel einen imposanten Bühnenraum geschaffen, der über drei Geschosse in den Himmel ragt und von einer Reling und dem Ausguck gekrönt wird. Die grauen, genieteten Platten wirken wie aus Stahl und schaffen die perfekte Illusion eines Schiffes, dem das Publikum gegenüber sitzt. Auf die Außenhaut sind weiß die Umrisse der Titanic skizziert. Einzelne Segmente der Konstruktion lassen sich öffnen und geben den Blick frei auf das Innere des Luxusliners: Hoch oben die vom Steuerrad dominierte Brücke, ganz unten der verqualmte Kesselraum und dazwischen Treppen und Kabinentüren. Aus dem hohen Mittelteil fährt eine Spielfläche in Richtung der Zuschauer heraus, die für unterschiedliche Spielorte variabel genutzt wird. Der integrierte, in der Höhe variable Spielsteg kann zudem in eine gefährliche Schieflage gebracht werden.
„Titanic“ ist ein Ensemble-Musical, in dem nur wenige Darsteller sich solistisch präsentieren können. In Magdeburg gelingt dies vor allem Mitgliedern der Schiffscrew: Im Zusammensingen vom per Funk an die Liebste in England übertragenen Heiratsantrag und dem anschließenden „Die Nacht hallte wider“ harmonieren Tomas Tomke (Heizer Frederick Barrett) und Michael Ernst (Funker Harold Bride). Beide Tenöre schwingen sich mit leichtgeführten Stimmen ohne hörbare Anstrengung bis in die höheren Lagen ihrer Partien. Tomke kann zudem mit seinem großen Solo im Kesselraum punkten. Hoch über den Köpfen des Publikums singt Yong Hoon Cho im Ausguck mit sanfter Leichtigkeit „Kein Mond“. Als beflissener Steward mit Stil kümmert sich Peter Diebschlag (Henry Etches) rührend um die Passagiere. Sein eleganter, charaktervoller Tenor passt perfekt dazu. In der schwungvollen Ragtime-Nummer beweist Diebschlag Tanzsicherheit, die Iago Ramos (Bandleader Wallace Harley) ebenso vermissen lässt wie tenoralen Schmelz.
Treffend besetzt die drei Kates aus der Dritten Klasse (Ulrike Mayer, Ariane Ernesti und Evmorfia Mataxaki), deren lyrische Sopranstimmen in der großen Ensemble-Nummer „In Amerika“ aufhorchen lassen. Bettina Meske trumpft als aufgeregte, klatschsüchtige Alice Beane vor allem darstellerisch auf, ist ihrem Gatten allerdings stimmlich unterlegen. Neben Paul Sketris sattem, dunklem Bass wirkt Meskes Beltstimme streckenweise schrill und überfordert. Die Rolle des Ingenieurs Thomas Andrews, der sich im packenden Solo nach der Havarie einen Konstruktionsfehler eingesteht, ist bei Kevin Tarte in guten Händen. Auch wenn er den Ausbrüchen seiner „Vision“ stimmlich nicht immer ganz gewachsen ist und sein Bariton in diesen Passagen spröde und angestrengt klingt, gelingt ihm ein anrührendes Rollenportrait eines gebrochenen Mannes.
Ein wesentlicher Garant für den Erfolg ist die in einem eigenen Zelt rechts neben der Bühne postierte Magdeburgische Philharmonie. Volker M. Plangg schwelgt mit seinen Musikern in den für ein großes Orchester geschriebenen sinfonischen Melodien von Maury Yeston. In der wuchtigen, an eine Oper erinnernden Partitur dominieren vorlagebedingt die dramatischen Momente. Auch wenn die echte „Titanic“ am Eisberg zerschellte, in Magdeburg steuert das gleichnamige Musical in einen sicheren Hafen.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Rainer Roos Martin Wagner |
Inszenierung | Nico Rabenald |
Bühne | Heike Scheele |
Kostüme | Karin Alberti |
Choreografie | Arthur Büscher |
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CAST (AKTUELL) |
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Schiffscrew | ||||
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Kapitän E. J. Smith | Roland Fenes | |||
Heizer Frederick Barrett | Tomas Tomke | |||
Funker Harold Bride | Michael Ernst | |||
Steward Henry Etches | Peter Diebschlag | |||
Ausguck Frederick Fleet | Yong Hoon Cho | |||
Bandleader Wallace Hartley | Iago Ramos | |||
1. Offizier William Murdoch | Ulf Dirk Mädler Markus Liske | |||
2. Offizier Charles Lightoller | Thomas Matz | |||
3. Offizier Herbert Pitman | Bartek Bukowski | |||
4. Offizier Joseph Boxhall | Rossen Takorov | |||
Quartiermeister Robert Hitchens | Pawel Stanislawow | |||
Steward Andrew Latimer | Michael Mohr | |||
Page | Mario Thorhauer | |||
Stauer | Michael Mohr | |||
Musiker Taylor | Alejandro Munoz Castillo | |||
Tanzpaar Da Micos | Colombe Vanabelle Maximilian Diedrich | |||
Mitglieder der magedeburgischen Philharmonie als weitere Musiker | ||||
Passagiere der 1. Klasse | ||||
Ingenieur Thomas Andrews | Kevin Tarte | |||
Eigentümer J. Bruce Ismay | Manfred Wulfert | |||
Isidor Straus | Wolfgang Klose | |||
Ida Straus | Undine Dreißig | |||
John Jacob Astor | Frank Heinrich | |||
Madeleine Astor | Meike Funken Corinna Baldovski | |||
Benjamin Guggenheim | Lothar Heise | |||
Madame Aubert | Regina Most | |||
George Widener | Jürgen Jakobs | |||
Eleanor Widener | Veronika Schreckenbach | |||
John B. Thayer | Jörg Benecke | |||
Marion Thayer | Ulrike Baumbach | |||
Peggy Thayer | Marie-Theres Kampe | |||
Charlotte Cardozza | Gabriele Stoppel-Bachmann | |||
J. H. Rogers (alias Jay Yates) | Uwe Fischer | |||
Der Major | Peter Wittig | |||
Passagiere der 2. Klasse | ||||
Alice Beane | Bettina Meske Tabea Scholz | |||
Edgar Beane | Paul Sketris | |||
Charles Clarke | Christian Poewe Christian Bo Salle | |||
Caroline Neville | Ute Bachmaier | |||
Passagiere der 3. Klasse | ||||
Kate McGowan | Ulrike Mayer | |||
Jim Farrell | Josip Culjak | |||
Kate Murphey | Ariane Ernesti | |||
Kate Mullis | Evmorfia Metaxaki | |||
Italiener | Mihail Sandu | |||
Italienerin | Ute Bachmaier | |||
Tscheche | Paul Sketris | |||
3 Männer | Bartek Bukowski Pawel Stanislawow Rossen Takorov |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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