Küchen-Revue (2007)
Heimathafen Neukölln, Berlin

Wie in einer lieblosen Firmenkantine wird ein lauwarmer Lieder-Eintopf mit nur wenig gehaltvoller Einlage serviert. Die undurchsichtige Brühe ist weder Fisch noch Fleisch und wird von den Verantwortlichen mit überflüssigen Regie-Zutaten gestreckt. Auch das singende Personal hinterlässt mit zwei Ausnahmen einen schalen Nachgeschmack.

Nach den vielen TV-Koch-Shows, jetzt eine Küchen-Revue auf der Bühne. Schade, dass der Liederabend mit der titelgebenden Örtlichkeit nur wenig am Hut hat. Wer gesungene Rezepte, musikalisch-schmissiges Brutzeln oder getanztes Abspülen erwartet, der wird bitter enttäuscht. Stattdessen konzentriert sich das Kreativ-Team Thomas Maul (Texte), Dirk Rave (Regie) und Christoph Reiche (Choreografie) auf das Beziehungswirrwarr zwischen dem Küchen- und Servierpersonal eines Restaurants. Das spitzt sich derart zu, dass im Laufe der Show eine Dame im Lara Croft-Outfit und eine Köchin den kellnernden Macho-Playboy per Bratpfanne ins Jenseits befördern und ihn in der Tiefkühltruhe verstauen. Wenn jener Paolo dann aus seinem kühlen Grab kriecht, singt er „Der Mond ist aufgegangen“. Unpassender kann diese Szene nicht enden. Zwar wird die an den Haaren herbeigezogene Story titelgerecht auch mit Lebensmittel- und Kochsongs im weitesten Sinne garniert („Candyman“ oder „Iss es“, der deutschen Version von Michael Jacksons „Eat It“). Diese bilden allerdings die Ausnahme. Witziger Höhepunkt dieses schmalen Repertoires ist der Song „Stroganoff“, der den Ursprung des geschnetzelten Gerichts nacherzählt. Pianist und Gitarrist Jan Giese (musikalische Leitung) und Kontrabassist Klaus Leideck sind nicht nur hierbei aufmerksame und schwungvolle Begleiter.
Unklar ist die Aufgabe der hinter ihnen leicht erhöht postierten Herren. Während der Beobachter links weitestgehend stumm Tee trinkt und Kekse knabbert, darf der Beamtentyp rechts immer wieder senkrechte oder waagerechte Striche auf einem an einer Tafel befestigten Blatt notieren. Hier sind die 24 Songs der Show durchnummeriert aufgelistet. Das Gesangsensemble zeigt bei seinen Auftritten immer wieder beiläufig diese Nummern, die auf Requisiten oder Kostümen geschickt integriert sind. Werden hier falsch intonierte Songs verwaltet? Dieser Eindruck drängt sich auf, denn mit Ausnahme von Natascha Menzel und Kevin Booker haben alle anderen Darsteller mit stimmlichen Defiziten zu kämpfen. Auch wenn das gospelartig angelegte Ensemble-Finale „Heiße Törtchen“ versöhnlich stimmt: Das Schauspiel Neukölln sollte auch mit Blick auf sein Ensemble genau überlegen, welche Stücke es seinem Publikum servieren kann, ohne sich dabei gehörig die Finger zu verbrennen.