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Das Musical „Die Schwarzen Brüder“ geht in die 2. Spielzeit. Nach der Weltpremiere und 40 Aufführungen in der Stahlgiesserei Schaffhausen findet am 1. Dezember die Premiere für 64 weitere Aufführungen statt.
Georgij Modestov (Komposition) und Mirco Vogelsang (Libretto, Regie) thematisieren mit ihrem Musical ein dunkles Stück italienisch-schweizerischer Arbeitergeschichte. Dies tun sie mit viel Fingerspitzengefühl und Verständnis für die Umstände dieser Epoche. Einige überraschende Details, die vielfältigen Choreographien und das überzeugende Ensemble wiegen die Schwächen des Stücks, vor allem im Bezug auf die Liedtexte, bei weitem auf.
Die alten Fabrikhallen der Stahlgießerei in Schaffhausen bieten den perfekten Rahmen für die Uraufführung der „Schwarzen Brüder“ und werden durch den Lichtkünstler und Co-Produzent Gerry Hofstetter wirkungsvoll beleuchtet. Überwältigend ist auch die Höhe und Weite des Aufführungssaales und die Dimensionen der Bühne. Leicht könnten sich hier die einzelnen Szenen verlieren, aber durch die geschickte Lichtregie von Gerrit Jurda werden die nötigen Akzente gesetzt, um den Fokus auf die jeweilige Spielfläche zu lenken. Das Bühnenbild von Eva Haberlandt erinnert an ein Puppenhaus und besteht im Wesentlichen aus sechs Zimmern auf zwei Ebenen, die durch die jeweiligen Hintergrundprojektionen in Küche, Schenke, Wohn- und Schlafzimmer oder Markthallen und Geheimverstecke verwandelt werden. Diese Elemente können in der Tiefe verschoben werden und unterstützen so die Intimität eines Moments oder lassen auf der anderen Seite viel Platz für die Ensemble- und Tanzsequenzen. Die Projektionsflächen werden auch für Schattenspiele und für das Abspielen eines Videos genutzt. Als Glanzstück flattert darüber ein ganzer Taubenschwarm, in dessen Flügelschlägen sich die Silhouette des Mailänder Doms auflöst.
Vor dieser imposanten Kulisse wird während rund zweieinhalb Stunden die dramatische Geschichte von Giorgio und seinen Freunden erzählt. Dass die Schwere des historischen Stoffes nicht das Vergnügen eines Theaterbesuches beeinträchtigt, ist vor allem dem Komponisten Georgij Modestov zu verdanken. Seine Melodien sind geprägt von Leichtigkeit und Hoffnung. Die Komposition ist stark klassisch geprägt und wird durch das 21st Century Orchestra unter der Leitung von Ludwig Wicki eindrücklich interpretiert. Trotz der eindeutig klassischen Ausrichtung fehlen auch E-Gitarre, Keyboard und Schlagzeug nicht, was vor allem in dem Song „Sturm in meiner Seele“ absoluten Gänsehauteffekt hat.
Die Choreographien von Guido Markowitz pendeln ebenfalls zwischen klassischem und modernem Musiktheater. Manchmal erinnern seine Schrittfolgen an den genialen Kaminfegertanz aus dem Film „Mary Poppins“ oder einen quirligen Square-Dance, dann wieder fühlt man sich erinnert an die Arbeit von Dennis Callahan bei „Elisabeth“. Überraschend bringen die „Mailänder Wölfe“, unterstützt durch professionelle Break-Dancer, vor der Pause eine Hip-Hop-Nummer, die zum tänzerischen Highlight wird.
Eine besondere Herausforderung ist das Stück für die Maskenbildner Marc Hollenstein und Dorothea Stich, die mit Rollennamen wie „der Mann mit der Narbe“, „der Einäugige“ oder „der Blatternarbige“ konfrontiert werden. Sie lösen ihre Aufgabe bestens. Ebenfalls gelungen sind die Kostüme von Erna Büchel. Sie peppt mit Farbtupfern und witzigen Details die Kostüme dever auf, die laut Buch nicht mit rußverschmierten, zerschlissenen Kleidern auszustatten waren.
Die Liedtexte von Mirco Vogelsang sind der eigentliche Schwachpunkt der Produktion. Sie schleppen sich holpernd von Reim zu Reim, bedienen sich abgegriffener Klischees wie „Ich schicke Dir den Sonnenschein, dann bist Du nicht allein“. In einzelnen Nummern ist dennoch ein Hauch von Poesie erkennbar, so zum Beispiel bei „Am Ende der Welt“ und „Dezemberwind“. Diese Songs unterscheiden sich so stark von den übrigen Stücken, dass die Vermutung nahe liegt, dass Co-Autorin Maike Tschirner hier kräftig mitgewirkt haben könnte.
Dass das Publikum über diesen Schwachpunkt großzügig hinwegsieht, ist vor allem der hervorragenden Interpretation durch die ausnahmslos tollen Darsteller zu verdanken. Als erstes sei hier Alexander Rupp in der Rolle des Giorgio genannt. Er hat mit seinen 12 Jahren schon eine beachtliche Bühnenpräsenz und überzeugt vor allem auch im Duett mit den erwachsenen Darstellern durch absolute Tonsicherheit. Stimmlich ebenfalls überzeugend steht ihm Marius Knecht als Alfredo zur Seite. Leider kann er sein gut gesungenes Deutsch nicht in die Sprechstimme übertragen und lässt mit seinem eher korpulenten Körperbau die Szene, in der Alfredo geschwächt durch Hunger und Krankheit stirbt, eher grotesk wirken.
Gilles Tschudi überzeugt in der Rolle des Antonio Luini sowohl als brutaler, auf Gewinn fixierter Kinderschlepper wie auch als zweifelnder, mit dem Schicksal hadernder Trinker. Dem Schweizer Publikum eher als Schauspieler bekannt, überrascht er zudem mit seiner ausdrucksstarken, vollen Stimme. Peter Zeug und Corin Curschellas bilden als Herr und Frau Rossi stimmlich wie auch von der darstellerischen Intensität her ein harmonisches Paar. Stephan Luethy als deren Sohn Anselmo hat die undankbare Aufgabe, von Anfang bis Ende des Stücks den Part des Fieslings zu übernehmen und er tut dies ohne Rücksicht auf Publikums-Sympathien. Eine Entdeckung für die Schweizer Musicalszene ist Irene Peios als Angeletta. In der Rolle als sterbenskrankes Mädchen daran gehindert, durch viel Bewegung die Blicke auf sich zu ziehen, überzeugt sie durch natürliches, gefühlvolles Spiel und vor allem durch ihre kraftvolle und warme Stimme. So wird auch das Duett „Du bist nicht allein“ mit Alexander Rupp zu einem Höhepunkt der Produktion.
Auch Tim Müller, Tino Andrea Honegger, Rainer Bräuer, Christian Sollberger, Jochen Schaible und Jörk Aigte sind bisher eher unbekannte Namen in der Schweiz. Sie legen als „Mailänder Wölfe“ aber eine derart packende, mitreißende Show auf die Bretter, dass man nur hoffen kann, den einen oder anderen Namen wieder in einer anderen Besetzungsliste zu entdecken.
Eine sehenswerte Produktion, die dank eines großartigen Ensembles, berührender Musik und einer tollen visuellen Umsetzung überzeugt.
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KREATIVTEAM |
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Regie | Mirco Vogelsang |
Komposition | Georgij Modestov |
Musikalische Leitung | Ludwig Wicki |
Choreographie | Guido Markowitz |
Bühne/Requisite | Eva Haberlandt |
Lichtdesign | Gerrit Jurda |
Lichtkonzept | Gerry Hofstetter |
Kostüme | Erna Büchel |
Art Director | Till Gmür |
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CAST (AKTUELL) |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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