Liebesgesänge I-II (2006)
dietheater Künstlerhaus, Wien

In der Peter-Kern-Produktion „Liebesgesänge I – II“ spielt Andreas Bieber einen Sexual-verbrecher. Kern wurde auf Bieber in der Rolle der Hedwig aufmerksam. „Liebesgesänge I“ schrieb Kern frei nach dem Film „Un Chant D’Amour“ von Jean Genets, der zweite Teil hat keine Vorlage. Bieber spielt darin den Häftling Luzien.

LIEBESGESÄNGE I
Die Insassen eines Gefängnisses versuchen unter der strengen Aufsicht des sadistischen Wärters, miteinander zu kommunizieren und Liebesbotschaften auszutauschen.

Eine Wand wird geküsst, geschlagen und durchbohrt. Sie trennt die Objekte der Begierde voneinander. In ihren Zellen sind die Häftlinge ihrem Verlangen und ihren Körpern allein überlassen. Nur dem sadistischen Aufseher ist mit seinen verborgenen Blicken durch das Guckloch der Gefängnistür sexuelle Erregung mit fremden Männerphantasien gestattet.

Ein Stück aus Körpersprache und Geräuschen
Arme, Hände, Gesichter, Oberkörper werden in weichem Licht inszeniert. Zellentüre knallen, Klospülungen irritieren, Schreie, Lachen, lauter Atem, weinen, zartes Kichern. Das steht in hartem Kontrast zur brutalen und freudlosen Welt des Gefängnisses, so dass sich der narzisstische Selbstbezug der Insassen in einem stummen „Lied der Liebe“ mit Bildern von Einsamkeit, Frustration und Verlangen verbindet.
Das alles steht in einem Zusammenhang, der Symbol und Traum als das darstellt, was es ist: Flucht aus der Erniedrigung. Erotische Verhältnisse sind Machtverhältnisse.

LIEBESGESÄNGE II
Peter Kern erzählt die Geschichte eines farbigen Altstars (Miriam Goldschmid) und Ihres unterdrückten Ehemanns (Heinrich Herki).
In einem Wiener Beisl sitzt ein berühmter alter Filmstar umgeben von einem Haufen Zeitungsausschnitten und gesammeltem Abfall des Alltags. Hier liegt ihre Seele, gesammelt und aufbewahrt, verstaubt und getreten. Sie sitzt oft mit ihrem Mann hier und wartet, dass Leute vorbeikommen die Sie erkennen und bewundern, aus vergangenen Tagen. Sie hat in den 60 iger 70 iger Jahren Hauptrollen in über 60 Spielfilmen gedreht. Heute wurde der Wirt zu Grabe getragen und die Stimmung der beiden ist getrübt. Selbst der Kellner ist heute zu Hause geblieben, niemand da der bedient. Ihr Ehemann zapft sich das Bier selber. Wieder sind es die alten Geschichten die sie bewegen. Wie geizig der Moser war, dass er lieber auf Reisen gewesen ist, als dass er Texte gelernt hätte.
Zwei junge Männer, Java, ein Mörder und Luzien, ein Sexualverbrecher, verirren sich in das Lokal und damit tritt die Gegenwart in das Leben unseres Altstars. Die Lebensgeschichten der Jungen werden geprägt von Lust und Hass, von Flucht und Durst. Niemand ist da der sie bedient. Der Junge schreit nach dem Ober und der Star bittet doch um mehr Respekt. Ein Generationskonflikt bahnt sich an. Doch der Konflikt hat keine Chance. Denn unser junges Paar stellt keine Fragen mehr. Die Jungen sehen die Gunst der Stunde: ein Beisl ohne Wirt, zwei alte Reiche ohne Glück?
So fangen sie ein Spiel von Schuld und Sühne an. Die Jungen sind die Schuld und die Alten können endlich rächen was sie solange am Leben gehalten hat. Dabei entdecken die Jungen, dass die Welt aus Dreck und Zeitungsausschnitten besteht und die Alten nur das Werkzeug und die Handlanger der Lügen waren. Die beiden Alten wartend auf Zuneigung und Bewunderung erkennen nicht die Gefahr. Die Jungen lassen die Alten spielen. Jetzt darf der Altstar wieder singen. Irgendwann ersticken die Jungen an dem Dreck der sie umgibt. Die Alten decken sie mit ihrem Müll, den Geschichten von Ordnung, Recht, Zusammenleben und Lügen zu.

 
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Di, 29.08.2006 20:00dietheater Künstlerhaus, WienPremiere
Mi, 30.08.2006 20:00dietheater Künstlerhaus, Wien
Do, 31.08.2006 20:00dietheater Künstlerhaus, Wien
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