Vergnügliches Rätselraten in der Weihnachtszeit: Mit erfahrenen
Schauspielerinnen und Mut zur freien Interpretation der Vorlage zeigt Pavel
Fieber eine eher boulevardeske, aber doch gelungene Bühnenadaption des
François-Ozon-Films aus dem Jahr 2001.
Alles ist bereit für ein besinnliches Weihnachtsfest im Kreise der Familie, da geschieht das Unfassbare: Der Hausherr liegt mit einem Messer im Rücken tot in seinem Bett. Sieben Frauen sind außer sich: Gaby, seine Ehefrau, die Töchter Catherine und Susanne, die Schwieger- und Großmutter „Mamy“, die Schwägerin Augustine sowie Köchin Chanel und Zimmermädchen Louise kommen allesamt als Täterinnen in Frage. Als außerdem Pierrette, die Schwester des Toten, auftaucht, zeigt sich nach und nach: Jede der acht Damen hat ein Motiv!
Die Kulisse für die groteske Handlung bildet der behagliche Salon eines französischen Landhauses, in dem die acht Darstellerinnen souverän agieren. Silke Popp als altkluge Susanne und Ellen Treede als quirlige Catherine füllen ihre Rollen hervorragend aus, Eva Schocke begeistert als Großmutter mit trockenem Humor und bei ihrem „Kriminaltango“ mit wunderbar tiefer Gesangsstimme. Hier und bei einigen anderen Songs ließ sich Choreografin Mecki Fiedler originelle tänzerische Begleitungen durch die restlichen Frauen einfallen. Ilona Wiedem, die fast schon zum Inventar des Rémond gehört, gibt die flatterhafte Pierrette exzellent, und auch Franziska Küpferle als Madame Chanel und Barbara Hánys als Louise wissen zu überzeugen. Den größten Eindruck, allerdings auch in der dankbarsten Rolle des Stücks, hinterlässt Gudrun Gabriel als alte, sich ständig selbst bemitleidende Jungfer Augustine: mit trockenen Kommentaren und weinerlicher Stimme sorgt sie mehrfach für großes Gelächter im Publikum. Lediglich Ingeborg Meyer bleibt in der Rolle der Gaby, die anfangs die Situation unter Kontrolle zu haben scheint und später verzweifelt vor den Scherben ihrer Existenz steht, etwas blass.
Zwar haben einige der Damen bereits in Musicals mitgewirkt, jedoch steht bei „Acht Frauen“ eindeutig das Schauspiel im Vordergrund, die Gesangseinlagen sind eher ironische Einschübe denn vollwertige Bestandteile des Stücks. So kann Barbara Hánys auch als Einzige mit einer wirklich starken Gesangsstimme aufwarten, alle anderen hangeln sich mehr oder weniger, teilweise mit Sprechgesang, durch ihre Songs. Die Untermalung hierzu kommt von Cordula Hacke am Keyboard, die zwar souverän begleitet, sich und den Zuhörern aber mit billig klingendem Sound keinen Gefallen tut.
Während sich die Bühne (Tom Grasshof, „Die letzten 5 Jahre“) eindeutig an der Filmvorlage orientiert, nahm Regisseur Pavel Fieber einige gravierende Änderungen an der Handlung vor. Zwischen Gaby und ihrer verhassten Schwägerin Pierrette entwickelt sich keine erotische Spannung; Susanne ist zwar schwanger, aber nicht von ihrem Vater; und die im Film von Deneuve, Huppert & Co vorgetragenen französischen Chansons sucht man vergebens: Fieber ersetzte sie durch selbst gewählte Songs, die mal vorzüglich auf die Situation passen (Augustine mit „Ich bin ja so allein“ von Peter Kraus), mal vollkommen fehl am Platz sind (Ingeborg Meyer singt doch tatsächlich „Ich gehör nur mir“ aus „Elisabeth“, und zwar mit einer für diesen Song vollkommen ungeeigneten Nachtclubstimme!). Vermutlich hat Fieber dem Durchschnittspublikum des altehrwürdigen Rémond-Theaters zuliebe die Pikanterien ausgespart und zu Gunsten der Verständlichkeit auf deutsche Songtexte und altbekannte Melodien gesetzt.
Insgesamt ein vergnüglicher Theaterabend mit nicht ganz ernstzunehmenden Gesangseinlagen, für dessen Genuss es von Vorteil ist, den Film verpasst zu haben.
Regie – Pavel Fieber
Bühne – Tom Grasshof
Choreografie – Mecki Fiedler
Musikalische Leitung – Cordula Hacke
Besetzung:
Gaby – Ingeborg Meyer
Susanne – Silke Popp
Catherine – Ellen Treede
Mamy – Eva Schocke
Augustine – Gudrun Gabriel
Louise – Barbara Hánys
Mme Chanel – Franziska Küpferle
Pierrette – Ilona Wiedem
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