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Das vielgespielte Rockmusical von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice in einer mit viel Finesse ausgefeilten, symbolträchtigen Inszenierung von Wolf Widder. In den Hauptrollen der Berliner Rocksänger Dirk Zöllner als Jesus sowie Matthias Otte und Matthias Pagani alternierend als Judas.
Widders Inszenierung zeichnet sich vor allem durch ihre Liebe zum Detail aus, verliert aber dennoch nicht den Blick fürs Ganze aus dem Auge. Sei es die Symbolik der Kostüme, die geschickten Variationen von Texten und Arrangements oder auch die kleinen Feinheiten der Umsetzung – die Aufführung ist durchdacht.
Wenn Jesus (Dirk Zöllner) und seine Gefolgschaft in bunte Hippie-Gewänder gehüllt durch die monotonen grauen Massen des Volkes ziehen, dann wird die Stellung des Nazareners deutlicher als in so manch anderer Inszenierung: Jesus wird gefeiert wie ein Star, doch der Jubel des Volks ist eher stumpfsinniger Gruppenzwang als echter Enthusiasmus und dreht sich mit dem Wind. Dass die Bühne der Staatsoperette eigentlich zu klein für die großen Volks-Szenen ist (zumal die Band etwa ein Drittel des vorhandenen Platzes einnimmt), lässt die Massen nur noch bedrohlicher erscheinen. Jesus selbst verschließt seine Augen vor dem herannahenden Unheil: Zöllner legt die Titelfigur über lange Strecken des Stücks als selbstgerechten doch gleichzeitig arglosen Rockstar an, der Love & Peace predigt und lebt, sich in seinem Ruhm sonnt und erst beim letzten Abendmahl den Ernst der Lage zu verstehen beginnt. – Die Interpretation funktioniert, nicht zuletzt weil ihm mit Matthias Ottes Judas ein perfekt abgestimmter Antagonist entgegengestellt wird, der in seinen Auseinandersetzungen mit Jesus rational bleibt und sich nicht zu übermäßigen Wutanfällen hinreißen lässt.
Judas ist von Anfang an Sympathieträger der Aufführung: die Stimme der Vernunft, die von Jesus einmal zu oft ignoriert wird, und schließlich zur tragischen Figur wird. Kurz vor und nach Judas‘ Verrat läuft Otte zu Höchstform auf und bewegt mit seiner intensiven Darstellung des Dilemmas zwischen Handlungsbedarf, um Jesus‘ gefährlichen Höhenflug zu stoppen, und Loyalität zu seinem Freund. Mit seinem modernen Outfit, der kurzhaarigen roten Punk-Frisur und den Tattoos ist Judas klar als Außenseiter gekennzeichnet, der sowohl aus dem Gefolge der Hippie-Jünger als auch aus dem Grau der Massen nur allzu deutlich heraus sticht – fast schon so, als sei er seiner Zeit voraus.
Bei der Darstellung von Maria Magdalena (Sarah Schütz) steht in Widders Inszenierung weniger die Dreiecksbeziehung mit den beiden männlichen Hauptrollen im Mittelpunkt als vielmehr ihr Hadern mit sich selbst und ihre Wandlung vom schillernden Groupie zur klagenden Witwe. Schütz singt ihre Soli gefühlvoll und mit starker Stimme, aber letztendlich sind es vor allem die stillen Momente der Maria Magdalena, die in Erinnerung bleiben: die Verzweiflung, mit der sie sich bei „Lass uns neu beginnen?“ die wallenden roten Haare abschneidet und das Make-up abwischt, die versteinerte Resignation bei der Kreuzigung Jesu.
Es ist insgesamt eine düstere, symbolträchtige Inszenierung: Pilatus (Christian Grygas) entsinnt sich seiner nächtlichen Vision während der Morgentoilette und schneidet sich prompt beim Rasieren. Der von Schuldgefühlen gebeutelte Judas schreibt noch ‚Freiheit‘ an die Wand, bevor er Selbstmord begeht und die Kreide von Blut verdeckt wird. Und Pilatus kündigt zwar an, sich die Hände in Unschuld zu waschen, greift dabei aber in Wasser, das mit dem Blut Jesu getränkt ist. Selbst Herodes‘ Song entbehrt der häufig dafür herbeizitierten Komik und gewinnt gleichzeitig eine neue Härte. Einzig der Titelsong „Jesus Christ Superstar“ kommt als ‚Aufheiterer‘ mit Engeln in rosa Tutus und einem bis zur Unkenntlichkeit gewandeltem Judas daher und will sich dementsprechend so gar nicht in die restliche Aufführung einfügen.
Gespielt wird zwar die deutsche Fassung von Anja Hauptmann, doch dank einiger überaus gekonnter Textabänderungen und sparsamer Einbindung der englischen Originaltexte gelingt hier der Spagat zwischen Verständlichkeit und Poetik. Die teils gefühlvollen, teils dramatischen Arrangements der Michael Fuchs-Band verstärken die atmosphärische Dichte.
Nicht nur das Dreigespann der Protagonisten bringt starke Stimmen und eine differenzierte Rolleninterpretation mit, auch jede einzelne der kleineren Rollen ist nahezu ideal besetzt – sei es Jens Winkelmann als Simon, der mit rockiger Stimme zur Revolution aufruft, die drei Hohepriester Herbert G. Adami, Christian Theodoridis und Mirko Poick, die im wohlklingenden Chor aus Angst vor Machtverlust den Untergang des Heilands heraufbeschwören, Christian Grygas als Stadthalter Pilatus zwischen Härte und Ohnmacht, oder auch Marcus Günzel (Petrus) und Bernd Könnes (Herodes).
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Michael Fuchs |
Inszenierung | Wolf Widder |
Choreografie | Silvana Schröder |
Ausstattung | Katja Schröder |
Choreinstudierung | Martin Wagner |
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CAST (AKTUELL) |
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Jesus von Nazareth | Dirk Zöllner |
Judas Ischariot | Matthias Otte Andrea Matthias Pagani |
Maria Magdalena | Judith Jakob Sarah Schütz |
Pontius Pilatus | Christian Grygas Gerd Wiemer |
Herodes | Bernd Könnes Christian Theodoridis |
Kaiphas | Herbert G. Adami |
Petrus | Marcus Günzel |
Annas | Bernd Könnes Christian Thodoridis |
Simon Zelotes | Jens Winkelmann |
3 Soulgirls | Constanze Eschrig Romy Hildebrandt Jeannette Oswald |
1. Prister | Bernd Könnes Christian Theodoridis |
2. Prister | Tobias Märksch |
Mädchen am Feuer | Romy Hildebrandt |
Soldat | Ji Hoon Kim Gernot Koppitz |
Alter Mann | Dag Hornschild |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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