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„Candide“ (nach Voltaires gleichnamigen Roman) erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der bei einer Reise feststellt, wie grausam die Welt ist. Mit ihren sehr klassischen Kompositionen von Leonard Bernstein richtet sich die aufwändige, abstrakte Inszenierung in Krefeld/Mönchengladbach eher an Liebhaber von Opern und erscheint in der Sparte „Musical“ fehl am Platz.
Mit Musicals wie „Cabaret“ und „Anatevka“ fiel das Stadttheater Krefeld/Mönchengladbach in den vergangenen Jahren nicht gerade durch eine besonders originelle Stückauswahl auf. Umso größer war die Überraschung, als für die Saison 2005/06 das selten gespielte „Candide“ von Leonard Bernstein („West Side Story“) angekündigt wurde. Mit etwa 40 Musikern im Orchestergraben und einem ebenso großen Opernchor, der die Solisten auf der Bühne unterstützt, zeigt das Drei-Sparten-Haus eine recht aufwändige Produktion. Doch wirklich überzeugen konnte „Candide“ am Premierenabend in Mönchengladbach nicht: Die verworrene Handlung, die klassische Partitur und die abstrakte Inszenierung stellten zu hohe Ansprüche an ein Publikum, das mit der Erwartung ins Theater gekommen war, ein gewöhnliches Musical zu sehen.
„Candide“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Voltaire. Der Titelheld ist anfangs davon überzeugt, „in der besten aller Welten“ zu leben, bekommt aber auf einer Weltreise die Grausamkeit der Realität zu spüren. Er gerät in Kriege, Naturkatastrophen und menschliche Hinterhalte. Seine Weggefährten werden regelmäßig ermordet, tauchen jedoch auf der nächsten Reisestation plötzlich wieder mit neuer Identität auf. Das Stück philosophiert über Optimismus und Pessimismus – mit dem Fazit, dass man die Welt einfach so hinnehmen muss, wie sie ist.
Die völlig abstruse Handlung geht mit den skurril überzeichneten Charakteren einher. Das Stück ist als Farce konstruiert, bei der die komischen Figuren im starken Kontrast zu den Inhalten ihrer Dialoge stehen, in denen es zumeist um „Tod“, „aufgeschlitzte Körper“ und „brutale Vergewaltigungen“ geht. Dieser Gegensatz soll wohl das ständige Schwanken zwischen Optimismus und Pessimismus widerspiegeln. Zum Publikum hin schafft er jedoch Distanz – weil man bei einer so ungewöhnlichen Kombination der ästhetischen Mittel weder herzhaft über die Späße lachen kann, noch die schrecklichen Ereignisse als wirklich grauenhaft empfindet. Das mag Absicht sein, führt jedoch dazu, dass man schnell das Interesse an der Geschichte verliert und beginnt, sich zu langweilen.
Bei einer solchen Vorlage hatte es Regisseur Wolfgang Lachnitt zugegebenermaßen nicht leicht. Er inszeniert das Stück sehr lebendig: Wenn sich nicht gerade die Figuren umher bewegen, fahren große Hebebühnen rauf und runter. Einige lustige Ideen – wie pantomimische Kutschfahrten – sorgen für Heiterkeit im Publikum. Als sich dann im zweiten Akt die Ereignisse überschlagen, fehlt aber ein deutlicher Spannungsbogen. Das Bühnengeschehen wirkt hektisch und unkoordiniert.
Musikalisch bietet das Werk anspruchsvolle klassische Kompositionen, die eher dem Genre Oper angehören. Sie werden zwar – je nach Candides Reisestation – durch Folklore-Einflüsse aufgelockert (zum Beispiel durch Tango-Rhythmen in Spanien), sind aber zu komplex, um im Ohr haften zu bleiben.
Als Solisten überzeugen Hans-Jürgen Schöpflin (Candide), Jeanette Wernecke (Cunegonde), Christoph Erpenbeck (Voltaire/Pangloss) und Carin Schenk-Schmidt (Alte Lady) mit gut ausgebildeten klassischen Stimmen. Ihre plakativen Rollen geben ihnen leider kaum die Möglichkeit, schauspielerisch mehr als ein paar gekonnte Slapstick-Einlangen zu zeigen.
Wie bei vielen Opern-Inszenierungen leidet auch bei „Candide“ die Textverständlichkeit der Sänger stark unter dem imposanten Klang des großen Orchesters (Leitung: Graham Jackson). Besonders gravierend fällt dies bei den Chorstücken auf, bei denen man leider kein einziges Wort versteht. In Kombination mit der schwierigen Thematik ist dies auch der entscheidende Faktor, der beim Zuschauer den letzten Funken Interesse an der Geschichte auslöscht.
Die Bühne von Rüdiger Tamschick arbeitet mit verschiedenfarbigen Vorhängen, Schiebewänden und einer großen Tischtafel, die sich durch eine Umdrehung in eine Blumenwiese verwandeln lässt. Mit Hilfe von Nebel- und Windmaschinen sowie stimmungsvollen Beleuchtungseffekten werden Stürme, Schiffbrüche und Kriegsschlachten gelungen dargestellt. Von der Decke fallende, rote Styropor-Brocken symbolisieren einen Vulkanausbruch. Tamschicks Bilder sind stets schön anzusehen, in manchen Szenen aber ein wenig zu abstrakt und modern, um dem Zuschauer als Orientierungshilfe im Handlungschaos zu dienen.
Elke König hat für die Solisten authentische Barockkleidung geschaffen. Der größte Teil ihrer Arbeit steckt aber wohl in den vielfältigen Kostümen des Chors, der jeweils die Bevölkerung von Candides Reisestationen darstellt. Mal komplett in Gold, mal in Weiß, mal in Rot – ob als Matrosen, Sklaven oder Venezianische Oberschicht – die Damen und Herren sehen immer adrett aus und bieten optisch viel Abwechslung.
Trotz des Aufwands verlässt man nach fast drei langwierigen Stunden das Theater, ohne recht zu wissen, was man eigentlich gerade gesehen hat. Für eine Oper war es zu albern, für ein Musical zu schwerfällig. Am besten lässt es sich wohl als „abstrakte Operette“ bezeichnen. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb „Candide“ so selten in der Musicalsparte deutscher Stadttheater auftaucht.
Musical in 2 Akten
Text von Hugh Wheeler nach dem Roman „Candide ou L’Optimisme“ (1759) von Voltaire
Gesangstexte von Richard Willbur
Deutsch von Stephan Kopf, Zelma und Michael Millard
Musik von Leonard Bernstein (1919 – 1990)
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Graham Jackson |
Inszenierung | Wolfgang Lachnitt |
Bühne | Rüdiger Tamschick |
Kostüme | Elke König |
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
CAST (AKTUELL) |
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Voltaire/Pangloss/Cacambo/Martin | Christoph Erpenbeck |
Alte Lady | Kerstin Brix Carin Schenk-Schmidt |
Candide | Timothy Richards Hans-Jürgen Schöpflin |
Cunegonde | Debra Hays Jeannette Wernecke |
Maximilian | Simon Pauly |
Paquette | Uta Christina Georg Susanne Seefing |
Gouverneur/Vanderdendur/Ragotski | Walter Planté Kairschan Scholdybajew |
in weiteren Rollen | Markus Heinrich Tobias Pfülb Hayk Dèinyan Matthias Wippich Man-Taek Ha Rochus Triebs Manfred Feldmann Nele van Deyk Ursula Gröger |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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So, 29.01.2006 20:00 | Theater, Mönchengladbach | Premiere | |||||||
Di, 31.01.2006 20:00 | Theater, Mönchengladbach | ||||||||
Mi, 15.02.2006 20:00 | Theater, Mönchengladbach | ||||||||
▼ 16 weitere Termine einblenden (bis 17.06.2006) ▼ | |||||||||
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Sa, 18.02.2006 20:00 | Theater, Mönchengladbach | ||||||||
Mi, 22.02.2006 20:00 | Theater, Mönchengladbach | ||||||||
Fr, 24.02.2006 20:00 | Theater, Mönchengladbach | ||||||||
So, 05.03.2006 19:30 | Theater, Mönchengladbach | ||||||||
Fr, 10.03.2006 20:00 | Theater, Mönchengladbach | ||||||||
Sa, 01.04.2006 20:00 | Theater, Mönchengladbach | ||||||||
Sa, 15.04.2006 20:00 | Theater, Mönchengladbach | ||||||||
Do, 20.04.2006 20:00 | Theater, Mönchengladbach | ||||||||
Di, 25.04.2006 20:00 | Theater, Mönchengladbach | ||||||||
So, 07.05.2006 19:30 | Theater, Krefeld | ||||||||
Di, 09.05.2006 20:00 | Theater, Krefeld | ||||||||
Do, 11.05.2006 20:00 | Theater, Krefeld | ||||||||
Fr, 19.05.2006 20:00 | Theater, Krefeld | ||||||||
Mi, 31.05.2006 20:00 | Theater, Krefeld | ||||||||
So, 04.06.2006 19:30 | Theater, Krefeld | ||||||||
Sa, 17.06.2006 18:30 | Theater, Krefeld | ||||||||
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