Ich Habe Fertig! (2005 - 2008)
Westfälisches Landestheater, Castrop-Rauxel

Nonnen und Fußball? Im Countdown auf die WM 2006 taugt selbst diese ungewöhnliche Kombination als Musicalstoff – jedenfalls mehr oder weniger. „Ich habe fertig“ von Tankred Schleinschock nutzt den aktuellen Fußballboom in Deutschland und verknüpft ihn mit einer skurrilen Handlung.

Die ist schnell erklärt: Unbekannter Mann verirrt sich in ein Kloster voller fußballbegeisterter Nonnen. Zudem sucht die bekannte Sängerin Claudia Carnevale ihren vermissten Mann, den Nationaltorwart Rigobert Abbandonato – wie sich diese Geschichte zusammenfügt, dürfte wohl nicht schwer zu erraten sein. Die wirklich einfache Handlung ist gespickt mit Pop-, Gospel- und Musicalsongs, die kurzweilig unterhalten.
Schade, dass in dieser Inszenierung das Verhältnis zwischen gelungenen, witzigen Szenen und langen platten Gags sowie dramaturgisch zeitweilig unnötig eingefügten Songs nicht sehr ausgewogen ist. Außerdem hätte man verstärkt auf bekanntere Songs setzen sollen – davon leben revueartige Musical dieses Formats schließlich. Durch Nutzung unbekannter und eher durchschnittlicher Songs verpufft die ein oder andere Szene, sogar das Finale verliert dadurch an Kraft.
Trotzdem macht es wirklich Spaß, die witzigen Interpretationen von Ariane Clairmont, Vesna Buljevic, Gerrit Pleuger und Andrea D. Börner als verrückte Nonnen zu erleben. Sie singen mal besser, mal schlechter – was nicht weiter schlimm ist, steht doch in einer ausgelassenen Komödie der Spaß und nicht der Ausdruck an erster Stelle. Stimmlich sticht aus dem Ensemble Claudia Neuland als Popstar Claudia Carnevale hervor, die Klassiker wie „Think“, „Fever“ und „Your Song“ geben darf und solide meistert. Pastor Schneider wird von Guido Thurk als Helge-Schneider-Persiflage mal richtig witzig, mal enervierend langatmig angelegt.
Negativ fällt das wirklich hässliche Einheitsbühnenbild von Georgia Zervoulakos de la Forge auf, das zwar effizient genutzt werden kann, aber durch sein künstliches, einfaches Erscheinungsbild schon fast an Amateurtheater erinnert. Ein bewusst comic-haftes Bühnenbild hätte zum Beispiel besser gepasst.
Ingesamt bietet der Abend mittelprächtiges Musiktheater, das weitaus schlechter sein hätte können – aber trotzdem nicht ausreichend unterhält, um eine Empfehlung auszusprechen. Das Premierenpublikum jedenfalls hat „Ich habe fertig“ nicht wirklich mitgerissen: Standing Ovations folgten erst, als Tankred Schleinschock, in Personalunion Regisseur, Musikalische Leiter und Autor des Stückes, die Zuschauer dazu animierte.