Anatevka
Freilichtbühne am Roten Tor, Augsburg

„Wenn ich einmal reich wär…“ träumt Tevje, zugleich gottesfürchtiger Traditionalist sowie jüdisches Schlitzohr. Ja, „dann baute er ein wunderschönes Haus, brauchte er nicht zur Arbeit, und seine Frau Golde stolzierte stolz herum, beladen mit Geschmeide.“ Freilichtproduktion des Augsburger Theaters.

Zunächst aber plagen den Milchmann im ukrainischen Dörfchen Anatevka zu Beginn des 20. Jahrhunderts ganz alltägliche Sorgen: Wie die drei Töchter standesgemäß und vor allem lukrativ mit Hilfe der Heiratsvermittlerin Jente unter die Haube bringen? Zudem Zeitel, Hoddel und Chava ganz andere Vorstellungen von romantischer Liebe haben und dem Papa einen gehörigen Strich durch seine Pläne machen. Zeitel schlägt den reichen Metzger Lazar Wolf aus und heiratet den armen Schneider Mottel, Hoddel verliebt sich in den revolutionären Studenten Perchik und Chava tut sich gar mit dem andersgläubigen Russen Fedja zusammen. Doch noch etwas anderes als familiäre Sorgen und der tägliche Kampf um ein erträgliches Auskommen machen Tevje und den Seinen zu schaffen: Pogrome gegen die überwiegend jüdische Bevölkerung Anatevkas stehen bevor. Familien werden auseinander brechen, vielen bleibt nur die Flucht nach Palästina oder Amerika. Den ewigen Funken Hoffnung symbolisiert der zurück bleibende Geiger auf dem Dach: „Jeder von uns versucht, eine einschmeichelnde Melodie zu spielen, ohne sich dabei das Genick zu brechen.“
Eine reiche Musik mit Anklängen an jüdische Folklore, pralle Volksszenen, kräftig gezeichnete Charaktere und jüdischer Humor und Sprachwitz prägen das Musical Anatevka. Darüber hinaus aber gemahnt die Geschichte um die Menschen von Anatevka, bei der Lachen und Weinen so nah beieinander liegen, an Vorurteilslosigkeit, Toleranz und Liebe. Weit über das „Schtetl“ Anatevka hinaus in unsere Zeit, in unsere Welt, nach Tschetschenien, dem Nahen Osten…
Beinahe das komplette Schauspielensemble des Theaters Augsburg, Musiktheater-Solisten, Ballett-Theater, Chor- und Extrachor, umfangreiche Statisterie sowie das Philharmonische Orchester Augsburg finden sich unter der Regie von Reinhardt Friese und der musikalischen Leitung von Henning Kussel zusammen.

 
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